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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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von Ghurd gegenübersieht.
    »Ich habe nur versucht…«
    Dandelion taucht auf und mischt sich in unsere Plauderei.
    »Thraxas, ich habe schreckliche Neuigkeiten für dich«, sagt sie.
    »Ich hab sie schon gehört«, antworte ich. »Wir müssen sie zurückholen.«
    »Wen?«
    »Tanrose, natürlich.«
    »Ist sie weg?«, erkundigt sich Dandelion.
    »Natürlich. Das sind schreckliche Neuigkeiten.«
    »Warum?«
    »Was soll das heißen, warum? Diese Frau kocht den besten Eintopf in ganz Turai.«
    Dandelion verzieht ihr Gesicht. »Ich verzehre kein Fleisch von Tieren«, erklärt sie hoheitsvoll.
    Ich hole aus.
    »Wag es nicht, Dandelion zu schlagen«, meint Makri und tritt zwischen uns.
    »Vielleicht sollte ich dich stattdessen verprügeln.«
    »Versuch’s doch.«
    Makri hebt ihre Hände und baut sich in Verteidigungsstellung auf.
    »Ich kann ohne Tanrose nicht leben«, jammert Ghurd. So fassungslos habe ich ihn noch nie erlebt. Ich habe einmal drei Pfeile aus seinen Rippen gepflückt, und er hat sich mit keiner Silbe beschwert.
    »Du hörst ja gar nicht, was ich zu berichten habe«, bemerkt Dandelion ganz richtig.
    »Wenn es etwas mit den Sternen zu tun hat, interessiert es mich auch nicht.«
    »Die Sterne sind heilig!«
    »Es interessiert mich trotzdem nicht.«
    Aber diese Frau kann man nicht so einfach abschütteln. Dandelion hüpft praktisch wie verrückt von einem Bein aufs andere, weil sie mir unbedingt was sagen will. »Es ist eine sehr ernsthafte Warnung! Gestern Nacht gab es Blitze am Himmel, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe!«
    »Ach ja?«
    »Es war fast, als stände der Himmel in Flammen!«
    »Hörst du endlich auf, mir irgendwelche Warnungen zu überbringen? Sie haben bereits genug Ärger verursacht!«
    Meine Worte verletzen Dandelions Gefühle. Sie befummelt ihre Halskette, ein albernes Ding, das sie aus Muscheln gemacht hat, und meint leise, dass sie ja nur helfen wollte. Die Gäste in der Kaschemme tun mittlerweile lautstark ihre Meinung zu den verschiedenen Themen kund, die hier anstehen. Ghurd, Makri und ich werden mit Vorschlägen bombardiert. Die meisten finden, dass Ghurd losgehen und Tanrose augenblicklich einen Heiratsantrag machen sollte. Es gibt allerdings auch eine kleine, aber nicht minder laute Gruppe, die wissen will, ob Lisutaris wirklich jeden in einen Frosch verwandeln will, der sich ihrer heimlichen Liebesaffäre in den Weg stellt.
    »Lisutaris hat keine heimliche Liebesaffäre.«
    »Warum hat sie dich dann engagiert, damit du ihr Tagebuch wiederbeschaffst? Angeblich steckt es voller diskriminierender Liebesgedichte.«
    »Wie viele Leute werden sich ihr in den Weg stellen?«, fragt Parax. »Reden wir hier von, sagen wir mal, drei Personen?«
    »Wenn sie verschmäht wird«, weiß ein Hafenarbeiter, »dann kann sie ziemlich gewalttätig werden. Du weißt ja, wie Frauen so sind, wenn man sie abweist.«
    Ghurd gibt jede Hoffnung auf und lässt sich auf einen Hocker hinter den Tresen fallen. Er will nicht einmal einen Krug Bier zapfen. Vielleicht kann er es auch gerade nicht. Makri fällt wieder ein, dass ich sie ein widerwärtiges orgkisches Scheusal genannt habe, und droht, mich zu töten. Ich teile ihr mit, dass ich sie ja liebend gern zu ihrer Mutter zurückschicken würde, wenn sie eine hätte, was ich ernstlich bezweifle. Man sollte meinen, dass die Lage kaum schlimmer sein könnte, als ein junger Regierungsbonze in einer gestärkten weißen Toga in die Kaschemme marschiert. Er ignoriert das Schwert in meiner Hand und drückt mir ein Dokument in die andere.
    »Was ist das?«
    »Eine Vorladung wegen Feigheit vor dem Feind.«
    »Wegen was?«
    »Ihr werdet vor einen Senatsauschuss zitiert, um über Euer Verhalten während der Schlacht von Sanasa Auskunft zu geben.«
    Mir verschwimmt alles vor den Augen. Die Schlacht von Sanasa war vor siebzehn Jahren.
    »Wovon redet Ihr überhaupt?«
    »Es wird behauptet, dass Ihr Euern Schild im Stich gelassen habt und vom Schlachtfeld desertiert seid.«
    Die Trinker in der Kaschemme halten wie ein Mann die Luft an. Seinen Schild auf dem Schlachtfeld im Stich zu lassen ist die schlimmste Anschuldigung, die man gegen einen turanianischen Bürger erheben kann. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass man mich einmal einer solchen Ungeheuerlichkeit beschuldigen könnte. Die Welt spielt wirklich verrückt.

12. KAPITEL
    Ich explodiere vor Wut wie ein Vulkan. »Ich soll meinen Schild im Stich gelassen haben? Ich? Ich habe die Schlacht von Sanasa praktisch

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