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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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Bankhalterin.
    Sie warf es in eine leere Fruchtschale und dankte ihm, indem sie zugleich bedauerte, daß er nicht mehr zu verlieren habe. Ihm schien aber das Verlorene schon zuviel zu sein, und um wieder etwas davon zu gewinnen, warf er, scheinbar um noch mehr beizutragen, den kleinsten seiner Ringe hin.
    Allein er verlor auch diesen. Rosalie hatte zu ihrer großen Freude ein merkwürdiges Glück, Ferdinand verlor Stuck um Stück von seinem Schmucke; Armspangen, Agraffen, Ringe und Ketten warf er auf den Tisch in dem aufgeregten Bestreben, wieder zu dem Seinigen zu kommen; Rosalie setzte gemünztes Gold dagegen, aber nach wenigen Schwankungen lag der ganze Schmuck Ferdinands, im Wert von über dreitausend Gulden, schimmernd in der Schale.
    Rosalie klatschte in die Hände und verkündete unverhohlen ihre Freude über dies unverhoffte Gelingen, und als sie Ferdinand holdselig dankend die Hand reichte, mußte auch dieser eine gute Miene machen, obgleich er nun eine seltsame Figur spielte, da der noch seltsamere Schmuck jetzt erst recht die Aufmerksamkeit erregte.
    Aber nun ging es erst recht an. Die Damen wurden von den Edelsteinen mächtig angezogen, und in der Hoffnung, dies oder jenes, was ihnen besonders gefiel, zu gewinnen, drängten sich bald alle um den Tisch und spielten eifrig um den Schmuck; denn sie nahmen sich samt und sonders vor, ihre Männer oder Väter zu bewegen, den verhofften Gewinst mit barem Gelde auszulösen.
    Allein Rosalie hatte unverwüstliches Glück und häufte endlich fast alles vorhandene Geld zu dem Schmuck in die Schale, und als zuletzt niemand mehr spielte, rief sie: »Obgleich mein Unternehmen einen Umfang gewonnen hat, weit über das erwartete Ziel hinaus, so freue ich mich dennoch, mein Wort zu halten und diesen ganzen Gewinst zu verdoppeln!«
    Einige angesehene ältere Künstler und ein anwesender Kaufmann berieten nun die Sache, und es fand sich, daß man zwei junge Leute reichlich ausstatten könne auf einige Jahre.
    Das Ereignis erregte das größte Erstaunen und den freudigsten Jubel im ganzen Hause, und die Freude war so plötzlich gekommen, daß nicht der leiseste Schatten von Neid sich daruntermischte, als man nun auf Rosaliens Wunsch die zwei jungen Maler auswählte, welche die Reise nach Italien machen sollten.
    Die Wahl war ein neues und das edelste Vergnügen von allen bisherigen, und es wurde auf das sinnreichste und lieblichste hin und her gewandt, da es so gut schmeckte, und endlich wurden zwei Brüder gewählt, welche sich ebenso durch ihren Fleiß als durch ihre Armut auszeichneten, zwei liebenswürdige Bürschchen aus Sachsen, welchen während ihres Aufenthaltes in der Kunststadt Vater und Mutter gestorben und jeder Unterhalt verloren war. Man begriff nicht, wie sie leben konnten, so kümmerlich nährten sie sich, und doch waren sie der Kunst so anhänglich und treu und immer so guten Mutes, daß sie bei aller Armut und Sparsamkeit doch immer einige blanke Gulden bereit hatten, jedes Künstlerfest mitzufeiern und jedermann durch ihre bescheidene Fröhlichkeit zu erfreuen.
    Die zwei Kirchenmäuse wußten nicht, wie ihnen geschah, und küßten in ihrer Verwirrung der reizenden Urheberin dankbar die Hand. Rosalie konnte sich nicht enthalten, den schüchternen jungen Bürschchen die Wangen zu streicheln, und hätte sie gern geküßt, wenn es sich hätte tun lassen.
    Sie wurden im Triumph herumgeführt, woraus sich ein neues Anordnungs-und Wandervergnügen ergab.
    Indessen verfiel Ferdinand gänzlich seinem Geschick. Es begab sich mit ihm, was sich immer begeben hat, er geriet durch das Schiefe und Unrechte der einen Leidenschaft in eine Niedrigkeit des Empfindens und Denkens, welche sonst nicht in ihm lag. Er war allerdings selbstsüchtig und sparsam gegen andere, sobald es Geld oder Gut betraf, aber doch nicht in dem Grade, daß es sich nicht im allgemeinen mit einem anständigen und liebenswürdigen Charakter vertragen hätte; er würde über den erlittenen Verlust unter allen Umständen verdrießlich geworden sein, aber nicht so sehr, daß der Verdruß im mindesten auf andere Ideen und Vorstellungen eingewirkt oder dieselben getrübt hätte. Jetzt aber verband sich mit seinem geheimen Ärger sogleich der Gedanke, sich zu entschädigen; er machte in seinem Innern Rosalien sich verpflichtet und hielt sie durch den Vorfall für gebunden an ihn durch ein starkes Band.
    Diese bedenkliche Ausschweifung verwirrte ihn ganz und trieb ihn demgemäß zum Handeln. Er nahm sich

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