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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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entgegenreckten. Tlile lehnte sich gegen Ornias Hand, gegen die flinken Bewegungen ihres Mittelfingers, der sich in dem weichen Schlund ihres Unterleibes hin und her bewegte, so wie sich die Beine des Marathons unermüdlich bewegten, um den Silberleib über die Wüste zu tragen.
    „Vor dreihundert Jahren auf Tka Otker“, sagte der Gelehrte Berd in Tliles feines Seufzen hinein, „da habe ich am Strand eines roten Ozeans gelegen. Rot war der Ozean vom Tang, der nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche trieb und auf dem man über die Meere gehen konnte, ohne mehr als bis zu den Kniescheiben in den Fluten zu versinken. Das Tang enthielt Eisen; darum auch die schmutzige, blutige Färbung. Wir hatten den Auftrag, eine billige und schnelle Methode zum Abbau der Tangmassen und zur Herausfilterung des Eisens zu finden, denn Tka Otker war durch das Zurückweichen der Front dem Feind näher gerückt. Ein Biochemiker, dessen Name mir entfallen ist, entwickelte einen Virenstamm, der das Eisen aus dem Tang löste und dafür sorgte, daß sich das Metall in dicken Knollen am Meeresboden absetzte, wo es von den großen, komplizierten Maschinen gefördert werden konnte. Den Bau der ersten Planeten-Planeten-Rakete habe ich noch beobachtet, dann stieg ich mit der Fähre empor in den Orbit und schleuste mich ein in das Eisherz des Sternenseglers, um nach Simbatrill gebracht zu werden. Ich weiß noch, daß Tka Otker hoch vom Himmel grau wirkte und nicht mehr rot.“
    Tlile spürte die Hitze in ihren Lenden wachsen und ergoß sich in Ornias unermüdliche Hand.
    Auf dem Monitor hing der Marathon noch immer im Fadenkreuz des Compagenten, dessen Objektive robust genug waren, um nicht von der heftigen ultravioletten Strahlung geblendet zu werden. Der Marathon hatte die ersten Ausläufer der vulkanischen Bleichknochenberge erreicht und fiel in einen unruhig wartenden Trott.
     
    ASCHEFLOCKEN
     
    … bis er es nicht mehr ertragen kann und laut und zornig hinauf zu den Felswänden schreit, den zackigen Kämmen und den rissigen Kratern der Vulkane, die wie Geschwüre das Gebirge durchziehen.
    Aus dem Laufen hat er Stärke gewonnen, die Kraft des Lebens, die ihn des Nachts verläßt, nur um am Tage wiederzukehren und erneut seine Geburt einzuleiten. Ein immerwährendes Auf und Ab, wie Morgen- und Abenddämmerung. Immer führt es ihn schließlich an diesen Ort, wo er widerwillig seine Bewegungen verlangsamt und mürrisch döst, während unter seinen Beinen Staub knirscht und sich violette, flechtenartige Gebilde raschelnd davonstehlen. Die Unrast ist ewig wie der Hunger.
    Hunger … Er schreit wieder, noch lauter nun, kümmert sich nicht um das matte Echo, das kein Echo ist, sondern der Ruf eines anderen, der wie er am Fuß des Gebirges hin und her hastet und den Fall der Ascheflocken erwartet. Er kümmert sich nicht darum, jagt der andere doch nicht in seinem Territorium, sondern in einem von den fremden, unerforschten Gebieten, die nur von den anderen betreten werden. Jeder von ihnen wartet nun wie alle Tage nach Sonnenaufgang auf die Ascheflocken.
    Er wirft sich herum, mit blitzender Haut im grellen Licht, mit stampfenden Kolben und zischenden Ventilen, voll Sehnsucht nach der Lust der Geschwindigkeit und dem Gestöhn des Bodens, der von dem Trommeln seiner unermüdlichen Beine durchgeschüttelt wird.
    So ist er, schnell und schwer, hungrig nach Leben, einem Leben, das es nur in den Weiten der flachen Wüste gibt, im Pfeifen des Windes an seiner schlüpfrigen Haut und dem zufriedenen Gurgeln seines enzymgeschwängerten Magens. Silbern und blitzend trottet er langsam, mit nicht einmal hundert Kilometern in der Stunde über den Kies, der hier schon den Sand verdrängt und den violetten Flechten zahllo se Verstecke bietet. Vor der Sonne am glühendheißen Mittag und dem schweren Schritt der Marathons.
    Dann grollt es tief im Bauch der Welt, und er erhöht seine Geschwindigkeit, zermalmt Kieselsteine zu Staub und tritt die Flechten platt, die bei dem drohenden Geraune in der Tiefe begonnen haben, nach Schlupflöchern zu suchen. Vom Himmel wird dem Grollen geantwortet, von den gerundeten, schwarzen Bergspitzen, den vulkanischen Kratern, aus denen Dampf und grauer Rauch steigen. Weiter unten, auf halbem Weg zwischen Krateröffnung und Erdoberfläche, wo alles perlweiß in der Sonne glitzert, da scheint es blasig zu quellen. Der ganze Berg gerät in Bewegung. Und auch die ersten Ascheflocken zeigen sich. Hoch hinauf schießen sie, nur um vom Wind

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