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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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rohe Energie, die unter der schöngefärbten alten Fassade scheuerte, und die Aufdringlichkeit, mit welcher das Schicksal die Bewohner an einer nichts mit nichts verbindenden Abkürzung zusammenpferchte. Es grauste sie vor dieser vollkommenen Einfachheit, die sie nicht verstand.
    Während sie auf ihren Wagen warteten, setzte ich mich mit ihnen auf die Stufen vor dem Haus. Es war dunkel hier vorn: Nur die helle Tür warf drei Quadratmeter Licht im hohen Bogen in den weichen schwarzen Morgen hinaus. Manchmal bewegte sich hinter den Jalousien eines Ankleidezimmers im ersten Stock ein Schatten und wich dann einem anderen Schatten, einer endlosen Prozession von Schatten, die sich vor einem unsichtbaren Glas schminkten und puderten.
    »Wer ist dieser Gatsby eigentlich?«, fragte Tom auf einmal. »Irgendein großer Alkoholschmuggler?«
    »Wer hat dir das denn erzählt?«, wollte ich wissen.
    »Niemand. Ich denk’s mir einfach. Viele von diesen Neureichen sind bloß große Alkoholschmuggler, weißt du.«
    »Gatsby nicht«, antwortete ich knapp.
    Er schwieg einen Moment. Der Kies in der Einfahrt knirschte unter seinen Füßen.
    »Jedenfalls muss er sich ganz schön ins Zeug gelegt haben, um den Zirkus hier auf die Beine zu stellen.«
    Eine Brise fuhr in den feinen grauen Nebel von Daisys Fellkragen.
    »Wenigstens sind die Leute hier interessanter als die, die wir kennen«, sagte sie angestrengt.
    »Du wirktest nicht besonders interessiert.«
    »War ich aber.«
    Tom lachte und wandte sich mir zu.
    »Hast du Daisys Gesicht gesehen, als dieses Mädchen sie darum bat, sie unter die kalte Dusche zu stellen?«
    Daisy begann in einem rauhen, rhythmischen Flüsterton zu der Musik zu singen und entlockte jedem Wort eine Bedeutung, die es nie zuvor gehabt hatte und nie wieder haben würde. Wenn die Melodie anstieg, brach sich ihre Stimme und wurde so zart, wie nur Altstimmen es sein können, und mit jeder neuen Note verströmte sie ein wenig von ihrem warmen Zauber in der Luft.
    »Es kommen etliche Leute her, die gar nicht eingeladen sind«, sagte sie plötzlich. »Dieses Mädchen war nicht eingeladen. Sie verschaffen sich einfach Zutritt, und er ist zu höflich, um sie fortzuschicken.«
    »Ich wüsste gerne, wer er ist und was er macht«, wiederholte Tom. »Und ich werd’s noch herausfinden.«
    »Ich kann es dir auch gleich sagen«, antwortete sie. »Ihm gehörten mal ein paar Drugstores, eine Menge Drugstores. Er hat das Unternehmen selber aufgebaut.«
    Die verspätete Limousine kam den Weg heraufgerollt.
    »Gute Nacht, Nick«, sagte Daisy.
    Ihr Blick löste sich von mir und wanderte zum hell erleuchteten Treppenabsatz empor, wo Three o’Clock in the Morning, ein hübscher, trauriger kleiner Walzer aus jenem Jahr, durch die offene Tür herauswehte. Die Zwanglosigkeit von Gatsbys Partys barg romantische Möglichkeiten, die ihrer Welt gänzlich fehlten. Was war dort oben in diesem Lied, dass es sie wieder hineinzurufen schien? Was würde in den kommenden dämmrigen, unberechenbaren Stunden passieren? Vielleicht würde irgendein sagenumwobener Gast eintreffen, eine ganz und gar außergewöhnliche Person, die man bestaunen könnte, ein wahrhaft strahlendes junges Mädchen, das mit einem einzigen frischen Blick in Gatsbys Augen, einem einzigen magischen Moment fünf Jahre unwandelbarer Hingabe auslöschen würde.
    Ich blieb an diesem Abend lange dort. Gatsby hatte mich gebeten, auf ihn zu warten, und so hielt ich mich im Garten auf, bis die unvermeidlichen Schwimmer durchfroren und euphorisch vom schwarzen Strand zurückgekehrt und die Lichter oben in den Gästezimmern gelöscht waren. Als er endlich die Treppe herunterkam, spannte sich die gebräunte Haut ungewöhnlich straff über seinem Gesicht, und seine müden Augen glänzten.
    »Es hat ihr nicht gefallen«, sagte er ohne Umschweife.
    »Natürlich hat es das.«
    »Es hat ihr nicht gefallen«, wiederholte er. »Sie hat sich nicht amüsiert.«
    Er schwieg, und ich malte mir seine unaussprechliche Enttäuschung aus.
    »Ich fühle mich so fern von ihr«, sagte er. »Es ist schwer, es ihr begreiflich zu machen.«
    »Meinen Sie den Tanz?«
    »Den Tanz?« Mit einem Fingerschnipsen tat er alle Tanzfeste ab, die er je gegeben hatte. »Ach, alter Knabe, der Tanz ist unwichtig.«
    Er wollte von Daisy nicht weniger, als dass sie zu Tom ging und ihm sagte: »Ich habe dich nie geliebt.« Erst wenn sie mit diesem Satz drei Jahre ungeschehen gemacht hätte, würden sie die weiteren notwendigen

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