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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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im Alleingang entschieden, du Grünschnabel! Wäre ich nicht gewesen, dann würdest du heute nicht in deiner Toga durch die Stadt stolzieren können! Weil da nämlich keine Stadt wäre, durch die du stolzieren könntest! Wer hat diese Beschuldigung erhoben?«
    »Grobiax, ebenfalls ein Teilnehmer an dieser Schlacht!«, antwortet der Bonze.
    »Das werden wir ja sehen!«, brülle ich und stürme zur Tür. Das Schwert in der Hand. Ich fuchtele damit herum, um den Effekt zu verstärken. Niemand beschuldigt mich ungestraft der Feigheit. Ghurd hält mich auf, indem er seine Arme um mich schlingt und sich mit einem Fuß gegen einen Tisch stemmt.
    »Wohin willst du?«, erkundigt er sich.
    »Grobiax umbringen, was denn sonst? Niemand beschuldigt mich, dass ich mein Schild im Stich lasse und desertiere!«
    »Wenn du Grobiax umlegst, wird dir das auch nicht viel helfen.«
    »Natürlich wird das helfen. Und jetzt lass mich los. Ich muss jemanden umlegen!«
    »Sie werden dich hängen!«
    Ich versuche, mich aus Ghurds Griff zu befreien. Makri sieht dem Kampf amüsiert zu.
    »Ich hätte zwar nichts dagegen, Thraxas, wenn du wegen Mordes gehängt würdest. Immerhin hast du mich ein widerwärtiges orgkisches Scheusal genannt und warst unerträglich grob zu mir. Aber ist das nicht eine ähnliche Situation wie die, in der du mir geraten hast, Professor Toarius nicht zu massakrieren?«
    »Es ist ganz und gar nicht dasselbe. Grobiax hat meine Ehre beleidigt.«
    »Toarius meine auch!«
    »Das interessiert mich nicht!«, schreie ich und erneuere meine Bemühungen, aus Ghurds Griff freizukommen.
    »Du wirst verhaftet und kannst dann Lisutaris nicht mehr helfen.«
    Ich höre auf, mich zu wehren. Außerdem ist es auch nicht ganz einfach, sich aus Ghurds Klammergriff zu befreien. Er war schon immer ein ungewöhnlich starker Mann, und zudem ist er in erheblich besserer körperlicher Verfassung als ich. Er zieht mich wieder zum Tresen zurück.
    »Würden sie Thraxas wirklich hängen, wenn er Grobiax umbringt?«, erkundigt sich Makri.
    »Ja«, antwortet Ghurd.
    »Dann ist das vielleicht doch ein ganz guter Plan. Lass ihn los.«
    Ghurd wirft ihr einen giftigen und sehr barbarischen Blick zu. »Wir brauchen keine weiteren schlauen Ratschläge von dir. Geh und bedien die Gäste.«
    Während dieser ganzen Auseinandersetzung hat der Regierungsbonze ruhig auf eine Gelegenheit gewartet, das Wort ergreifen zu können. Als er spricht, kehrt schlagartig Ruhe in der Kaschemme ein. Ein Mann in einer Toga strahlt offenbar immer noch so etwas wie Respekt aus.
    »Ich muss Euch weiterhin mitteilen, dass ein Mann, der sich einer solchen Anklage gegenübersieht, nicht mehr länger irgendwelche offiziellen Ämter bekleiden darf. Es wird Euch deshalb vom Gesetz verboten, länger das Amt des Tribuns auszuüben. Weiterhin wird Eure Detektivlizenz, die Euch vom Konsul im Namen des Königs ausgestellt wurde, vorübergehend eingezogen, bis Ihr entweder von dem Vorwurf freigesprochen seid – in diesem Fall wird sie erneuert – oder aber verurteilt werdet. In diesem Fall erlischt sie.«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, dass ich nicht länger ermitteln darf?«
    »Das ist richtig.«
    »Wie lange?«
    Das weiß er nicht. Jedenfalls so lange, bis mein Fall vor einem Senatsausschuss gehört worden ist. Das kann Monate dauern. Vielleicht sogar Jahre. Wenn man in dieser Stadt keinen Einfluss hat, kann es manchmal sehr lange dauern, bis Rechtsfälle vor Gericht verhandelt werden.
    Der Bonze verschwindet. Ich bleibe und denke über die ungeheuerliche Unverfrorenheit dieser Anschuldigungen nach. Ghurd weist Makri an, sich um den Tresen zu kümmern, und führt mich ins Hinterzimmer, wo er mir ein großes Glas Kleeh einschenkt. Ich leere es in einem Zug, und er schenkt mir nach.
    »Danke, Ghurd. Dafür, dass du mich daran gehindert hast, loszugehen und Grobiax umzubringen. Es wäre dumm gewesen. Aber ich würde es immer noch gern tun.«
    »Natürlich«, meint Ghurd. »Das würde ich auch mit jedem machen, der mich der Feigheit bezichtigt. Damals oben im Norden hätte ich ihn schon längst erledigt. Aber hier laufen die Dinge anders.«
    Ich sehe Ghurd überrascht an. »Wann hast du dich denn in einen verantwortungsbewussten Bürger verwandelt?«
    »Seit ich diese Kaschemme gekauft und angefangen habe, Steuern zu zahlen.«
    Ich kenne Ghurd jetzt schon so lange, und wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn immer mit seiner Axt in der Hand, wie er auf seine Feinde einschlägt. Irgendwie ist mir

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