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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Schlingpflanze fest. Hand über Hand über Hand bewegte sie sich auf diese Weise voran.
    Während Flinx sie beobachtete, tauchten aus den Tiefen des Grüns etwa ein Dutzend ähnlicher, sich nur in ihrer Größe unterscheidender Wesen auf, ihrem Leittier durch den Lianendschungel folgend wie ein Herde auf den Kopf gestellter Elefanten. Die kleinsten unter ihnen tollten übermütig zwischen den Ästen und Schlingpflanzen umher, hüpften quirlig mit ihren sechs Armen von den älteren Tieren zur nächstbesten Ranke und wieder zurück. Unterdessen gondelten die erwachsenen Exemplare mit einem solch unfreiwillig komischen Ernst weiter, dass Flinx bei ihrem Anblick unwillkürlich grinsen musste.
    Da entdeckte ihn das Leittier. Alle drei Augen weiteten sich, und eine bislang verborgen geblieben runde Schnauze stieß eine Serie schriller Warnschreie aus. Augenblicklich sprang die ganze Meute unter dem Ächzen und Krachen der Vegetation zu einer weiter entfernten Liane.
    Es hatte etwas Beruhigendes, auf Lebewesen zu stoßen, die offensichtlich mehr Angst vor ihm hatten als er vor ihnen. Flinx sah zu, wie die Schar gemächlich dahinpendelnder Gestalten in den blaugrünen Tiefen des Waldes entschwand, während ihr Leittier zurückblieb, um ihn mit ein paar letzten despektierlichen Schreien zu beehren. Flinx ertappte sich dabei, wie er ihm freundlich zuwinkte.
    Kurz darauf wurde er von einem Schwarm winziger Kreaturen in eine Wolke aus puderblauen Flügeln eingehüllt, bevor sie weiter ihres Weges zogen. Ganz in der Nähe tänzelte zu einem stummen floralen Rhythmus eine Traube ledriger Röhren von der Farbe getrockneten Blutes vor und zurück. Flinx konnte silbern glänzende Schlingpflanzen erkennen, die kaskadengleich den Abgrund hinabstürzten und, das Licht von einem glitzernden Blatt zum anderen reflektierend, den kostbaren Sonnenschein zu den nach ihm lechzenden Pflanzen tief unten in der smaragdgrünen Tiefe hinunterbrachten.
    »Schau dir das bloß an«, flüsterte er Pip zu. »Ist Adaptation nicht etwas Wunderbares? Ich wünschte, es war für mich auch so einfach.« Das Shuttle konnte warten, entschied er. Angesichts dessen, dass sich ihm hier mit jedem Schritt, den er tat, ein weiteres Wunder bot, blieb ihm fast gar keine andere Wahl, als weiterzugehen. Von all der Schönheit mal abgesehen war allein schon der schiere Überfluss und Reichtum an Leben überwältigend genug. Er fühlte sich hier lebendiger als jemals zuvor.
    Und da war noch etwas. Etwas, das sich bislang nicht genau definieren ließ. Ein alles durchdringendes Gefühl des Friedens und Wohlbehagens, das trotz der aggressiven Versuche der örtlichen Flora und Fauna, sich ihn einzuverleiben, fortbestand. Es überspülte und durchflutete ihn wie eine endlose besänftigende Welle, so als würde der Wald selbst einen Zustand emotionaler Ruhe verbreiten.
    Was natürlich völlig absurd war. Nur vernunftbegabte Wesen waren in der Lage, Emotionen auszusenden, die er mit seiner außergewöhnlichen Gabe wahrzunehmen vermochte. Pflanzen taten so etwas nicht. Das, was er gerade erlebte, war nichts anderes als eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch eine subtile Kombination aus Gerüchen, Luftfeuchtigkeit und einem erhöhten Sauerstoffniveau.
    Der erstaunliche Alien-Zoo hielt seine Aufmerksamkeit auch weiterhin gefangen. Eine zwei Meter lange, sich kräuselnde buttercremefarbene Raupe bewegte sich auf Hunderten von winzigen Beinchen den Ast hinunter und hielt direkt auf ihn zu. Sie erweckte einen eher harmlosen Eindruck. Aus jedem der beiden Enden ragten ein halbes Dutzend dünner, schwarzer Haare oder Fühler in die Höhe. Einige wiesen an ihren Spitzen eine Wölbung auf, die auf Augenstiele schließen ließ.
    Flinx wich einen Schritt zurück. Sofort hielt die Kreatur, die Bewegung spürend, inne und wandte sich alsdann nach rechts, um mit nunmehr erhöhtem Tempo auf den Rand des Astes zuzusteuern. Ohne Zögern stürzte sie sich über die Kante.
    Flinx beugte sich vor und sah, dass sie inmitten einer Gruppe von Blüten gelandet war, deren Blätter die Struktur von rissigem blauem Leder hatten. Zu seinem maßlosen Erstaunen teilte sich die Raupe augenblicklich in mehrere voneinander unabhängige Segmente, von denen jedes, wie sich nun erkennen ließ, ein eigenes Kopfstück besaß. Nachdem diese organischen Komponenten sich einer ebenso kurzen wie hektischen Nahrungssuche gewidmet hatten, formierten sie sich wieder zu ihrer ursprünglichen Gestalt. Nahtlos fügte sich

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