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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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genauer gesagt, in dem Glashaus, das ich letztes Jahr erbauen ließ.«
    »Ihr habt ein Glashaus?«
    »Es ist eine Spezialkonstruktion«, erklärt die Zauberin. »Es schützt die Gewächse vor den Elementen und verstärkt das Sonnenlicht, das sie nährt. Zuerst wurden solche Häuser in Simnia eingesetzt. Sie nennen sie Gewächshäuser. Meines ist, glaube ich, das erste seiner Art in Turai.«
    Ich habe noch nie von so etwas gehört und wundere mich erneut über Lisutaris’ Hingabe an ihr Lieblingsthema. Thazis wird im Südosten im großen Stil angebaut und von dort nach Turai importiert. Obwohl ich Leute kenne, die gelegentlich ihre eigenen Pflanzen ziehen, glaube ich nicht, dass noch jemand in Turai in der Lage ist, ihr Volumen zu vergrößern. Ein Gewächshaus. Es muss ungeheuer teuer gewesen sein.
    »Der Preis war allerdings fantastisch«, stimmt Lisutaris meiner Vermutung zu. »Aber bei dem vielen Regen, den wir hier in Turai haben, blieb mir keine andere Wahl.« Sie wendet sich unvermittelt an Makri. »Warum hat Hauptmann Rallig auf meinen Tod gewettet?«, will sie wissen. »Hat er irgendwelche geheimen Informationen?«
    Das glaubt Makri zwar nicht, aber Lisutaris ist dennoch besorgt. Vielleicht liegt es am Thazis. Übermäßiger Genuss der Droge kann manchmal zu Halluzinationen führen. Ich erkundige mich bei Makri, ob sehr viele Leute auf meinen Tod gewettet haben.
    »Hunderte«, erwidert Makri. »Davon gehen die meisten aus. Seit dem Moment, als die Bruderschaft ins Spiel kam, strömte das Geld nur so.«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich nur sterbe, um diesem Haufen von Degenerierten in der Rächenden Axt Geld einzubringen! Glaubst du wirklich, die Bruderschaft macht mir Angst? Außerdem dachte ich, die Wette beschränkte sich ausschließlich auf die Zahl der Toten.«
    Makri zuckt mit den Schultern. »Es hat sich irgendwie ausgeweitet. Moxalan hat so viele Nachfragen zu bewältigen, dass er einen Assistenten einstellen und sein Angebot vergrößern musste.«
    Die Kutsche hält an, und wir klettern hinaus auf die staubige Straße. Lisutaris trägt ihren Regenbogenmantel. Wahrscheinlich unterlässt sie es aus Fatalismus, sich zu verkleiden, als wir ins Zum Durchgegangenen Einhorn gehen. Es ist eine Kaschemme am Rand von Kushni, in der meinen Informanten zufolge Barius sehr oft anzutreffen ist. Auch diese Kaschemme ist ein weiterer ekelhafter Sündenpfuhl. Als jedoch die Oberhexenmeisterin durch die Türe schreitet, kehrt schlagartig Ruhe ein. Einige Gäste vermuten anscheinend, dass Lisutaris in offiziellem Auftrag hier ist. Messerscharf schließen sie weiter, dass dies, ganz gleich, um welchen Auftrag es sich handeln könnte, für sie nichts Gutes bedeutet. Woraufhin sie in Windeseile durch die Hintertür verduften, als die Herrin des Himmels an den Tresen tritt.
    »Ich suche einen jungen Mann namens Barius«, sagt sie freundlich.
    »Oben, er ist oben«, stammelt der Wirt. Er quakt fast, während er sich ganz offensichtlich vorstellt, welche Wirkung der Zauberbann einer gereizten Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung auf ihn haben könnte.
    »Hier entlang«, fordert Lisutaris uns auf und führt Makri und mich eine Treppe hinauf. Sie scheint sehr mit sich zufrieden zu sein. »Ich habe bisher noch nie irgendetwas ermittelt. Mir kommt es nicht übermäßig schwierig vor.«
    Ich verbeiße mir eine sarkastische Bemerkung und folge Lisutaris zur ersten von vier Türen, die vom oberen Flur abgehen. Sie ist verschlossen, also murmelt Lisutaris einen einsilbigen Minderzauber, und die Tür schwingt auf. In dem Raum finden wir einen Mann mit einer Toga, der intensiv mit einer Frau beschäftigt ist, die ohne weiteres seine Enkelin sein könnte, aber nicht mit ihm verwandt ist. Vermutlich jedenfalls.
    »Entschuldigt, Senator Alesius«, sagt Lisutaris charmant und scheucht uns wieder auf den Flur zurück.
    »Na ja, damit dürftet Ihr ihm aber gründlich sein nachmittägliches Nickerchen verdorben haben«, sage ich. »Eine wichtige Regel bei Ermittlungen ist die, dass man nicht einfach mit der ersten Tür ins Haus fällt, an die man kommt.«
    »Und wie soll ich, bitte schön, die richtige finden?«
    »Das ist eine Frage von Erfahrung und Intuition«, erkläre ich ihr. »Man entwickelt so etwas nach einigen Jahren in diesem Geschäft.«
    »Sehr gut«, meint Lisutaris und deutet auf die drei restlichen Türen. »Welche Tür soll ich denn Eurer Meinung nach als Nächstes öffnen?«
    Ich entscheide mich für die Tür links.

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