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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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nicht.’ Vielleicht sagte er es sogar ständig leise vor sich hin. Vor der fayence-verzierten Marmorfassade des bewußten Gebäudes hielt er an. Über dem Portal arabische Schrift, und seitlich ein Hinweisschild für Besucher:
     
    REFECTORY
    ZENTRALES HEILIGTUM.
    UNGLÄUBIGEN IST DER EINTRITT
    STRENGSTENS UNTERSAGT.
     
    Das Refektorium der Konvertiten. Wie sollte er hier hineingelangen? Und wie sie finden in dem Riesengebäude? Vielleicht war sie es auch gar nicht gewesen.
    Wenn sie es aber war – und jetzt kamen Winfrieds Denkprozesse wieder in Gang –, dann mußte er sie warnen, mußte sie herausholen, bevor … Denn wenn sie es war, dann machte sie auch die Zeremonie mit, die in zwanzig Minuten (!) begann. Dann würde sie dann, gerade dann konvertieren, wenn die Bombe detonierte. Dann war seine Annahme falsch gewesen, daß sie bereits vor Wochen zum Islam übergetreten war.
    Dann war alles ein großer Fehler.
    Winfried blickte sich um. Der Soldat vor der Konversionshalle schien ihn zu beobachten. Da half nur die Flucht nach vorn.
    Winfried betrat das Gebäude, wandte sich sogleich an den Mann, der, in irgendeine Zeitschrift vertieft, links hinter einer erhöhten Marmorbrüstung saß.
    Der Pförtner schrak auf, setzte zu einem Redeschwall an. Winfried lächelte, machte eine beschwichtigende Geste, und tatsächlich hielt der andere inne.
    „Ich möchte meine Schwester besuchen“, sagte Winfried. „Das ist unmöglich“, entgegnete der Wächter in stark akzentuiertem Deutsch. „Hier dürfen nur Konvertiten hinein. Sie haben gelesen?“ Er deutete streng auf das Schild vor dem Eingang.
    Winfried nickte. „Ich bin hier Servicetechniker. Zufällig sehe ich gerade ein Mädchen oben auf der Brücke. Ich bin gar nicht sicher, ob sie es ist. Habe sie schon fünf Jahre nicht gesehen.“
    Ein mißtrauischer Blick traf Winfried. „Wie heißen Sie?“ Winfried nannte Marias Familienname. Der Mann rief eine Liste aufs Terminal ab und studierte den Bildschirm.
    „Hm – ja, sie ist da. Nadjeh? Ist sie das?“
    Winfried nickte. Er spürte einen Klumpen im Hals. Sie ist da.
    „Kann ich nicht …“ versuchte er schwach. Sie ist wirklich da.
    „Ausgeschlossen. Bitte gehen Sie jetzt. Nach der Zeremonie dürfen Sie mit ihr sprechen.“
    Nach der Zeremonie. Nach der feierlichen Vernichtung. Nach der Rache. Nach dem Tod.
    „Hören Sie, es ist wichtig! Ich muß unbedingt …“ Hinter ihm ging die Tür auf. Jener Soldat, der vor der Halle patrouilliert hatte, trat ein. Der Pförtner sagte etwas in arabischem Stakkato, deutete aufgebracht auf Winfried.
    „Come on. We’ll check your identity“, sagte der Soldat, nahm Winfried beim Ellbogen und eskortierte ihn durch die Tür.
    Verdammt. Jetzt saß er drin. Wenn sein Ausweis kontrolliert wurde, hatten sie ihn. Eine Anfrage bei Televox Metronics würde genügen.
    Sie überquerten den Hof und betraten das Terminal, das in die unteren Geschosse führte. Die Überwachungszentrale lag zwei Etagen tiefer, erinnerte sich Winfried. Wenn sie erst dort waren, hatte er keine Chance mehr.
    Vor dem Aufzugstrakt warteten einige Gruppen. Die dritte Kabine rechts fuhr aufwärts. Sie hatte sich soeben gefüllt, und gleich würde die Tür schließen.
    Winfried knickte ein wenig zusammen. Als der Soldat sich über ihn beugte, rammte er ihm von unten die Faust in den Magen. Rasch weg!
    Er zwängte sich durch die schließende Tür der nach oben gehenden Kabine. Die Fahrgäste blickten zwar befremdet, aber niemand hatte seine Aktion bemerkt.
    Zwei Etagen höher stieg er aus, eilte einen belebten Korridor entlang. Dieser Trakt war als Profanbereich für Kurzbesucher gedacht. Restaurants, Yoghurt-Bars und solche westlichen Stils, Souvenirläden und Aussichtsterrassen. Hier war er vorerst sicher, aber es blieb ihm keine Zeit.
    In zehn Minuten war es soweit. Es gab nur noch einen Weg, Maria zu retten.
    Winfried betrat die nächste Vidiphon-Zelle, deckte das Objektiv mit einer Hand ab, wählte die Vermittlung und ließ sich mit der Sicherheitszentrale verbinden.
    Er hatte keine Wahl. Er mußte sie warnen. Als ein Offizier am Bildschirm erschien, fragte Winfried: „Sprechen Sie Deutsch?“
    Der Gesprächspartner bejahte, blickte befremdet auf seinen leeren Bildschirm. Winfried bemerkte, daß der Mann eine Tastatur bediente. Magnetaufzeichnung und Fangtaste vermutlich.
    Langsam und deutlich, als würde er eine heilige Formel sprechen, erklärte Winfried: „Heute um sechzehn Uhr zehn wird in dieser

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