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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Kabine passierte, und vielleicht ist diese Frau schon tot, wenn sie nicht das Los der Raumschergen-Witwe auf sich genommen hat und zu Bette gegangen ist in den eisigen Zimmern des Kryogenischen Hotels auf Myrion Cri. Weiter ging sie auf der Zerospur, durchquerte die Trakte der Raumschergen, die liebten und spielten und Geschichten erzählten von den Großen Kriegen, deren Sinn sich im Verlauf der Jahrtausende verdunkelt hatte und nur noch für die Schergen und die Politruks entzifferbar war.
    Tlile tippte gegen den Goldreif, der um ihre Stirn lag wie ein bescheidenes Diadem. Über die Lautlose Welle empfing sie jetzt den Datenstrom der Compagenten, die unermüdlich Informationen sammelten und eine ganze Welt mit ihren Multisinnen ausspionierten.
    Während wir hier unten sind, dachte Tlile, unten im Granit, der in Jahrmillionen gewachsen ist und im Vergleich zu dem sogar die Menschen der Alterde noch jung wie Kinder sind.
    Sie ging weiter, in Gedanken jetzt mit den Windgeschwindigkeiten und Temperaturschwankungen im Bleichknochengebirge beschäftigt. Tag war es dort geworden. Hell und heiß, so heiß, daß Eiweiß kochte und Wasser verdampfte.
    Tlile begegnete auf ihrer Wanderung, kurz vor der mächtigen Schleuse, die die Krakenarme der unterirdischen Station mit dem fetten Leib der Schaltzentralen verband, Rinos Zle, dem Boß der Raumschergen, der anscheinend zu jeder Stunde rastlos die Korridore durcheilte und vielleicht sein Leben suchte, das ihm mit den Lichtjahren entflohen war. Boß Zle war alt, zählte dreitausend Jahre, auch wenn sein Haar nur leichte Silbertöne aufwies und Glieder und Herz noch stark und kräftig waren. Denn viele dieser Jahre, beinahe alle, hatte er in den Eisherzen der interstellaren Schiffe verbracht, deren Segel sich im Photonenwind blähten und die sogar die Alterde erreichen konnten, wenn man zehntausend Jahre Zeit hatte.
    „Die besten Tage“, rief Zle ihr nach, als sie grußlos an ihm vorbeihastete, „waren die auf Lyra. In den Wäldern. Auf Myrion Cri gibt es keine Wälder … zumindest damals nicht. Der Feind hatte sich in den Wäldern versteckt und wähnte sich in Sicherheit, doch wir waren darauf vorbereitet und ließen ein Sprayschiff aufsteigen und eine Million Tonnen des Herbizids Nummer 121 hinunterregnen. Die Blätter rollten sich ein. Die Äste verfaulten. Die Stämme weichten auf und wurden zu Zellulosematsche. Viele der Feinde ertranken in dem grünlichen Schleim, und der Rest floh aus den sterbenden Wäldern und direkt in unsere Arme. Es ist jetzt elfhundert Jahre her, und dennoch erinnere ich mich daran.“
    Ja, sagte sich Tlile und preßte ihre rechte Handfläche gegen das Schleusenschott, so ist es mit den Raumschergen. Sie sind Gespenster aus der Vergangenheit, und schon nach dem ersten Schlaf im Eisherzen fallen sie aus der Welt, haltlos, durch Jahrzehnte und Jahrhunderte von ihrem Leben getrennt. Und alles, was ihnen bleibt, das sind ihre Orden und Erinnerungen.
    Sie dachte an Myrion Cri.
    Dreißig Lichtjahre weiter.
    Auch ich bin hinausgefallen. Tlile fröstelte. Dreißig Jahre habe ich mit dem Flug nach Simbatrill verloren, und all meine Freunde sind gealtert und mir fremd geworden. Wenn man zu den Sternen reist, dann gibt es keine Freundschaften mehr. Nur flüchtige Kontakte, weil jeder weiß, daß alles in nicht allzu ferner Zeit vorbei sein wird.
    „Ein froher Arbeitstag“, sagte das Schleusentor. „Der Krieg geht weiter.“
    „Der Krieg geht weiter“, bestätigte Tlile. Und das Schott öffnete sich, nur allein für sie, und als sie sich noch ein letztes Mal umblickte, da sah sie Boß Zle an der Wand lehnen und ihr nachstarren. Seine Augen machten ihr Angst, und rasch wandte sie sich ab und betrat die enge Schleusenkam mer, wartete ungeduldig, bis sich das zweite Tor für sie öffnete.
    Ihr den Weg freigab in das Labyrinth der Schaltzentralen.
    Es war ein Gewölbe mit Rippen aus Stahl und Stützpfeilern aus Spezialplastik und unsichtbaren magnetischen Feldern. Seine Ausmaße waren nicht abzuschätzen, denn Dämmervorhänge teilten das Gewölbe in zahllose einzelne Segmente auf. Tlile wurde an ein Schattenland erinnert, eine Zone, in der sonderbare Burgen in der Luft schwebten, scheinbar schwerelos, getrennt von den Fluten des polarisierten Lichtes, gestützt von den Trägern, deren Diodenbeschichtung wie Augen wirkten.
    Tlile tippte an ihren Stirnreif, und aus der trüben Dämmerung schälte sich das Rund einer Scheibe, von grüner Färbung und

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