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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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der Märzausgabe der Zeitschrift Viva zu und trug einen Büstenhalter ihrer Mutter, den sie zusätzlich mit einem Paar Socken ausstopfte. Leute nahmen sie im Auto mit. Sie erzählte ihnen, sie wolle ihre Mutter in Kalifornien besuchen, weil der Vater arbeitslos sei.
    Die beste Mitfahrgelegenheit bot ihr ein Lastwagenfahrer, den sie an einer Tankstelle in Newton, Iowa, autostoppte, hauptsächlich deswegen, weil sein Fahrzeug ein Nummernschild aus Washington trug und sie sich dunkel erinnerte, daß in Washington Raumschiffe gebaut wurden. Er durfte zwar keine Autostopper mitnehmen, aber sie brachte die Zusatzsocken ins Spiel, und er ließ sich erweichen und freundete sich bei dem Steak, das er ihr spendierte, mit ihr an. Sie plauderte mit ihm über einen historischen Roman namens Dianas Tempel.
    Nach einer endlosen Fahrt durch Ackerland, zerklüftete Hügel und über verfallene Autobahnen schwenkten sie bei einer Raststätte in der Nähe von Elk Moutain ab, um die Nacht im Fahrerhaus zu verbringen. Diana versuchte den Fahrer zu verführen, weil sie glaubte, Mädchen müßten nette Männer belohnen. Der Gips auf dem Arm kam dazwischen, und ihr fiel ein Socken aus dem Büstenhalter.
    Er lachte und faßte sie mit einem schraubstockähnlichen Griff zwischen Daumen und Fingern am Kinn. „Diana war jungfräulich.“
    „Ja, das ist mir bekannt.“ Sie entzog sich dem Griff und lehnte sich wieder an die Tür des Fahrerhauses.
    Er wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Er langte zu ihr hinüber und nahm sie sanft in seine großen Arme. „Deine Unberührtheit ist das wertvollste Gut, das du jetzt besitzt. Bewahre es dir. Werde ein bißchen erwachsener, und wenn du sie wegwirfst, dann paß auf, daß es bei dem nettesten Burschen auf der ganzen Welt passiert.“
    „Wie unterscheidet man die netten Burschen von den Schuften?“
    „Hattest du damit je Schwierigkeiten?“
    „Mein Vater hat mich immer geprügelt. Grundlos !“
    „Dann weißt du, wie die Bösewichter aussehen.“
    „Wie schauen die Guten aus?“
    „Wie ich“, sagte er lachend.
    Ein Jahr lang blieb Diana in einer Kleinstadt bei Seattle, wo die Zubringerraketen für die Raumstation, aber auch Cruise Missiles für das Militär zusammengebaut wurden. Die winzigen, neun Meter langen automatischen Leichter wurden von einer Bodenstation am Äquator zur Raumstation emporgeschossen und flogen auf Deltastummelflügeln zurück. Diana war zunächst aufgeregt. Sie führte einem der Vorarbeiter den Haushalt, während sich seine Frau von einem Autounfall erholte. Diese verschlafene irdische Stadt war jedoch genauso weit vom Mond entfernt wie Ohio.
    Sie stahl etwas Geld und nahm einen Bus nach Los Angeles. In Hollywood durchzukommen war kein Honiglecken. Sie geriet an einen Zuhälter, von dem sie nicht wußte, daß er ein Zuhälter war, und mußte sich mitten in der Nacht aus einem Fenster davonmachen und wie eine Katze unter einem Auto schlafen. Nachdem sie drei Tage allein verbracht hatte, schloß sie sich einer Flüchtlingsfamilie an und schlief auf dem Boden. Sie stahlen und betrogen alle, und einer von ihnen war heroinsüchtig. Sie fand einen Posten als Kellnerin, wurde jedoch entlassen, weil sie keine Papiere hatte.
    In der Dämmerung bettelten sie. Nachher nahm sie ihren süchtigen Freund in eine überfüllte Kellerspelunke mit, damit sie bei ihren Depressionen Gesellschaft hatte. Der Rauch schlängelte sich durch das trübe Licht und erstickte das Leben. Sie saß da und glaubte verrückt werden zu müssen, und plötzlich stürzte sie auf die Damentoilette, wo es, wie sie wußte, ein kleines offenes Fenster gab, wo sie eine Minute lang allein atmen konnte.
    Eine große Hand faßte sie hart an der Schulter. „Hast du Löcher im Kopf, daß du deine Zeit mit diesem Wirrkopf vertrödelst? Er wird dir alles abnehmen, was du hast.“
    Sie wirbelte zu dem verkommenen jungen Mann mit dem Haarschnitt aus den 1950er Jahren herum. „Was kann man mir schon abnehmen? Ich habe nicht einmal eine Stelle.“
    „Es gibt genug freie Stellen.“
    „Ich möchte keine Hure werden, Klugscheißer.“
    Er lächelte sardonisch. „Eine Kellnerin also?“
    „Ich wurde als Kellnerin gefeuert, weil ich keine Papiere habe.“
    „Wie wär’s damit?“ Er schüttelte ihr die Hand. „Ich bin ein Fälscher.“ Er begleitete sie rasch in die Damentoilette, und nachdem er die Tür zugesperrt hatte, steckte er seinen Kopf zum Fenster hinaus.
    „Unter welchem Namen möchtest du gerne bekannt

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