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Der große Galaktiker

Der große Galaktiker

Titel: Der große Galaktiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Kriegsgericht wirken würde.
    Aber es machte ihm nichts aus. Alles, was ihm bisher etwas bedeutet hatte, was seine bisherigen Beweggründe gewesen waren, schien so fern, so unwichtig. Es gab nur noch …
    »Herr Professor, die Theorie, von der Sie sprachen?«
    »Junger Mann«, kam die Antwort. »Sie erstaunen mich; Ihr Mut, Ihre Beherrschtheit – ich danke Ihnen, daß Sie so tun, als gäbe es nichts zu befürchten. Ihr Beispiel bewahrte mich davor, zum Feigling zu werden. Nun habe ich mich wieder völlig unter Kontrolle – und Sie haben recht, warum sollten wir nicht etwas Pseudowissenschaftliches diskutieren …«
    Clair war verwirrt. Die unerwartete Reaktion des anderen kam viel zu überraschend. Natürlich handelte es sich um eine Art Hysterie und eine Eingenommenheit von sich selbst, die es als selbstverständlich ansah, daß der Flugzeugkapitän in einer Krise sich die Zeit nahm, einen Fluggast zu beruhigen. Aber …
    Für seine Zwecke war es, als hätte Gott selbst die Hand ausgestreckt, um alles zu erleichtern. Um seine Beherrschung kämpfend, keuchte Clair:
    »Herr Professor, diese Theorie, können Sie sie mir kurz erläutern?«
    »Nichts als Unsinn, natürlich«, brummte der Wissenschaftler, »aber recht faszinierend, sich unter den gegenwärtigen Umstanden darüber zu unterhalten. Welten der Wahrscheinlichkeit! Stellen Sie sich das vor …« Seine Stimme dröhnte dahin. Clair hörte ihn noch weiter »alles nichts als Unsinn« murmeln – und zitterte so stark, daß er kaum sitzen zu bleiben vermochte.
    »Wahrscheinlichkeitswelten? Was meinen Sie damit?«
    »Was ich sagte. Angenommen die Seevölker hätten Ägypten erobert; angenommen Xerxes hätte die griechischen Staaten geschlagen; angenommen die Mauren hätten Europa überrannt; angenommen die Deutschen gewinnen diesen Krieg; angenommen …«
    »Aber wie paßt das in Ihre Theorie?«
    Im Licht des Mondes warf der Professor Clair einen zurechtweisenden Blick zu. »Nicht so ungeduldig, junger Freund. Wir haben viel Zeit. Der Angriff ist noch nicht vorüber, und so lange ist es am besten, wir unterhalten uns. Ich möchte Ihnen noch einmal danken, daß Sie es mir ermöglichten, in dieser Situation eine Furchtlosigkeit zu beweisen, die ich mir gar nicht zugetraut hatte. Es ist ein großartiges Gefühl, ein erhabenes Gefühl. Es …«
    Der bohrende Gedanke kam Clair, daß er diesem geschwätzigen Gelehrten die Wahrheit mitteilen müßte. Er öffnete die Lippen – und da sah er durch das Fenster von Norden her den schwarzen Schatten auf sie zustürzen.
    »Ducken!« brüllte er und warf sich auf den Boden des Mittelgangs, während das Flugzeug unter dem Kugelhagel erbebte, der es die ganze Seite entlang durchsiebte.
     
    Ein schwerer Körper fiel auf Clair. Zumindest schien er zur Zeit des Aufpralls schwer, doch dann war es erstaunlich leicht, das Fliegengewicht des Professors auf den Sitz zurückzuheben. Der Wissenschaftler saß zusammengekauert, hustete ein wenig und murmelte vor sich hin.
    Als Clair erkannte, was geschehen war, brach ihm kalter Schweiß aus. Er schüttelte die hängenden Schultern des Gelehrten.
    »Herr Professor …«
    Der Kopf hob sich schwerfällig, und das grelle Mondlicht spiegelte sich in den schmalen wässerigen Augen wider.
    »… noch nie so stolz«, drang das Murmeln an Clairs Ohr. »Nie gedacht, ich würde den Tod so hinnehmen. Wie können wir diesen Krieg verlieren, wenn selbst ich …«
    »Die Theorie!« krächzte Clair.
    »O ja, die alte Geschichte der wahrscheinlichen … Sie sind der tapferste Mann, der mir je begegnet ist, Staffelführer, daß Sie das Gespräch weiterführen; und ich bin auch nicht so ohne. Erwähnen Sie das bitte, ja? Erwähnen Sie, daß wir uns über Zeittheorien, über Welten und Menschen unterhielten, die es gegeben haben könnte, wenn etwas anders verlaufen wäre. Für die Theoretiker existieren diese Welten natürlich, Projektionen von ihnen, der Geist, der sie …«
    »Herr Professor Capper, der Fremde – er behauptete aus einer Zukunft zu sein, die es gäbe, wenn wir den Krieg gewinnen …«
    Einen kurzen Augenblick leuchteten die wässerigen Augen auf. »So, darauf wollten Sie hinaus«, murmelte der Gelehrte. »Aber das ist unmöglich. Wissen Sie warum? Wenn er von einer Wahrscheinlichkeitswelt wäre, könnte er nicht hier materialisiert sein.«
    »Aber er war doch gar nicht materialisiert. Das sagte er auch. Deshalb vermochten ihn unsere Handschellen nicht zu halten. Er war nur eine Reflexion

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