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Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
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gleichzeitig Abnehmer. In letzter Zeit hat sich Zypern auf das untere Ende des Marktes konzentriert und riesige Mengen Wein an den Ostblock geschickt, während es den Briten Traubenkonzentrat verkaufte. Nun, da diese Märkte praktisch nicht mehr existieren, muss sich die Weinwirtschaft etwas einfallen lassen.
    Das moderne Zypern hat kein großes Spektrum zu bieten. Aber was es bereitet, bereitet es gut. Es erzeugt preiswerte Sherry-Imitationen nach spanischem Vorbild in trockener und süßer Ausführung, die allerdings nicht mehr Zypern-Sherry genannt werden dürfen, wenn sie in die EU verkauft werden, außerdem weiche, trockene Tafelweine in Rot und Weiß sowie einen extrem üppigen Likörwein namens Commandaria als Nachfolger des klassischen Nama, der aus am Stock getrockneten Trauben gekeltert wurde und vor über 2500 Jahren hohe Wertschätzung genoss. Der Commandaria ist für Zypern, was der Constantia für Südafrika oder der Tokajer für Ungarn ist.
    Zypern verfolgte bis vor Kurzem eine überaus konservative Traubenpolitik. Da es nie unter der Reblaus zu leiden hatte und auch weiterhin von ihr verschont bleiben wollte, lehnte es Neueinführungen kategorisch ab und pflanzte nur drei Sorten: die dunkle Mavro, die weiße Xynisteri, die fast das gesamte Rebland in Beschlag nimmt, und die Muscat d’Alexandrie. Mittlerweile gibt es eine kleine, aber wachsende Gruppe von Sortenweinen aus internationalen Trauben und von bestimmten Anbaugebieten auf der Insel. 1990 kamen nach 30 Jahren streng kontrollierter Versuche mit nicht heimischen Reben zwölf davon offiziell in den Handel, darunter Grenache, Carignan, Syrah, Merlot, Cabernet franc und Cabernet Sauvignon. Malvasia grossa und Palomino (aus Jerez) werden meist in Verschnitten mit einheimischen Weißweinsorten eingesetzt. Die Suche nach besseren Gewächsen hat das Interesse an den selteneren autochthonen Trauben Maratheftico und Ophtalmo neu entfacht. Während Erstere schwer zu kultivieren ist, aber herausragende Rote liefert, hat Ophtalmo weniger Potenzial. Gutes ist auch von der traditionellen Mavro zu erwarten, vor allem wenn sie aus höheren Lagen stammt und im Ertrag beschränkt wird. Xynisteri muss am sorgfältigsten gelesen werden, da sie leicht oxidiert.
    Fast alle Rebflächen der Insel liegen auf Kalkböden an den Südhängen des Troodos-Gebirges in 240 bis 1500 Meter Höhe, die besten über 1000 Meter teils auf Vulkanböden. Seit 1990 nahm die Gesamtrebfläche von 50000 auf 15000Hektar ab, weil Zypern der Überproduktion und der sinkenden Auslandsnachfrage nach gespriteten und einfachen Tafelweinen Herr werden musste. Das Gros der Weine wird von einigen großen, exportgünstig in den Küstenstädten Limassol und Paphos ansässigen Kellereien produziert. Um die Qualität zu heben, hat die Inselregierung allerdings die Einrichtung kleiner, moderner Kellereien in den Anbaugebieten selbst gefördert.
    Der nobelste Wein Zyperns ist der Commandaria, dessen Herkunft und Bereitungsmethode 1993 unter Schutz gestellt wurden. Sein Anbau ist auf 14 höher gelegene Weindörfer im Troodos-Gebirge begrenzt – die berühmtesten sind Kalokhorio, Zoopiyi und Yerasa. Der beste Commandaria wird reinsortig aus Xynisteri gekeltert und ist ein hellbraunes Gewächs von beträchtlicher Finesse, das jung getrunken werden kann.
    Größere wirtschaftliche Bedeutung haben die Verschnitte aus Xynisteri und Mavro. Diese dunkelbraunen Weine reifen fünf oder mehr Jahre im Fass zu oft ausgezeichneten Tropfen heran. Ihre Trauben werden mindestens eine Woche lang im Weinberg getrocknet und anschließend gepresst und vergoren. Lange bevor der Zucker in Alkohol umgewandelt ist, kommt der Gärvorgang auf natürliche Weise zum Stillstand. Dabei entsteht ein Wein mit mindestens zehn Prozent Alkohol. Nach abgeschlossener Gärung wird er meist auf 15 Prozent aufgespritet – die zulässige Obergrenze liegt bei 20 Prozent – und in Limassol und Paphos mindestens zwei Jahre in Eichenfässern ausgebaut. Die Preise und damit auch die Qualität sind leider niedrig.
    Vier Großunternehmen erzeugten 2008 80 Prozent des zypriotischen Weins. KEO produziert den weichen roten Othello und den Commandaria St. John, mit dem Keo Fino außerdem einen der besten trockenen »Zypern-Sherrys« und leichte Tafelweine der Linie Laona. Der schwach prickelnde Bellapais empfiehlt sich als erfrischender Weißer. ETKO bereitet gespritete Tropfen unter der Markenbezeichnung Emva, einen guten Weißen aus Xynisteri namens

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