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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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niemand es so leicht aufnehmen kann.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich glaube«, murmelte Sydna mit gesenktem Kopf, »es ist – Ballantyne.«
     

 
5.
     
    Die gespenstischen Stimmen des Gewölbes wisperten: Ballantyne – Ballantyne – Ballantyne … Comyns Hand krampfte sich schmerzhaft um Sydnas Schulter.
    »Was wollen Sie damit sagen? Ballantyne ist tot! Ich selbst habe ihn sterben sehen!«
    Eine lange Minute stellten ihre Augen sich fest den seinen. Comyn hatte plötzlich das Gefühl, ein kalter Wind – kalt wie der Abgrund zwischen den Sternen – bliese durch die Halle.
    »Sie haben mich nicht hinuntergehen lassen«, sagte sie. »Und sie sprechen in meiner Gegenwart auch nicht darüber, aber hier läßt sich nur schwer etwas verheimlichen, dazu sind die Echos zu gut. Noch etwas sollen Sie wissen: Ich bin nicht die einzige, die Angst hat.«
    Eisige Finger griffen nach Comyns Herz. Sydnas Gesicht vor seinem verschwamm und er war wieder in einem kleinen Krankenzimmer auf dem Mars und erschauderte unter dem Hauch eines Grauens, das neu unter der vertrauten Sonne war.
    »Schau mal, wen ich mitgebracht habe«, sagte Sydna plötzlich. »Freust du dich?« Der spöttische Unterton war nicht zu überhören.
    Comyn zuckte zusammen und drehte sich um. An der Tür am Ende der Halle stand William Stanley. Sein Willkommenslächeln erstarrte. Comyn nahm die Hand von Sydnas Schulter.
    Stanley bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, ehe er sich an Sydna wandte. »Bist du völlig hirnverbrannt? Wirst du nie erwachsen werden?«
    »Aber Willy!« Sie betrachtete ihn voll unschuldsvollem Staunen. »Habe ich denn was falsch gemacht?«
    Stanleys Gesicht war jetzt leichenblaß. »Nein«, murmelte er. »Ich glaube nicht, daß dein neuester Einfall große Begeisterung hervorrufen wird.« Ruckartig wandte er sich an Comyn: »Hinaus mit Ihnen! Sie kehren sofort zur Erde zurück!«
    Sydna lächelte, doch ihre Augen hatten den Comyn mittlerweile bekannten seltsamen Glanz. Sie konzentrierte sich ganz auf Stanley. »Sag das nochmal! Das letzte, meine ich.«
    Betont wiederholte Stanley: »Ich sagte, dieser Mann kehrt jetzt sofort zur Erde zurück!«
    Sydna nickte. »Du machst dich, Willy. Aber so richtig schaffst du es noch immer nicht.«
    »Was soll das wieder heißen?«
    »Daß du es nicht schaffst, wie ein Cochrane Befehle zu erteilen.« Sie drehte ihm den Rücken zu, als wäre er nicht da.
    Mit gequetschter Stimme sagte Stanley: »Wir werden ja sehen!«
    Er verschwand. Sydna blickte ihm nicht nach, auch Comyn nicht. Er hatte Stanley gleich nach der ersten Minute vergessen. Immer noch echoten Sydnas Worte in seinem Kopf. Ich glaube – es ist Ballantyne.
    Schroff sagte er: »Was wollen Sie mir da eigentlich weismachen?«
    »Das schlägt sich auf den Magen, nicht wahr? Vielleicht verstehen Sie, weshalb ich mich nach New York flüchtete.«
    »Hören Sie!« sagte Comyn. »Ich war bei Ballantyne. Sein Herz hat zu schlagen aufgehört. Sie versuchten die Wiederbelebung, doch vergebens. Ich habe ihn gesehen! Er war tot!«
    »Ja«, murmelte Sydna. »Ich weiß. Das macht es ja so schlimm. Sein Herz schlägt auch nicht mehr. Er ist tot, aber nicht ganz.«
    Comyn fluchte mit einer Heftigkeit, die der Angst entwuchs. »Wie kann jemand tot sein und … Woher wollen Sie das wissen? Sie sagten doch selbst, daß man Sie nicht zu ihm hinuntergelassen hat. Wie …«
    »Sie lauscht an den Schlüssellöchern.« Das war eine neue Stimme. Ein Mann kam durch die Halle auf sie zu. Die Absätze klickten hart auf den Steinboden. »Erst heimlich lauschen und dann den Mund nicht halten können! Mußt du uns denn ständig Scherereien machen, Sydna!«
    Sein Gesicht war wie ein Abklatsch von Sydnas, doch ohne dessen Schönheit. Es war dunkel, mit hohen Wangenknochen. Auch seine Augen leuchteten, aber sie wirkten zumindest jetzt grausam, und tiefe Runen zeichneten seine Mundwinkel. Er sah aus, als beherrsche er sich nur mühsam, nicht Hand an Sydna zu legen.
    Aber er jagte ihr keine Angst ein. »Ein Wutanfall ändert die Lage auch nicht, Peter, also reiß dich lieber zusammen.« Ihre Augen funkelten nun gefährlich. »Comyn, das ist Peter Cochrane, mein Bruder. Peter, das ist …«
    Die bitteren dunklen Augen gönnten Comyn nur einen flüchtigen Blick. »Ich weiß, ich sehe ihn nicht zum erstenmal.« Er wandte sich wieder Sydna zu. Irgendwo aus dem Hintergrund war Stanleys Stimme zu hören, die erneut verlangte, daß Comyn sofort zur Erde zurückkehrte. Keiner

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