Der gruene Stein
Makri an.
»Würde es Euch stören, wenn Ihr wieder als meine Leibwächterin fungieren würdet?«
»Ich wäre entzückt«, antwortet Makri strahlend.
Mürrisch starre ich in die Auslage des Juweliers. Lisutaris ist wirklich eine Schande für diese Stadt. Ihr Thaziskonsum ist ein öffentlicher Skandal. Sie hätte es wirklich verdient, ins Exil geschickt zu werden.
»Welches weitere Vorgehen schlagt Ihr jetzt vor, Detektiv?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dafür kann ich Euch wirklich keinen Vorwurf machen. Ich wüsste auch nicht, was ich jetzt machen soll.«
Ich komme langsam zu dem Schluss, dass es beinahe sinnlos ist, weiter zu ermitteln. Entweder führt uns jemand absichtlich in die Irre und verspottet uns bei jeder neuen Wendung der Ereignisse, oder die Situation ist so chaotisch geworden, dass es zwecklos ist, irgendwelche Schritte zu unternehmen. Gleichviel, in beiden Fällen bin ich geschlagen.
»Wenn niemand irgendwelche Vorschläge hat, wie wir die Stadt retten können, dann könnten wir ja jetzt vielleicht Barius aufsuchen«, meint Makri schlau.
»Wer ist Barius?«, will Lisutaris wissen.
»Der Sohn von Professor Toarius. Ich glaube, dass er etwas Licht in Makris Verweis von der Hochschule bringen könnte.«
Lisutaris bietet uns ihre Karosse an, die in der Nähe wartet. Lust nach Hause zu fahren hat sie nicht besonders, weil sie fürchtet, dass sie noch mehr Besuch von naseweisen Zauberern oder neugierigen Regierungsbonzen bekommen könnte.
»Seit heute gibt es wieder sechs Tote mehr in der Stadt«, sage ich. »Das steigert die Gesamtzahl auf siebenundzwanzig, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Bei den vielen Toten wird das Justizdomizil sicherlich bald einen Zauberer auf den Fall ansetzen. Der Alte Hasius Brillantinius wird jede Einzelheit der ganzen Angelegenheit herausfinden.«
»Noch lange nicht«, widerspricht Lisutaris. »Die Stellung der Monde ist noch viel zu ungünstig.«
Will ein Zauberer in die Vergangenheit blicken, müssen sich die drei Monde in einer ganz bestimmten Stellung zueinander befinden. Und laut Lisutaris befinden wir uns gerade in einer der längsten ungünstigen Stellungen des Jahrzehnts. Das hätte ich selbst gewusst, wenn ich nicht so ein lausiger Zauberer wäre.
»Es wird noch Monate dauern, bis die Zauberer in die Vergangenheit blicken können. Wenn das nicht so wäre, hätte ich selbst längst einen Blick zurück geworfen.«
Die Karosse bringt uns nach Kushni. Der Kutscher schreit irgendwelchen Traumtänzern zu, gefälligst die Straße freizumachen. Sie sehen aus, als wollten sie auf der Stelle einen Streit vom Zaun brechen, aber dann erkennen sie Lisutaris’ Regenbogenwappen an der Kutsche und treten rasch zur Seite, weil sie nicht von einem Zauberspruch eingeäschert werden wollen.
»Glaubst du, dass wir unsere Wetteinsätze erhöhen sollten?«, erkundigt sich Makri. »Wir stehen im Moment alle drei bei fünfunddreißig Toten. Aber wenn es jetzt schon siebenundzwanzig sind, dann genügt das vielleicht nicht.«
Lisutaris lacht grimmig. »Allerdings. Und wenn der Konsul mein Vermögen konfisziert, bevor er mich vor Gericht stellt, dann brauche ich vielleicht Geld, um einen Advokaten zu bezahlen. Wann ist der Wettschluss für diese Wette?«
Makri wirkt etwas verlegen. »Na ja, wenn der Fall zu einem Ende kommt…«
»Und wann ist das?«
»Wenn Thraxas ihn löst. Oder getötet wird. Oder Ihr verhaftet werdet…«
Lisutaris ist schockiert. »Der turanianische Plebs wettet darauf, dass ich verhaftet werde?«
»Nur ganz am Rande«, versucht Makri sie zu beruhigen.
»Beschwert Euch nicht«, rate ich der Zauberin. »Es ist längst nicht so schlimm wie auf meinen Tod zu wetten.«
»Ich glaube, dass Lisutaris’ Tod die Wette ebenfalls beenden würde«, wirft Makri in dem vergeblichen Versuch ein, hilfreich zu sein. »Aber niemand erwartet, dass dies passiert. Außer Parax, der Schuhmacher. Ich glaube, er hat einen kleinen Betrag auf Lisutaris’ Tod gesetzt. Und vielleicht ein oder zwei andere auch noch. Zum Beispiel Hauptmann Rallig. Aber sonst haben das nicht viele getan. Diese Wette ist längst nicht so beliebt wie die Aussicht, dass Thraxas seine Toga abgeben muss. Habt Ihr zufällig eine Thazisrolle dabei?«
Wir rauchen Lisutaris’ Rollen, während wir über die belebten Straßen fahren. Selbst in dieser angespannten Situation muss ich die erstklassige Qualität ihres Thazis loben.
»Habt Ihr es in Eurem eigenen Garten angebaut?«
»Ja. Das heißt,
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