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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Kopf handelte. Er war rau, spitz zulaufend und schien in Form und Größe der Mulde zu entsprechen, die aus dem lebenden Holz gehöhlt worden war.
    Flinx zerrte hektisch an dem Klettverschluss seines vorderen Stiefels. Sollten alle Stricke reißen, blieb ihm immer noch die Möglichkeit, aus seinem Schuhwerk zu steigen und sich mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen, eine Alternative, die der üblichen Beute dieses bizarren Räubers verwehrt war. Wenn er es bis über den Rand des Astes schaffte, wäre er theoretisch außer Gefahr.
    Je nachdem, wie tief er fallen und wo er aufschlagen würde, rief er sich in Erinnerung.
    Neun halbkreisförmig angeordnete schillernde Kugeln säumten den Kopf der Kreatur, falls man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte. Da sie weder über Iriden noch über Pupillen verfügten, stellten die Wahrnehmungsorgane vermutlich nichts weiter als primitive Licht- und Bewegungssensoren dar. Mehr als ausreichend für die Bedürfnisse des Wesens, sagte er sich. Das klebrige Zeug, das nach seinen Stiefeln griff, quoll energisch nach oben. Wenn es seine Hosen erreichte, würde er sich von ihnen ebenfalls verabschieden müssen.
    Als er sich hinabbeugte, um seine Stiefel zu öffnen, vernahm er aus den Tiefen unter sich ein dunkles, blubberndes Geräusch. Dann hob sich der Boden unter seinen Füßen, und im nächsten Moment sah er sich, wie verrückt mit den Armen rudernd, über den Astrand katapultiert. Noch während er fiel, wurde ihm klar, dass die räuberische Kreatur offensichtlich zwischen dem, was für sie bekömmlich war und was nicht, zu unterscheiden vermochte. Blätter, Zweige und andere Rückstände fielen gewiss andauernd von oben herab. Da war es nicht unwahrscheinlich, dass dieser Kleistersauger – ebenso wie eine Spinne ihr Netz sauber hielt – irgendeine Möglichkeit besaß, Ungenießbares zu entsorgen.
    Plastifizierte Reisestiefel zum Beispiel.
    Bis hinunter zum Boden waren es über den Daumen gepeilt etwa siebenhundert Meter, schätzte Flinx. Gut möglich, dass er in seinem Fall durch irgendein Hindernis aufgehalten wurde, bevor er diesen letzten, harten Bestimmungsort erreichte.
    Noch während er seine Überlebenschancen abwog, fand er sich in einem Knäuel aus dünnen, unnachgiebigen grünen Lianen verheddert wieder. Sein eigener Schwung forderte etliche Meter Tribut, doch dann wurde sein Sturz schließlich gebremst. Ein paar Augenblicke lang hing er verdreht und mit zappelnden Beinen im Griff der Schlingpflanzen, bis er plötzlich registrierte, dass er nach oben gezogen wurde.
    Er legte den Kopf in den Nacken, suchte und fand den Ursprung der Ranken: Eine Art gigantische lavendelfarbene Orchidee kauerte auf einem dichten Wall aus Blättern. Lediglich das dunkle, ominöse Loch an der Unterseite störte das ansonsten harmonische Bild. Im Innern des klaffenden Schlunds waren spitze, scharfe und erwartungsvoll zitternde Flimmerhärchen zu sehen.
    Noch eine Pflanze, die das Verhalten eines Raubtiers entwickelt hat, dachte Flinx. Ein weiterer getarnter Fleischfresser. Gab es eigentlich auf dieser Welt irgendetwas, das nicht nach einem schnappte oder biss? Er versuchte, an seinen Nadler zu kommen, aber die Ranke hatte ihn fest im Griff. Unaufhaltsam wurde Flinx höher und höher gezogen.
    Pip schoss empor und verpasste dem Verursacher der Nöte ihres Herrn einen Giftstrahl. Zwar verätzte die Säure einen Teil der aufgedunsenen Hauptmasse, konnte jedoch Flinx’ unaufhaltsamem Weg hinauf zu dem hungrigen Maul keinen Einhalt gebieten. Der Bereich, der von dem toxischen Angriff des Minidrachen in Mitleidenschaft gezogen wurde, war viel zu klein und empfindungslos, um das riesige Gewächs in ernsthafte Bedrängnis zu bringen.
    Noch drei oder vier Meter, und die tastenden, gierigen Flimmerhärchen würden seine Schädeldecke berühren.
    Sodann würde er mit dem Kopf voran in den Magen der Kreatur befördert und dort in aller Ruhe und je nach Bedarf verdaut werden. Zuerst der Kopf, dann die Schultern, dann der Oberkörper, ganz so, als würde sie von Zeit zu Zeit an einem Satay-Spießchen knabbern.
    Trotz seiner bedrohlichen Lage staunte Flinx nicht schlecht, als er plötzlich in ein offenbar intelligentes grünes Gesicht starrte.

6
    Das Geschöpf war klein und gedrungen. Obwohl es kopfüber herabbaumelte, zählte es eindeutig nicht zu den reinen Lianenbewohnern wie etwa den sechsarmigen Schreihälsen, denen Flinx zuvor begegnet war. In der Größe eines kleinen Bernhardiners oder

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