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Der große Gatsby (German Edition)

Der große Gatsby (German Edition)

Titel: Der große Gatsby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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streckte er seine breite Hand aus. »Freut mich, Sie zu sehen, Sir… Nick…«
    »Mach uns einen kalten Drink«, jammerte Daisy.
    Als er das Zimmer verließ, stand sie auf, ging zu Gatsby hinüber, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn auf den Mund.
    »Du weißt, dass ich dich liebe«, murmelte sie.
    »Du vergisst, dass hier noch eine Dame anwesend ist«, sagte Jordan.
    Daisy schaute sich zweifelnd um.
    »Du kannst ja Nick küssen.«
    »Du gewöhnliches, ordinäres Ding!«
    »Mir egal!«, rief Daisy und begann auf den Steinplatten vor dem Kamin herumzutanzen. Dann besann sie sich auf die Hitze und setzte sich schuldbewusst auf die Couch, gerade als eine frischgewaschene und -gestärkte Kinderfrau mit einem kleinen Mädchen an der Hand ins Zimmer trat.
    »Süßester Goldschatz«, sang Daisy und streckte die Arme aus. »Komm her zu deiner Mami, die dich so liebhat.«
    Die Kinderfrau ließ das Mädchen los, und es rannte quer durchs Zimmer und vergrub das Gesicht verlegen im mütterlichen Kleid.
    »Der süßeste Goldschatz! Hat dein hübsches blondes Köpfchen etwas von Mamis Puder abbekommen? Jetzt stell dich mal hin und sag schön guten Tag.«
    Gatsby und ich beugten uns einer nach dem anderen hinab und drückten die kleine, widerstrebende Hand. Danach schaute Gatsby das Kind immer wieder staunend an. Vermutlich hatte er nie wirklich an seine Existenz geglaubt.
    »Ich bin vorm Mittagessen extra hübsch angezogen worden«, sagte das Kind aufgeregt zu Daisy.
    »Deine Mami wollte dich ja auch vorzeigen.« Daisy vergrub das Gesicht in der kleinen weißen Halsbeuge. »Du Traum, du. Du absoluter kleiner Traum.«
    »Ja«, sagte das Kind ruhig. »Tante Jordan hat auch ein weißes Kleid an.«
    »Wie gefallen dir Mamis Freunde?« Daisy drehte das Mädchen herum, damit es Gatsby sehen konnte. »Findest du sie nett?«
    »Wo ist Daddy?«
    »Sie sieht ihrem Vater nicht ähnlich«, erklärte Daisy. »Sie sieht mir ähnlich. Sie hat meine Haare und meine Gesichtsform.«
    Daisy setzte sich wieder auf die Couch. Die Kinderfrau trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus.
    »Komm, Pammy.«
    »Tschüs, mein Liebling!«
    Das artige Kind hielt mit einem widerstrebenden Blick über die Schulter die Hand seiner Kinderfrau fest und wurde aus der Tür gezogen, gerade als Tom zurückkam und hinter ihm vier Gin Rickeys voll klimpernder Eiswürfel hereingebracht wurden.
    Gatsby griff nach seinem Drink.
    »Die sehen allerdings kalt aus«, sagte er sichtlich angespannt.
    Wir tranken in großen, gierigen Schlucken.
    »Ich habe irgendwo gelesen, dass die Sonne von Jahr zu Jahr heißer wird«, sagte Tom aufgeräumt. »Offenbar wird die Erde ziemlich bald in die Sonne hineinstürzen – oder nein, Augenblick, es ist genau umgekehrt – die Sonne wird von Jahr zu Jahr kälter.«
    »Lassen Sie uns auf die Veranda gehen«, schlug er Gatsby vor. »Ich möchte, dass Sie sich alles anschauen.«
    Ich begleitete sie. Auf dem grünen Sund, der in der Hitze reglos dalag, kroch ein winziges Segel langsam auf das kühlere Meer zu. Gatsbys Augen folgten ihm einen Moment lang; dann hob er die Hand und zeigte zur anderen Seite der Bucht.
    »Ich wohne genau Ihnen gegenüber.«
    »So ist es.«
    Unsere Blicke wanderten von den Rosenbeeten über den heißen Rasen bis zu dem Seegras, das die Hundstage am Ufer abgelagert hatten. Langsam trieben die weißen Flügel des Bootes vor der blauen, kühlen Grenze des Himmels dahin. Weiter hinten lagen der ausgebogte Ozean und die fruchtbaren Inseln der Seligen.
    »Das ist ein Sport«, sagte Tom anerkennend. »Mit so einem Boot würde ich gerne mal ein, zwei Stunden da draußen sein.«
    Wir setzten uns zum Mittagsimbiss ins Esszimmer, das gleichfalls gegen die Hitze abgedunkelt war, und nahmen mit dem kalten Ale nervöse Heiterkeit in uns auf.
    »Was sollen wir nur heute Nachmittag machen«, jammerte Daisy, »und morgen und in den nächsten dreißig Jahren?«
    »Sei nicht so morbide«, sagte Jordan. »Das Leben fängt wieder ganz von vorne an, wenn es im Herbst kühler wird.«
    »Aber es ist so heiß«, sagte Daisy, den Tränen nahe. »Und alles ist so ein Durcheinander. Lasst uns zusammen in die Stadt fahren!«
    Ihre Stimme kämpfte sich durch die Hitze, warf sich gegen sie, knetete ihre Sinnlosigkeit in Form.
    »Dass ein Stall in eine Garage umgebaut wurde, hab ich schon mal gehört«, sagte Tom gerade zu Gatsby, »aber ich bin der Erste, der je eine Garage in einen Stall umgebaut hat.«
    »Wer fährt mit in die

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