Der gruene Stein
informiert?«
»Nein«, gibt Lisutaris zu. »Ich versuche immer noch, die Dinge möglichst geheim zu halten.«
In den letzten Tagen musste sich Lisutaris einer Menge Fragen ihrer Zaubererkollegen und von Regierungsbonzen stellen. Bis jetzt jedoch gibt es noch keine offizielle Untersuchung.
»Vizekonsul Zitzerius hat mich besucht, weil er mit mir über die Renovierung von irgendwelchen Wasserleitungen sprechen wollte. Mir war gar nicht klar, dass er meine Meinung zu der Wasserversorgung der Stadt schätzt. Und Harmonius AlpElf war ebenfalls zufällig in der Nähe und hat vorbeigeschaut, um mir eine amüsante Geschichte über irgendwelche Elfenzauberer zu erzählen.«
Angesichts von Lisutaris’ gesellschaftlichem Rang dürfte es jedem ziemlich schwer fallen, geradeheraus zu fragen, was eigentlich los ist, obwohl ganz offensichtlich ist, dass hier irgendwas schief läuft. Aber nachdem alle gemeinsam Himmel, Erde und die Drei Monde in Bewegung gesetzt haben, damit Lisutaris zur Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung gewählt wird, will natürlich niemand in Turai, dass sie nur wenige Monate später in Ungnade fällt. Das würde Turais Ansehen in den Augen alle Nationen schwersten Schaden zufügen.
»Sie haben um das Thema herumgeredet. Ich habe geschwiegen, wie Ihr es mir geraten habt, aber ich kann das nicht mehr lange durchhalten. Tilupasis war ebenfalls da und hat herumgeschnüffelt. Ihr wisst, was sie für eine listige Frau ist. Ich konnte sie nur unter dem Vorwand abwimmeln, dass ich mich zurückziehen und einen Zug von meiner Pfeife rauchen müsste. Damit dürfte mein Ruf unter den aristokratischen Matronen Turais dahin sein. Jetzt wird sich bald in ganz Thamlin herumsprechen, dass Lisutaris nicht in der Lage ist, länger als eine halbe Stunde eine Audienz zu geben, ohne Thazis zu rauchen.«
»Weiß das denn nicht sowieso jeder?«, fragt Makri. Sie hat es immer noch nicht gelernt, taktvoll zu sein.
»Ich bin nicht thazissüchtig«, erwidert Lisutaris kühl.
»Oh«, sagt Makri. »Ich dachte, Ihr wärt es. Ich erinnere mich noch daran, wie Ihr auf dem Konvent der Zauberer zusammengebrochen seid und ich Euch zu Eurer Pfeife schleppen musste und Ihr gestöhnt habt, wie dringend Ihr einen Zug Thazis braucht, also habe ich natürlich angenommen, dass …«
»Könnten wir das vielleicht ein andermal besprechen?«, zischt Lisutaris und wirft ihr einen ärgerlichen Blick zu. Dann richtet sie denselben ärgerlichen Blick auf mich. »Natürlich ist von meinem guten Ruf sowieso nicht mehr allzuviel übrig, nachdem Ihr herumgelaufen seid und überall erzählt habt, dass ich Euch engagiert hätte, damit Ihr mir mein Tagebuch zurückbringt. Welches ich deshalb so dringend wiederhaben will, weil es voller höchst intimer Liebesgedichte sein soll. Wenn ich das richtig verstehe, ist die Identität meines heimlichen Geliebten mittlerweile das beliebteste Ratespiel bei Abendgesellschaften.«
»Ich bin wirklich schockiert, Lisutaris. Als ich Kahlius von Eurem Tagebuch erzählt habe, dachte ich, er würde diese Information diskret behandeln.«
»Wer ist es denn?«, erkundigt sich Makri.
»Wer ist denn wer?«
»Die Person, mit der Ihr eine Affäre habt?«
»Ich habe keine Affäre mit niemandem. Thraxas hat es sich aus den Fingern gesogen.«
»Warum denn?«
»Ich brauchte eine plausible Geschichte. Und das war alles, was ich mir auf die Schnelle ausdenken konnte.«
Makri ist der Meinung, dass ich mir ruhig etwas mehr Mühe hätte machen können. »Schließlich behaupten nicht gerade wenige Leute, dass du einer der besten Lügner in der ganzen Stadt bist.«
Lisutaris ist sicher, dass der Konsul sich auf jeden Fall das Medaillon zeigen lassen wird, wenn er auf den Maskenball kommt.
»Kahlius ist vielleicht nicht so spitz wie ein Elfenohr, aber selbst ihm muss mittlerweile dämmern, dass ich das Medaillon verloren habe. Verdammt, ich wünschte, ich hätte nicht ausgerechnet diesen Zeitpunkt für einen Maskenball ausgewählt.«
»Wo wir gerade von Eurer gesellschaftlichen Rolle sprechen«, sage ich. »Harm der Mörderische hat erwähnt, dass er Euch vielleicht ebenfalls einen Besuch abstatten will.«
»Wirklich?«
»Ja. Und wie Ihr schon ganz richtig bemerktet, ist Harm ein sehr gefährliches Individuum. Ich halte es für klug, wenn Ihr Euch für den Ball noch einen persönlichen Schutz zulegen würdet.«
»Vielleicht habt Ihr Recht«, stimmt Lisutaris mir zu.
Ich warte auf die ersehnte Einladung. Lisutaris schaut
Weitere Kostenlose Bücher