Der gruene Stein
Oder werden wir alle langsam verrückt?«
»Ich weiß es nicht. Wenigstens sind uns diese Fabelwesen, die überall erscheinen, freundlich gesonnen. Es dürfte nicht sonderlich amüsant sein, wenn erst einmal Drachen durch die Straßen stampfen.«
»Ich mochte die Frösche«, erklärt Makri.
Wir überqueren den Königlichen Markt nördlich von Kushni. Er ist einer der Hauptumschlagplätze für Waren in Turai. In den Geschäften hier werden Kleidungsstücke, Schmuck, Wein und Waffen verkauft – größtenteils sehr teure und hochwertige Waren. Die Marktstände handeln auch mit Lebensmitteln, aber sie unterscheiden sich erheblich von den billigen Märkten in ZwölfSeen. Hierher nach Kushni kommen die Diener der Reichen, um Lebensmittel für ihre Herrschaft bei den Markthändlern zu erwerben. Die bieten nur beste Ware an, die oft aus dem ganzen Westen und manchmal sogar von den Elfeninseln importiert werden.
Makri starrt in das Schaufenster eines Juwelierladens. »Wer verdient denn so viel Geld, dass er solche Dinge kaufen kann?«, fragt sie laut.
Eine junge Frau verlässt das Geschäft. Zwei Bedienstete folgen ihr. Als sie Makri sieht, nickt sie ihr im Vorübergehen unmerklich zu. Ich frage Makri, wer die junge Frau war.
»Das war Avenaris, Lisutaris’ Sekretärin.«
Ich habe mich bereits auf die Verfolgung gemacht. Man hat mir ausdrücklich verboten, die junge Frau zu befragen. So etwas macht einen Detektiv zwangsläufig misstrauisch. Ich versperre ihr mit meinem massigen Körper den Weg. Sie betrachtet mich ziemlich nervös. Ich stelle mich vor, aber offenbar kennt sie mich bereits.
»Könntet Ihr mir vielleicht helfen, die Antworten auf einige Fragen zu finden?«
»Lisutaris möchte nicht, dass ich über ihre Angelegenheiten mit jemandem spreche«, erwidert Avenaris. »Nicht einmal mit einem Ermittler, den sie selbst beauftragt hat.«
Sie versucht, an mir vorbeizukommen, aber ich trete ihr erneut in den Weg. Sie wirkt wirklich sehr nervös. Erheblich nervöser, als sie sein sollte. Ich bin keineswegs besonders Angst einflößend, jedenfalls nicht bei Tageslicht. Und ganz bestimmt nicht so schrecklich, dass eine Person bei meinem Anblick augenblicklich einen Tick bekommen könnte. Trotzdem fängt Avenaris’ Augenlid heftig an zu zucken.
»Vielleicht könntet Ihr mir etwas darüber erzählen, was an dem Tag im Stadion eigentlich genau passiert…?«
»Was hat das zu bedeuten?«
Wer da spricht, ist niemand anders als Lisutaris, Herrin des Himmels.
»Habe ich Euch nicht ausdrücklich befohlen, meine Sekretärin in Ruhe zu lassen?«
»Er hat mir den Weg versperrt!«, beklagt sich Avenaris. So wie sie das sagt, klingt es, als wäre das ein Gewaltverbrechen. Zudem ist sie den Tränen nahe.
»Es tut mir Leid«, tröstet Lisutaris sie und versucht, sie zu beruhigen. »Er hatte nicht das Recht, dich zu behelligen. Geh jetzt nach Hause. Ich sorge dafür, dass er dich nicht mehr belästigt.«
Avenaris geht rasch davon. Die beiden Dienstboten begleiten sie.
Die Zauberin sieht mich wutentbrannt an. »Wie könnt Ihr es wagen, meine Angestellten zu verfolgen?«
»Spart Euch die Belehrung, Lisutaris. Was ist mit ihr los? Ich habe ihr eine höfliche Frage gestellt, und sie ist praktisch in Tränen ausgebrochen.«
»Sie ist eine junge Frau, die ein dünnes Nervenkostüm hat. Sie ist viel zu empfindsam, um mit euresgleichen konfrontiert zu werden. Ich muss darauf bestehen …«
»Ihr solltet mich mit ihr reden lassen. Ich habe den starken Verdacht, dass sie etwas weiß.«
»Muss ich Euch daran erinnern, dass Avenaris meine Nichte ist? Ich habe Euch nicht engagiert, damit Ihr meine Familie drangsaliert. Zum letzten Mal: Haltet Euch von meiner Sekretärin fern!«
Lisutaris wirkt jetzt wirklich bedrohlich. Ich lasse das Thema auf sich beruhen, jedenfalls fürs Erste. Später werde ich es jedoch weiterverfolgen, ganz gleich, was Lisutaris sagt.
»Seid Ihr unterwegs irgendwelchen Einhörnern begegnet?«, erkundige ich mich.
»Nein. In meinem Fischteich haben sich jedoch zwei Meerjungfrauen getummelt. Ich bin ziemlich ratlos. Es sind ganz offenbar magische Erscheinungen, aber ich kann ihre Quelle nicht aufspüren.«
»Habt Ihr meine Nachricht wegen Harm dem Mörderischen erhalten?«
Lisutaris nickt und runzelt die Stirn. »Harm der Mörderische ist ein sehr gefährliches Individuum. Konsul Kahlius sollte sofort darüber informiert werden, dass er sich in der Stadt aufhält.«
»Und wurde er
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