Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete
aus so entfernten Anbaugebieten wie Thrakien und Ostanatolien. Sie konzentriert sich auf Anatoliens autochthone Trauben, aus denen sie den Yakut und den Dikmen bereitet, rote Verschnitte aus Bogazkere, Kalecik Karese und Oküzgözü, sowie süße und trockene Weiße aus Narince, Emire, Sultanine (mit einem sehr frischen Primeur) und Cankaya. Der Bestseller Yakut enthält darüber hinaus aber auch einige südfranzösische Sorten. Ostanatolien ist ferner die Heimat des bekanntesten türkischen Rotweins, des schweren Buzbag aus Bogazkere. Er wird von Tekel abgefüllt und ist der eigenständigste türkische Wein. Turasan mit Sitz in Cappadocia erzeugt in der Mehrzahl trockene und süße Verschnitte.
In der Ägäis werden Rote aus Cabernet, Merlot, Carignan und Calkarasi gekeltert. Das Gros der Weißen besteht aus Sultanye, einer kernlosen Tafeltraube ohne große Eignung für Wein. Zudem wird etwas Sémillon und Muscat kultiviert, wobei der Muscat noch die besten Abfüllungen liefert.
Die Levante
Libanon
Wie weit der Wein in der Levante wäre, gäbe es die Anhänger des Propheten nicht, ist ein faszinierendes Diskussionsthema. 1840 wusste der englische Weinschriftsteller Cyrus Redding vom Hörensagen, dass »Syrien Rote und Weiße von Bordeaux-Qualität bereitet«. Mittlerweile hat sich bestätigt, dass im östlichen Mittelmeerraum tatsächlich großer Wein entstehen kann. Das Land Kanaan, heute als Bekaa-Tal bekannt, machte sich in den 1970ern als Quelle von Erzeugnissen einen Namen, die mit einem Bordeaux vergleichbar sind.
Im frühen 19. Jahrhundert war das Anbaugebiet für seinen trockenen weißen vin d’or bekannt gewesen. 1857 gründeten die Jesuiten eine riesige unterirdische Kellerei in Ksara nordöstlich von Beirut. Ksara ist nach wie vor das größte und älteste Gut im Libanon und bereitet jedes Jahr einen guten, frischen Weißen. Für Aufruhr in der Weinszene aber sorgte Château Musar in Ghazir 25Kilometer nördlich von Beirut. Es wurde in den 1930ern von Gaston Hochar gegründet, der Weinberge im Bekaa-Tal anlegte. 1959 stieg sein Sohn Serge nach einer Ausbildung als Kellermeister in Bordeaux mit ein. 1982 legte Hochar eine Reihe von Jahrgängen bis zurück in die 1940er vor, die zweifelsfrei bewiesen, das im Anbaugebiet außerordentlich feine, langlebige barriquegereifte Rote auf Cabernet-Sauvignon-Basis mit etwas Cinsault und Carignan entstehen, die einem großen Bordeaux aus reifen Jahrgängen nicht unähnlich sind. Unter den Weißen findet sich eine in Eiche ausgebaute Version der einheimischen Obaideh, die in ihrer Chardonnay-ähnlichen Art überraschenderweise mindestens ein Jahrzehnt altern kann. Im Bürgerkrieg der 1980er bereitete Hochar stoisch weiter feine Weine, während syrische Panzer durch seine Rebflächen rollten, und wurde zu einer Art Legende der Weinwelt. Einige neuere Jahrgänge nähren allerdings den Verdacht, dass der Erfolg die Qualität verwässert.
Das zweite etablierte Gut im Bekaa-Tal ist Château Kefraya. Nach dem Bürgerkrieg kamen einige unternehmungslustige Geister auf die Idee, neue Weingüter zu gründen. Eines der ambitioniertesten ist Massaya, gegründet 1998 von dem Architekten Sami Ghosn. 2000 kam die Domaine Wardy dazu. Die Gesamtrebfläche im Libanon beläuft sich auf rund 2000 Hektar, was nicht viel ist. Dennoch steht zu erwarten, dass das Land mit seinen 120 Erzeugern eine immer wichtigere Rolle als Quelle guten Weins spielt, was früher keineswegs der Fall war.
Libanon: führende Erzeuger
Clos St-Thomas *–**
Chtaura, Bekaa-Tal. 65 ha. www.closstthomas.com
Der Arak-Erzeuger Said Thoma erwarb das Gut 1990, füllte aber erst 1998 seinen Debütjahrgang ab. Die Trauben werden ohne Bewässerung kultiviert und handgelesen. Les Gourmets heißt ein überraschend würziger Verschnitt aus Sauvignon, Chardonnay und etwas Muscat. Der fassgereifte Château St-Thomas als bester Roter – ein großer, muskelbepackter Tropfen mit mehr Kraft als Finesse – vereint Cabernet, Merlot und Syrah.
Château Ka *–**
Chtaura, Bekaa-Tal. 100 ha. www.chateauka.com
Das 1974 gegründete Gut, das neben Wein noch Fruchtsaft erzeugt, schloss während des Bürgerkriegs und nahm erst 2005 den Betrieb wieder auf. Der Château-Wein ist ein außerordentlich geschliffener Verschnitt auf Cabernet-Basis, sein kleinerer Bruder, der Source de Rouge, ein süffigeres Pendant mit einem Fingerhut voll Syrah.
Château Kefraya **
Kefraya, Bekaa-Tal. 300 ha. www.chateaukefraya.com
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