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Der große Galaktiker

Der große Galaktiker

Titel: Der große Galaktiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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alle auf ihre Plätze zurückgekehrt. »Ich habe darin gelesen. Das seltsamste Buch, das mir je unter die Augen gekommen ist. Sogar ich bin darin erwähnt«, er schien regelrecht erschüttert. »Mein Name, stellen Sie sich vor! Man muß es den Deutschen lassen …«
     
    Das Komische daran ist, dachte sich Clair, daß ihr Verstand sich weigert, anzuerkennen, was ihre Augen wahrgenommen haben. Etwas, in menschlicher Gestalt, hatte sich in ihrer Mitte befunden und war vor ihren Augen wieder verschwunden. Sie aber mißtrauten ihren Sinnen und grübelten nur, wie Zuschauer in einem Kabarett, wie so ein Trick zu bewerkstelligen ist.
    Die Gefahr, diese drohende, tödliche Gefahr – sie spürten sie nicht. Blind plapperten sie über alles andere, nur nicht über die Realität.
    »Zeigen Sie ihm das Impressum!« drängte sich eine Stimme in seine Überlegungen. »Das ist der Beweis. Es ist auf Deutsch!«
    »Ja«, echote Brown. »Sehen Sie es sich an. Lesen Sie den Namen der Stadt.«
    Man hielt ihm das Buch im Mondlicht vor die Augen, und ein Finger deutete auf eine bestimmte Stelle. Clair runzelte die Stirn, und las:
    Zweiundvierzigste Straße
    Hitlerstadt, Nordamerika
    743 n. H.
    »Was soll das 743 n. H.?« brummte Brown. »Das macht doch keinen Sinn.«
    »Nach Hitler«, erklärte Clair mit schwerer Stimme – komisch, woher er das wußte, aber es bestand kein Zweifel daran. »Siebenhundertdreiundvierzig Jahre nach Hitler. Hitlerstadt ist natürlich New York.«
    Allgemeines Gelächter. Einer fragte: »Was hat er gesagt?«
    Der Satz wurde wiederholt, aber die Stimme des Fragenden klang ernst. »Oh«, sagt er. »Ich bin so froh, daß jemand noch ein bißchen Humor hat. Ich befürchtete schon, es hinge irgendwie mit den Auswirkungen einer neuen Feindwaffe zusammen. Aber ich konnte mir nicht recht vorstellen, wie sie das fertiggebracht haben sollten.«
    Mehr Gelächter. Clair vermochte nicht zu begreifen, wieso sie alle plötzlich so blendender Laune waren. Jemand flüsterte ihm zu: »Das ist Capper, der Wissenschaftler.«
    »Ich weiß«, nickte Clair. Verzweifelt überlegte er, wie er es bewerkstelligen könnte, sie alle im Glauben zu lassen, es sei nur ein Scherz, und wie er trotzdem Licht in die Sache zu bringen vermochte. In gewollt leichtem Ton fragte er: »Herr Professor, ist es theoretisch möglich, ein bereits vergangenes Erlebnis so zu ändern, daß die Konsequenzen völlig anderer Natur wären?«
    »Natürlich, natürlich. Man hat sich schon die unglaublichsten Möglichkeiten ausgedacht«, erwiderte der Gelehrte geringschätzig. »Was glauben Sie, wie viele Pseudowissenschaftler ihre Zeit mit solchem Unsinn verschwendet haben.«
    Clair mußte sich zurückhalten, um den anderen nicht am Kragen zu packen und die Erklärung aus ihm herauszuschütteln. Die Dringlichkeit überwältigte ihn so sehr, daß seine Stimme bebte, als er weiterfragte: »Nur aus reiner Neugier, was ist diese Theorie?«
    »Oh, weiter nichts, als der altbekannte Faktor …«
    Die Maschine schwankte wild und scherte aus, was Clair gegen einen Sitz taumeln ließ. Mit aller Kraft hielt er sich an der Rückenlehne fest.
    Ein entsetzlicher Augenblick folgte, in dem nur das schrille Heulen der Motoren zu vernehmen war, und dann …
    Glas zersplitterte. Kugeln durchschlugen die hölzerne Verschalung und rissen das Metall auf. In nächster Nähe schrillte ein Schrei. Clair fluchte laut, als er erkannte, was passiert war. Eine MG-Salve hatte die riesige Transportmaschine vom Schwanz bis zur Nase durchlöchert.
    Es gelang ihm, sich auf dem Sitz gegenüber Professor Capper in relative Sicherheit zu bringen. Durch das Fenster sah er die Jäger mit dem Hakenkreuz – schwarze Striche gegen den helleren Himmel. Drei von ihnen schossen aus seinem Sichtbereich, Reflexe von finsterer Schönheit …
    Es war Clair klar, daß er versuchen mußte, zur Kanzel durchzukommen. Daß er seine Laufbahn aufs Spiel setzte, wenn er hier sitzen blieb; daß er in den Augen der Fluggäste sein Ansehen verlor.
    Daß er selbst verloren war.
    Aber es machte ihm nichts aus. Er wischte sein Pflichtbewußtsein zur Seite. Sein Gehirn kannte nur ein Ziel.
    Sein Kopf näherte sich dem Wissenschaftler. Er brüllte fast:
    »Was ist diese Theorie?«
    Er wartete auf eine Zurechtweisung, auf eine Moralpredigt, die pflichtvergessene Offiziere zum Thema hatte. Dann war ein sehr farbiges Bild, ein sehr unerfreuliches, vor seinem geistigen Auge, wie die Frage, die er gestellt hatte, auf ein

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