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Der große Schlaf

Der große Schlaf

Titel: Der große Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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angejahrter Kuli, der von seinem Job die Nase voll hat. Das Spiel, das ich spiele, heißt nicht Mikado. Es ist immer eine große Menge Bluff damit verbunden. Wenn ich was zu einem Polizisten sage, dann wird er das nie ganz für voll nehmen.
    Und bei dem Polizisten warś vollends gleichgültig, was ich sagte. Wenn Sie einen aus meiner Branche engagieren, dann ist das kein Fensterputzer, dem Sie acht Fenster zeigen und sagen können: ›Putz die mal eben, dann bist du fertig.‹ Sie haben keine Ahnung, was ich durchsetzen, -stehen und -machen muß, um für Sie einen Auftrag auszuführen. Ich tuś auf meine Art.
    Ich tu mein Bestes, um Sie zu schützen, und wenn ich dabei gegen ein paar Regeln verstoße, dann nur zu Ihren Gunsten.
    Zuerst kommt der Klient, es sei denn, er ist ein krummer Hund.
    Und selbst dann gebe ich lediglich den Auftrag zurück und halte meinen Mund. Schließlich haben Sie mir ja nicht gesagt, daß ich nicht zu Captain Gregory gehen soll.«
    »Das wäre auch ziemlich schwierig gewesen«, sagte er mit einem schwachen Lächeln.
    »Also, was habe ich falsch gemacht? Ihr Norris schien zu glauben, mit Geigers Abtritt sei der Fall erledigt. So sehe ich das nicht. Geigers Annäherungsmethode hat mir zu denken gegeben und tut es noch. Ich bin nicht Sherlock Holmes oder Philo Vance. Ich schnüffle nicht, nachdem die Polizei schon da war, noch mal am Tatort rum, um ńe zerbrochene Füllfeder aufzulesen und ńen Fall drauf aufzubauen. Wenn Sie glauben, daß es einen im Detektivgeschäft gibt, der so seine Brötchen verdient, dann kennen Sie die Polente schlecht. So was übersehen die nicht, wenn sie was übersehen. Ich will damit nicht sagen, daß sie oft was übersehen, wenn man sie richtig arbeiten läßt. Aber wenn, dann muß es schon etwas wackliger und vager sein, beispielsweise so ein Fall, wo Ihnen ein Typ wie Geiger Schuldbeweise zuschickt und Sie ersucht, wień Gentleman zu zahlen – Geiger, ein Mann mit dunklen Geschäften, in prekärer Lage, der von einem Gangsterboss protegiert wird und der zumindest einige Protektion durch einige Polizeibeamte genießt. Warum hat er das getan? Weil er herausfinden wollte, ob man Sie irgendwie unter Druck setzen könnte. Wenn ja, würden Sie zahlen. Wenn nein, würden Sie ihn ignorieren und auf seinen nächsten Zug warten. Aber es gab etwas, womit man Sie unter Druck setzen konnte. Regan.
    Sie fürchteten, daß er anders sei, als Sie angenommen hatten, daß er grad lang genug hiergeblieben und nett zu Ihnen gewesen sei, um herauszufinden, auf welche Tour er am besten an Ihr Bankkonto herankäme.«
    Er wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. »Es war ja nicht einmal Ihr Geld, um das Sie sich Sorgen machten. Es waren nicht mal Ihre Töchter. Die haben Sie mehr oder weniger abgeschrieben. Es war die Tatsache, daß Sie immer noch zu stolz sind, um sich für dumm verkaufen zu lassen –
    und daß Sie Regan wirklich gern haben.«
    Schweigen. Dann sagte der General ruhig: »Sie reden verdammt zu viel, Marlowe. Wollen Sie mir zu verstehen geben, daß Sie dieses Rätsel immer noch zu lösen versuchen?«
    »Nein. Ich habe es aufgegeben. Man hat mich gewarnt. Die Jungs meinen, ich ginge zu scharf ran. Deshalb, meine ich, sollte ich Ihnen auch Ihr Geld zurückgeben – weil der Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt ist.«
    Er lächelte. »Nichts wird aufgegeben«, sagte er. »Ich zahle Ihnen weitere tausend Dollar, damit Sie Regan finden. Er braucht nicht zurückzukommen. Ich brauche nicht mal zu wissen, wo er ist. Ein Mensch hat das Recht, sein eigenes Leben zu leben. Ich nehme es ihm nicht übel, daß er meiner Tochter weggelaufen ist, nicht mal, daß er es damit so eilig hatte. Es war vermutlich ein plötzlicher Impuls. Ich will nur wissen, daß es ihm gutgeht, wo immer er ist. Ich will es von ihm direkt wissen, und wenn er Geld brauchen sollte, so wünsche ich, daß er auch das bekommt. Ist das klar?«
    Ich sagte: »Ja, General.«
    Er ruhte eine kleine Weile aus, schlaff auf dem Bett liegend, die Augen mit den dunklen Lidern geschlossen, mit dünnem und blutleerem Mund. Er hatte sich verausgabt. Er war so ziemlich fertig. Er schlug die Augen wieder auf und versuchte mich anzugrinsen.
    »Ich bin einfach ein sentimentaler, alter Schafskopf«, sagte er. »Und ein schlechter Soldat. Ich habe den Jungen ins Herz geschlossen. Er schien mir ein anständiger Kerl zu sein.
    Offenbar bilde ich mir etwas zu viel auf meine
    Menschenkenntnis ein. Finden Sie ihn für mich,

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