Der grüne Strahl
Schlägeln von dem kleinen, für den Croquet-Ground bestellten Aufwärter herbeigeschafft worden.
Die neun Bögen wurden in verschobenem Vierecke in den Bodensteinen befestigt, und die beiden Pfähle erhoben sich an den Enden der großen Achse des Vierecks.
»Losen wir!« rief Bruder Sam.
Die Marken wurden in einen Hut geworfen. Jeder Theilnehmer entnahm eine derselben.
Der Zufall bestimmte die folgenden Farben für die Ordnung des Spieles: Eine blaue Kugel und ebensolchen Schlägel dem Bruder Sam; rothe Kugel und Schlägel dem Aristobulos Ursiclos; gelbe Kugel und Schlägel dem Bruder Sib; grüne Kugel und Schlägel der Miß Campbell.
»In Erwartung eines gewissen Strahls von derselben Farbe! sagte sie. Das ist von guter Vorbedeutung!«
Bruder Sam hatte das Spiel zu eröffnen, und er fing denn an, nachdem er mit seinem Partner noch eine tüchtige Prise genommen.
Da mußte man ihn sehen, den Körper weder zu gerade, noch zu gebeugt, den Kopf halb seitwärts gewendet, um die Kugel genau am richtigen Punkte zu treffen; die Hände, eine der andern benachbart am Griffe des Schlägels, die linke unten, die rechte oben, die Beine leicht geschlossen, die Kniee mäßig gebogen, um die Rückwirkung des Schlages besser aufzunehmen, den linken Faß gerade vor der Kugel und den rechten ein wenig zurückgezogen – der vollendete Typus eines »
Gentleman croqueter!
«
Dann erhob Bruder Sam den Schlägel, den er langsam einen Halbkreis beschreiben ließ, führte damit einen sicheren Schlag gegen die, achtzehn Zoll vom »Fock« oder Ausgangspfahle entfernt liegende Kugel, und hatte nicht nöthig, von der ihm zustehenden Vergünstigung einer noch zweimaligen Wiederholung des ersten Schlags Gebrauch zu machen.
Die geschickt fortgetriebene Kugel rollte durch den ersten Bogen und sofort durch den zweiten; ein zweiter Schlag trieb sie durch den dritten, und erst beim vierten Bogen nahm sie, etwas zu viel Eisen«, und blieb stehen.
Für die Spieleröffnung war das gewiß eine anerkennenswerthe Leistung. Ein schmeichelhaftes Gemurmel lief auch durch die Zuschauer, die sich außerhalb des kleinen Grabens um den Rasenplatz hielten.
Jetzt kam Aristobulos Ursiclos an die Reihe. Er war minder glücklich. Ob aus Ungeschicklichkeit oder aus unglücklichem Zufall, jedenfalls mußte er dreimal von Neuem beginnen, um die Kugel durch den ersten Bogen zu treiben, und den zweiten fehlte er dann wieder.
»Höchst wahrscheinlich, bemerkte er gegen Miß Campbell, ist diese Kugel nicht richtig calibrirt. In diesem Falle veranlaßt der excentrisch gelegene Schwerpunkt eine Abweichung in ihrem Laufe…
– Du bist daran, Onkel Sib,« sagte Miß Campbell, ohne auf diese gelehrte Auseinandersetzung zu hören.
Der Bruder Sib war des Bruders Sam würdig. Seine Kugel lief durch zwei Bögen und blieb nahe der Aristobulos Ursiclos’ liegen, welche ihm dazu diente, den dritten Bogen zu passiren, nachdem er roquirt, d. h. sie durch Anprallenlassen der seinigen berührt hatte, dann roquirte er noch einmal den jungen Gelehrten, dessen ganze Physiognomie zu verkünden schien: »Warte nur, wir werden es noch besser machen!« Endlich, nachdem beide Kugeln in Berührung mit einander gebracht waren, setzte er den Fuß fest auf seine eigene, führte gegen dieselbe einen herzhaften Schlag und croquirte damit die Kugel des Gegners, d. h. er trieb sie durch die Wirkung des Gegenschlags, respective der Elasticität des Holzes, sechzig Schritte weit über die Grenze des Spielraums hinaus.
Aristobulos Ursiclos mußte seiner Kugel nachlaufen; er that das mit aller Würde des gesetzten Mannes und wartete dann in der Haltung eines Generals, der über einen großen Coup nachdenkt.
Miß Campbell nahm nun ihre grüne Kugel und schlug sie geschickt durch die zwei ersten Bögen.
Das Spiel nahm einen für die Brüder Melvill sehr vortheilhaften Fortgang, und diese ließen keine Gelegenheit vorüber, die feindlichen Kugeln zu roquiren und zu croquiren. Das war ein Massacre! Sie machten sich kaum bemerkbare Zeichen, verstanden sich schon durch Blinken mit den Augen, so daß sie der Worte entbehren konnten, und schließlich gewannen sie einen gewaltigen Vorsprung, zur großen Genugthuung ihrer Nichte, aber zum geheimen Aerger Aristobulos Ursiclos’.
Als Miß Campbell fünf Minuten nach Beginn der Partie sich hinlänglich überholt sah, fing sie an aufmerksamer zu spielen und zeigte dabei weit mehr Gewandtheit als ihr Partner, der ihr nichtsdestoweniger seine
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