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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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gepackt und hin und her geweht zu werden und schließlich Eingang zu finden in die kräftigen oberen Luftströmungen und in Richtung Wüste davonzudriften.
    Hungrig, leer, rastlos, so trabt er daher und zählt still die weißen schaumigen Kügelchen, die aus der Ferne winzig wirkenden Blasen, die sich vom Schlackengestein des Vulkans lösen und zu steigen beginnen. Zuerst sind es wenige, tausend, wenn man großzügig ist, doch ihre Zahl nimmt stetig zu. Mit jedem Grollen, das der Vulkan von sich gibt, wird ein neuer Teil des blaugrauen Himmels strahlendweiß. Zuerst kettengleich, dann wie ein sonderbarer Hut umschmiegt das Blasengespinst den Vulkankrater.
    So daß er Feuer speit.
    Rauch und Glut, Lava, flüssig wie Brei, in der glosende Brocken schwimmen. Zerrissen wird die weiße Kappe von der Gewalt des Überdrucks, der sich tief unten im Boden angesammelt hat und in der Gestalt von Flammensäulen, Gasen und geschmolzenem Metall und Stein ins Freie drängt.
    Funken spiegeln sich auf seiner Silberhaut. Er schnellt davon, taucht ein in den Wind, den Sturm, der aufgekommen ist und Asche über ihn verstreut, er rennt polternd und hungrig zurück in die Wüste, ohne auch nur einen Moment den Feuerberg und die perlweiße Vulkanmütze zu vergessen, die jetzt verdreckt ist vom Ruß und von der Hitze. Zu Tausenden sind die weißen, winzigen Kugeln im Feuer verkocht und verdampft, zu Tausenden vom Sturm zerrissen worden. Aber es sind so viele, daß die Masse ihrer Leiber die vulkanischen Gewalten dämpft und dämpft, bis sie ganz gezähmt sind und die fliegenden Blasen sich daran machen können, sie zu verzehren.
    Säuerliches Titan. Gold, so kühl, so weich. Der Wohlgeruch von Nickel.
    Mehr und mehr erfüllt ihn die Erregung.
    Und die Süße des Urans ist ein Schleier, der ihn umgarnt.
     
    VON EINEM DIESER STERNE
     
    Draußen im All, da schwebten sie. Ganz wie dumpfe Motten umkreisten sie die Sonne, mit eingeklappten Photonenschwingen und großen, blitzenden Netzen aus Solarkollektoren, die das Licht der schorfigen Sonne in sich hineinfraßen. Aus der Nähe war ihr Antlitz glutvoll und grobporig, und Protuberanzen hingen wie fette Barthaare an ihren Wangen.
    „Die Kälte von zweihundertachtzig Jahren“, sagte der Politruk und rieb die Hände im warmen Luftstrom des Trockners, „weicht nicht so schnell aus dem menschlichen Körper. Man befürchtet, in tausend Stücke zu zerspringen, wenn man stürzt oder sich zu heftig bewegt.“ Dann stellte er sich ganz unter den Trockner und ließ sich die Wassertropfen von der nackten Haut blasen. Nach der warmen Dusche, hier im verhältnismäßig kühlen Vorraum, waren seine Hoden und sein Penis runzlig und klein geschrumpft, und Tlile empfand fast Verwunderung nach den langen Monaten, die sie mit Ornia und ohne Mann verbracht hatte.
    Wie häßlich er ist, dachte Tlile. Ein neues Gespenst auf Simbatrill, und wenn man bedenkt, wie viele noch dort oben um die Sonne kreisen …
    „Die Evakuierung verlief schnell und ohne Komplikationen“, fuhr der Politruk fort und griff nach der Spraydose, um sich anzukleiden. „Die Bevölkerung verhielt sich diszipliniert, und die Raumschergen sorgten pflichtbewußt für Ordnung, als wir die wichtigen Leute von Lourd in den Orbit zu den sechs wartenden Seglern brachten. Am Rande des Systems kreuzten die multifunktionellen Compagenten und ließen die heranschießenden Planeten-Planeten-Raketen in tausend Farben zerplatzen, die man sogar noch durch die dichte Atmosphäre von Lourd erkennen konnte.“ Der Politruk sprühte sich Grün auf den Oberkörper, Blau auf die Arme und schlüpfte dann in eine kurze, farblose synthetische Ho se, einer Mode folgend, an die sich seit fast dreihundert Jahren kein Mensch mehr erinnerte. „Viertausend Jahre waren die angreifenden Raketen unterwegs gewesen. Wir wissen, daß sie von der Welt 96 des Feindes stammen. Altmodische, träge Geschosse, deren Chips und Squids sehr viel langsamer reagierten als die Elektroniken unserer armierten Compagenten. Seit zwei Wochen schon tobte die Schlacht, weit entfernt von Lourd, auf der Bahn des äußersten Planeten, als wir begriffen, daß wir trotz unserer höherentwickelten, um vier Jahrtausende fortgeschrittenen Technologie der reinen Masse der Angreifer hilflos ausgeliefert waren. Die Alterde, so scheint es mir, denkt nicht in Jahrhunderten, sondern in Jahrzehntausenden. Sie weiß, welche Probleme ein Angriff mit sich bringt, wenn der Angreifer viertausend Jahre braucht, um

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