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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Affären einläßt.«
    »Ein ganz nettes Mädchen«, sagte ich.
    Captain Gregory seufzte und zerzauste sein Mäusehaar. »Da wäre noch ńe andere Sache«, sagte er fast gütig. »Sie scheinenń feiner Kerl zu sein, aber Sie gehn zu scharf ran.
    Wenn Sie der Familie Sternwood wirklich helfen wollen –
    lassen Sie sie in Frieden.«
    »Ich glaube, Sie haben recht, Captain.«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Klasse«, sagte ich. »Ich habe fast die ganze Nacht über auf diversen Teppichen gestanden und mich anschnauzen lassen.
    Vorher bin ich bis auf die Knochen durchweicht und zusammengeschlagen worden. Ich bin in ausgezeichneter Kondition.«
    »Was, zum Teufel, haben Sie denn erwartet, Bruder?«
    »Nichts anderes.« Ich stand auf und grinste ihn an und ging auf die Tür zu.
    Als ich sie fast schon erreicht hatte, räusperte er sich plötzlich und sagte mit rauher Stimme: »Ich rede wohl zuviel, wie? Sie glauben immer noch, Sie könnten Regan finden.«
    Ich drehte mich um und sah ihm genau in die Augen. »Nein, ich glaube nicht, daß ich Regan finden kann. Ich werde es nicht mal versuchen. Ist es Ihnen recht so?«
    Er nickte bedächtig. Dann zuckte er die Achseln. »Ich weiß nicht mal, warum, zum Teufel, ich das gesagt habe. Viel Glück, Marlowe. Schauen Sie mal wieder rein, jederzeit.«
    »Danke, Captain.«
    Ich ging hinunter und aus dem Rathaus und holte meinen Wagen vom Parkplatz und fuhr heim zu den Hobart Arms. Ich zog meine Jacke aus und legte mich aufs Bett und starrte an die Decke und horchte auf das Brausen des Verkehrs draußen auf der Straße und sah zu, wie die Sonne langsam über einen Winkel der Decke kroch. Ich versuchte einzuschlafen, aber der Schlaf kam nicht. Ich stand auf und nahm einen Schluck, obgleich es die falsche Tageszeit war, und legte mich wieder hin.
    Ich konnte immer noch nicht schlafen. Mein Gehirn tickte wie eine Uhr. Ich setzte mich auf den Bettrand und stopfte mir eine Pfeife und sagte laut: »Dieser alte Bussard weiß was.«
    Die Pfeife schmeckte bitter wie Lauge. Ich tat sie beiseite und legte mich wieder hin. Mein Denken trieb durch Wogen wirrer Erinnerungen, in denen ich immer und immer wieder das gleiche zu tun schien, dieselben Orte aufsuchte, dieselben Leute traf, dieselben Worte zu ihnen sagte, immer und immer wieder, und jedesmal schien alles wirklich, wie etwas, das tatsächlich geschah, das zum erstenmal passierte. Ich fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf der Autostraße durch den Regen, und Silberperückchen saß in der Ecke des Wagens, schweigend, so daß wir, als wir Los Angeles erreichten, uns wieder völlig fremd zu sein schienen. Ich stieg vor einem Drugstore mit Nachtdienst aus und rief Bernie Ohls an, um ihm zu sagen, daß ich in Realito einen Mann erschossen hatte und jetzt auf dem Weg zu Wilde sei, zusammen mit Eddie Mars´
    Frau, die dabei war, als es passierte. Ich stieß den Wagen die schweigenden, regenblanken Straße von Lafayette Park voran und hinauf vors Portal von Wildes großem Fachwerkhaus, und auf der Veranda brannte schon Licht, da Ohls angerufen und mich avisiert hatte. Ich war in Wildes Arbeitszimmer, und er war hinter dem Schreibtisch in einem geblümten Morgenrock und mit einem verschlossenen, harten Gesicht, und eine gefleckte Zigarre bewegte sich zwischen seinen Fingern und hinauf zum bitteren Lächeln seiner Lippen. Ohls war da und ein schlanker, grauer, gelehrt wirkender Mann vom Sheriffbüro, der eher wie ein Ökonomieprofessor als wie ein Bulle tat und redete. Ich erzählte meine Geschichte, und sie hörten schweigend zu, und Silberperückchen saß im Schatten, die Hände im Schoß gefaltet, und sah niemanden an. Es wurde eine Menge telefoniert. Zwei Männer von der
    Mordkommission tauchten auf, die mich anblickten, als sei ich ein seltenes Raubtier, das aus einem Wanderzirkus ausgebrochen war. Ich fuhr wieder, mit einem der beiden neben mir, zum Fulwider-Haus. Wir waren in dem Raum, in dem Harry Jones noch immer im Sessel hinter dem
    Schreibtisch saß, verzerrt und steif sein Totengesicht im süßsauren Geruch, der das Zimmer erfüllte. Ein Polizeiarzt war da, sehr jung und stämmig, mit roten Borsten im Genick. Ein Experte fummelte herum und nahm Fingerabdrücke, und ich sagte ihm, er solle den Hebel zum Oberlicht nicht vergessen.
    (Er hat Caninos Daumenabdruck darauf gefunden, den einzigen Abdruck, den der braune Mann hinterlassen hatte und der meine Geschichte stützte.)
    Ich war wieder in Wildes Haus und unterzeichnete ein

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