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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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deren Sinn und Zweck nicht gleich offensichtlich wurde. Purpurrote Staubgefäße reckten sich himmelwärts, besetzt mit glitzernden gelben Pollen. Der Duft, der von der Pflanze ausging, war so berauschend, dass Flinx beinahe schwindelig wurde.
    Er bückte sich und brach einen abgestorbenen, modernden Zweig ab, um mit ihm die Blätter beiseitezuschieben und auf diese Weise an der Blüte vorbeizugelangen, ohne allzu viel der Schönheit mit Füßen zu treten. Als er einen Schritt vorwärts machte, glaubte er in den purpurroten Staubgefäßen ein Zucken wahrzunehmen. Es gab mehr als ein Dutzend von ihnen, jedes ungefähr so dick wie sein Daumen. Er zögerte, eingedenk dessen, dass er erst vor kurzem der näheren Bekanntschaft mit Schlingpflanzen, die sich als heimtückische Tentakel entpuppt hatten, entgangen war.
    Versuchsweise streckte er seinen Arm aus und berührte eines der Gefäße. Es war erstaunlich fest, fühlte sich beinahe an wie Gummi. Das Staubgefäß bog sich leicht zurück und verströmte eine Welle noch stärkeren Dufts. Benebelt von dem überwältigenden Geruch wandte Flinx sich ab und atmete tief durch, um sowohl seine Lungen wie auch seinen Kopf wieder freizubekommen.
    Wider Erwarten schnappte nichts nach ihm. Die fantastische Blüte beherbergte das Fortpflanzungsorgan einer Pflanze, sonst nichts. Beruhigt langte Flinx mit dem abgebrochenen Zweig hinab und schob das erste Blütenblatt zur Seite.
    Erbost wand es sich um den Stock und zerbrach ihn in zwei säuberliche Hälften. Flinx sprang reflexartig zurück, während Pip ein erschrockenes Fauchen von sich gab.
    Vor seinen Augen krochen nun, glitzernd wie Maishaar, ein halbes Dutzend kräftige Ranken unter der Blüte hervor. Wie blassfarbene Würmer wuselten sie um die beiden Holzstücke herum und untersuchten sie gründlich, bevor sie sie schließlich umschlangen und in Richtung Astrand beförderten. Das tote Holz wurde über die Kante in den Abgrund gestoßen, die Ranken zogen sich zurück, und was blieb, war eine erstaunliche Blüte, so still und wundersam wie ehedem .
    Vorsichtig trat Flinx ein paar Schritte von der botanischen Schimäre zurück. Sich an einer dicken Liane festhaltend beugte er sich über den Astrand und blickte hinab in die Tiefe. Knapp sechs Meter unter ihm schimmerte zwischen alldem Grün etwas Weißliches hervor. Er fragte sich, wie die Kreatur, die vor ihm mit der Blüte zusammengetroffen sein musste, wohl einmal ausgesehen hatte.
    Wie dem auch sei, ihre zerschmetterten Knochen waren jedenfalls aufschlussreich.
    Nachdem ihm das exquisite Odeur, das die Pflanze verströmte, nun nicht mehr ganz so verlockend erschien, suchte er sich einen sicheren Pfad um die so harmlos aussehenden Blütenblätter herum. Eine vorsichtige nähere Untersuchung ergab, dass der silberne Glanz, der auf ihren Rändern funkelte, eindeutig metallischer Natur war. Auf irgendeine Weise gewann und konzentrierte die Pflanze eine fast stahlharte Substanz auf dem Saum ihrer verführerisch prangenden Blätter. Flinx kannte Pflanzen, deren Blätter in der Lage waren, mühelos Fleisch zu durchschneiden, doch er hatte noch von keiner gehört, die in ihrem Blütenkelch die reinsten Rasiermesser beherbergte. Diese hier war jedenfalls ein Exemplar, hinter deren betörendem Duft sich ein Haufen tödlicher Klingen verbarg.
    Mithilfe einiger stabiler Lianen sowie einer hoffnungslos in sich selbst verschlungenen Luftwurzel gelang es ihm, den nächsttieferen größeren Ast zu erreichen. Trotz des sich daraus ergebenden Abstands passte er höllisch auf, dass er nicht genau unterhalb der monströsen Blüte entlanglief.
    Die kurze Begegnung mir ihr war ihm eine Lehre, denn die Gleichsetzung von Schönheit mit Harmlosigkeit konnte sich auf dieser Welt als fataler Irrtum erweisen. Er überlegte, ob er zum Shuttle zurückkehren sollte. Selbst eine bloß oberflächliche Erforschung des umliegenden Waldes bliebe besser einem erfahrenen und angemessen ausgerüsteten Erkundungsteam überlassen.
    Wenn es hier nur nicht so schön wäre.
    Direkt über ihm regte sich träge etwas in den Ästen und Lianen. Es sah aus wie ein dunkelfarbiger, schwarz gefleckter Stumpf, der an einer der Schlingpflanzen hing. Die drei halb geschlossenen Augen ließen die Kreatur ausgesprochen schläfrig wirken. Der kurze Schwanz war grau gestreift, und über jedem der drei Augen prangte ein pinkfarbener Fleck. Sie verfügte über keinerlei Beine und hielt sich mit sechs langen, dreigelenkigen Armen an der

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