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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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beinahe vier Metern war sie so gut wie unsichtbar vor dem gelbgrünen Himmel. Nicht nur ihre membranartigen Flügel, auch ihr Skelett war ganz und gar transparent. Einzig die gedeckten Farben ihrer inneren Organe und das blassrosane Blut, das durch ebenfalls transparente Venen und Arterien floss, waren deutlich zu erkennen, zusammen mit den halb verdauten Überresten einer unlängst genossenen Mahlzeit.
    Der dunkle Schädel wartete mit einem Maul auf, dessen nach hinten gekrümmte Reißzähne wie aus Glas gemacht schienen. Aus der Stirn traten nicht weniger als drei Augen hervor. Evolutionär herausgebildet für die optimale Jagd blickte eines von ihnen nach vorn, während die anderen beiden sich an den Seiten des Kopfes befanden. Dieser besondere okulare Aufbau ermöglichte eine mehr als dreihundert Grad umfassende ungehinderte Sicht, bei der das vordere Auge im Verbund mit den beiden anderen der Kreatur zudem eine hervorragende Tiefenwahrnehmung ermöglichte.
    Ein dritter, eingefallener Flügel erstreckte sich kielartig über die gesamte Bauchseite des meterlangen Korpus und diente anstelle des zu erwartenden Schwanzes dem Manövrieren und der Stabilisierung des Flugs. Drei kurze, klauenbewehrte Füße gewährten eine solide Landung und sicheren Stand.
    Einen unauffälligeren Räuber der Lüfte konnte man sich kaum denken, entschied Flinx, während er noch darum kämpfte, seine Waffe zu lockern. Wenig mehr als eine Silhouette am Himmel, war er nahezu unsichtbar für unter ihm fliegende oder kriechende Beute.
    All dies schoss ihm in dem winzigen Augenblick durch den Kopf, den Pip benötigte, um zum Gegenschlag anzusetzen. Instinktiv riss Flinx seinen Arm hoch und hielt sich schützend die freie Hand vors Ge sicht, während er mit der anderen hektisch an seinem widerspenstigen Holster hantierte. Kurz darauf zer fetzte etwas mit einem explosionsartigen Knall die Luft.
    In der nächsten Sekunde war er in einem Wirrwarr aus transparenten Flügeln und pulsierenden Organen gefangen. Das Fleisch, gegen das er wild austrat und schlug, während er gleichzeitig verzweifelt versuchte, sich dieses glaszahnbewehrte Maul von der Kehle zu halten, fühlte sich an wie ein mit Wasser gefüllter Plastikbeutel.
    Dann fiel ihm auf, dass die Kreatur sich nicht mehr bewegte. Als er unter der reglosen Masse hervorkroch, begriff er auch, wieso.
    Ihr Kopf fehlte. Pinkfarbenes Blut schoss in zusehends schwächer werdenden Fontänen aus den gekappten Arterien hervor.
    »Pip!« Mit zitternden Knien richtete er sich in die Hocke auf. »Pip, wo …?«
    Sie lag ein Stück rechts von ihm auf dem Rücken. Einen schrecklichen Moment lang rührte sie sich nicht. Dann wand sie sich auf ihre Bauchschuppen herum, spreizte die Flügel und flatterte für einen kurzen Augenblick in die Luft, bevor sie, offensichtlich zu schwach, wie ein Stein wieder zu Boden fiel.
    Taumelnd eilte Flinx zu ihr. Seine Ohren dröhnten, als hätte jemand seinen Kopf als Klöppel für eine gigantische Glocke missbraucht.
    Hinter ihm kippte der geköpfte Alien-Flugraptor gegen den Fels; Flügel und Korpus zuckten konvulsivisch. Flinx’ erster Gedanke war, dass ein explosives Geschoss den Schädel des Raubtiers weggepustet hatte. Sollte dies der Fall sein, hätte er jetzt eigentlich einen Begrüßungsschrei von irgendjemandem hören müssen, wer auch immer für den rettenden Schuss verantwortlich war. Doch nichts dergleichen geschah.
    Er untersuchte Pip und stellte erleichtert fest, dass sie unverletzt war, lediglich reichlich benommen. Ihm selbst erging es da kaum anders, wie er zugeben musste. Er sah, wie sich Pips Muskeln wieder spannten. Dann erhob sie sich in die Luft und landete auf seiner Schulter. Ihre Reptilienaugen waren auf einen bestimmten Punkt gerichtet. Er folgte ihrem Blick.
    Aus dem Innern eines riesenhaften Baumgebildes kam, gleich unterhalb der ausladenden, schattigen Krone, ein dickes braunes Seil zum Vorschein. Stoßend und tastend kroch es über den Fels, dicht gefolgt von einem zweiten. Zuerst hielt Flinx sie für eine Art von unglaublich mageren Schlangen. Doch schon bald wurde er eines Besseren belehrt.
    Das Ende des ersten Seils schob sich zu dem immer noch zuckenden Körper des Raptors voran. Mit einer Schnelligkeit, die Flinx beinahe den Atem verschlug, peitschten beide Seile sodann nach vorn und zogen sich zu Schlingen zusammen. Eines schlang sich um den toten Leib des Räubers, das andere um einen der schlaffen Flügel. Mit vereinten Kräften

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