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Der große Galaktiker

Der große Galaktiker

Titel: Der große Galaktiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Sie!« flüsterte Thomas aufgeregt.
    Sie warteten fünf Minuten, dann zehn – eine halbe Stunde. Das Sauggeräusch war schwächer geworden, dafür begleitete es ein pfeifendes Keuchen, während das schmerzvolle Knurren ganz aufgehört hatte. Einmal war ein tiefer qualvoller Seufzer zu vernehmen.
    »Helfen Sie mir hinauf«, bat Thomas leise. »Ich möchte sehen, wie nahe er am Tod ist.«
    »Hören Sie«, schnappte Ray Bartlett, »entweder sind Sie verrückt, oder ich werde es. Um meines Verstandes willen, verraten Sie mir, was das Biest dort oben tut.«
    »Es roch das Blut am Messer«, erklärte Thomas, »und begann es abzulecken. Dadurch schnitt es sich die Zunge auf, was es ganz wild machte, weil es immer mehr eigenes Blut in die Kehle bekam. Sie sagten doch, es sei rasend nach Blut. In der letzten halben Stunde hat es sich mit seinem eigenen Blut vollaufen lassen. Ähnliche völlig primitive Lebewesen kommen auf fast allen Planeten vor.«
    »Dann dürfte es wohl nichts mehr geben«, sagte Ray Bartlett, »was unserer Rückkehr im Wege stehen könnte.«
    Thomas starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die in der Dunkelheit nur vage erkennbare Gestalt des anderen. »Nichts, außer – Ihnen!«
    Schweigend kletterten sie auf die Ebene, wo der Gryb verendet war. Thomas war sich bewußt, daß der Jüngere ihn scharf beobachtete, während er das Messer aus der Ritze zerrte.
    »Geben Sie es mir!« sagte Bartlett plötzlich barsch.
    Thomas zögerte, dann reichte er dem anderen das Messer. Möglicherweise würde er das Risiko eingehen müssen, dem Jüngeren die Wahrheit über die ganze Angelegenheit anzuvertrauen. Denn zweifellos war Bartlett mit einem Mal wieder völlig feindselig eingestellt.
     
    Draußen grüßte sie der Morgen, zwar trüb, aber doch irgendwie freundlich. Die kleine rote Sonne stand weit über dem Horizont, und noch etwas befand sich am Himmel: ein riesiger roter Ball blassen Feuers. Jupiter, der Riese, sank langsam auf den westlichen Horizont zu.
    Der Himmel, ja Europa selbst, war heller, strahlender. Sogar die Felsen wirkten weniger tot, weniger düster. Ein heftiger Wind wehte und erhöhte das Gefühl von Lebendigkeit. Der Morgen hieß sie willkommen, als ob es wieder eine Hoffnung gäbe.
    ›Es ist eine falsche Hoffnung‹, dachte Thomas. »Möge Gott mich vor dem verbohrten Pflichtbewußtsein eines ehrlichen Mannes bewahren. Er greift an!‹
    Die Wildheit der Attacke, als sie kam, überstieg seine Erwartungen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er die Bewegung, das Aufblitzen der Klinge – und sprang zur Seite.
    Das Messer traf das Material des Ärmels seines Heizanzugs und ritzte scharrend in die kräftige Halbmetallsubstanz.
    »Sie Narr!« keuchte Thomas. »Sie wissen ja nicht, was Sie tun!«
    »Und ob ich das weiß!« fauchte Bartlett. »Ich habe den Auftrag, Sie zu töten. Und ich werde ihn ausführen, trotz Ihrer Überredungskünste. Sie haben eine Teufelszunge, aber jetzt müssen Sie sterben!«
    Er sprang mit erhobenem Messer auf ihn zu. Thomas ließ ihn herankommen. Es gab einen simplen Trick, einen Mann mit einem Messer zu entwaffnen. Vorausgesetzt, der andere kannte diesen Trick nicht, und er funktionierte beim erstenmal.
    Bartlett knurrte während des Sprunges. Seine freie Hand griff nach Thomas. Das war alles, was der Ältere brauchte. Bartlett war eben ein blutiger Amateur, der nicht wußte, daß Messerkämpfer sich nie am Gegner festklammern.
    Thomas ergriff den ausgestreckten Arm mit grimmiger Entschlossenheit, riß den jungen Mann mit aller Kraft an sich vorbei. Als Bartlett an ihm vorüberschoß, von seinem eigenen Schwung angetrieben, der durch den heftigen Zug noch verstärkt wurde, drehte sich Thomas mit ihm. Er bereitete seinen Körper auf den Ruck vor und wirbelte die zwei Zentner des anderen um seine Achse, ehe er ihn losließ.
    Verzweifelt kämpfte Ray Bartlett um sein Gleichgewicht, aber der unebene Grund war ihm keine Hilfe. Spitz hochragende Steine gerieten zwischen seine Füße. Er stürzte mit betäubender Wucht auf den rauhen Boden. Seine Beine zuckten hilflos, dann lag er still.
    Thomas hob das der Hand des anderen entfallene Messer auf.
    »Ich werde es behalten«, erklärte er, als die Augen Bartletts sich belebten. »Aber was mache ich mit Ihnen? Wir haben zumindest noch zwölf Tage vor uns, während derer ich Ihnen immer wieder hilflos ausgeliefert sein werde. Ein schwerer Felsbrocken auf meinen Schädel oder ein Stoß, während wir über einen Kraterrand klettern

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