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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ungeschulten Auge mochten sie von weitem wie Quallen der Lüfte erscheinen.
    Doch nicht alle waren von beachtlichem Ausmaß. Während Flinx so dastand und beobachtete, tauchten hinter dem Shuttle-Heck etliche Hunderte von Gasbeutelseglern auf, ein jeder ungefähr faustgroß. Träge dümpelten die Kreaturen dahin, getragen von nur einem einzigen Ballon, der bunt im diffusen Sonnenlicht glitzerte.
    Ihre Schweife ähnelten den hinteren Tragflächen und Höhenrudern antiker Luftverkehrsmittel. Sechs dünne, flexible Rotorblätter, drei auf jeder Seite, trieben die kleinen Körper wie kleine Propeller in der feuchtheißen Atmosphäre voran. Der eigentliche Körper der fliegenden Müßiggänger war entweder himmelblau mit knallgelben Streifen oder weiß gemustert auf violettfarbenem Grund. Flinx nahm an, dass die unterschiedliche Färbung ein Geschlechtsmerkmal war. Außerdem konnte er drei winzige schwarze Augen und ein langes, wie ein Saugrüssel eingerolltes Mundwerkzeug entdecken, wie man es von Motten oder Schmetterlingen kannte. Jedes der sechs dürren Beinchen mündete in einem hakenförmigen Greifer.
    Nektarsammler, konstatierte Flinx. Testweise fächelte er mit den Händen in Richtung des vorbeitreibenden Schwarms und kam dabei einigen der kleinen Ballonfahrer zu nah. Sofort ruderten sie deutlich heftiger mit ihren zerbrechlichen Flügelblättern und versuchten, sich so rasch wie möglich seiner Aufmerksamkeit zu entziehen. Diejenigen, die auf diese Weise gestört wurden, stießen ein kleines gurgelndes Quieken aus. Die melodiösen Unmutsbekundungen griffen um sich, und bald schon hatte Flinx das Gefühl, in eine Prozession von singenden Seifenblasen hineingeraten zu sein.
    Wie hübsch, dachte er. Entgegen den Erfahrungen seiner ersten Begegnungen, schien nicht alles, was hier kreuchte und fleuchte, aus ihm eine Mahlzeit machen zu wollen.
    Er hob seinen Blick wieder zum Himmel und konnte über sich einige größere Flugwesen erkennen, die immer tiefer sanken. Ob nun das Shuttle oder er selbst ihre Neugierde erregt hatte, ließ sich schwer sagen, aber einige von ihnen waren durchaus groß genug, um aus jemandem wie ihm eine Zwischenmahlzeit machen zu können.
    »Wir sollten uns besser aus der Schusslinie bringen«, wandte er sich an Pip. Wie immer bekundete sie ihre Kameradschaft durch Schweigen, und er setzte sich in Richtung des nächstbesten grünen Flecks in Bewegung.
    Flinx suchte sich den dicksten Ast, den er finden konnte. Dann bahnte er sich einen Weg durch das Dickicht und begann den Abstieg. Einige der Blätter verströmten einen aromatischen Duft, wenn er sie im Vorbeikriechen zur Seite schob. Der natürlich gewachsene Pfad wurde zusehends breiter, das dichte Gestrüpp mit jedem Schritt lichter. Schon bald war es ihm möglich, aufrecht zu gehen, während er sich auf dem sanft abfallenden Ast stetig nach unten bewegte.
    Große und kleine Wunder flogen, fielen, huschten, schwebten und schwangen sich an ihm vorbei. Trotz der schier unglaublichen Dichte der Hyläa gab es links und rechts von dem Pfad, den er gewählt hatte, Abgründe von zehn Metern und mehr. Allerdings hatte der Ast, auf dem er nach unten stieg, inzwischen eine Breite von über einem Meter erreicht, sodass nur wenig Gefahr für einen Absturz bestand, solange er keinen unbedachten Schritt machte. Hin und wieder würde er über eine dicke Liane oder einen Epiphyten hinwegsteigen oder sich seinen Weg um einen in die Höhe strebenden Nebenast herum suchen müssen, aber wenn er ein wenig umsichtig zu Werke ging, würde er gewiss wohlbehalten nach unten gelangen.
    Etwas so enorm Großes, dass es das diffuse Sonnenlicht verdeckte, schwebte dicht über ihn hinweg. Als der riesige Schatten an ihm vorbeigezogen war, erhob Flinx sich vorsichtig aus der Hocke, schaute sich um und entdeckte eine Liane, die ihm ganz brauchbar erschien. Während Pip sich auf ihren funkelnden Flügeln mühelos auf gleicher Höhe mit ihm hielt, seilte er sich zwei Baumetagen ab. Schließlich erreichte er einen noch größeren Ast. Er hoffte, er war nun so tief ins untere Dickicht vorgestoßen, dass kein Räuber der Lüfte ihn durch das Gewirr sich verästelnder und verzweigender Vegetation noch zu erreichen vermochte.
    Ein rascher Check überzeugte ihn davon, dass der kleine Positionssender, den er an seinem Einsatzgürtel trug, einwandfrei funktionierte und den permanenten Kontakt mit dem Shuttle, und damit zur Teacher, die hoch über ihm im Orbit kreiste, aufrechterhielt.

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