Der grüne Tod
gerettet, um eine Mahlzeit zuzubereiten.«
»Du kannst kochen?«, grollte die hünenhafte grüne Gestalt.
Ja, einen großen Topf Surreales, dachte Flinx. »Das habe ich nicht gemeint. Bist du ein Freund?«
»So muss es wohl sein«, grunzte das Wesen. »Du bist eine Person. Ich bin eine Person. Alle Personen sind Freunde.«
Flinx hatte nicht vor, mit ihm über diesen Punkt zu streiten. Ein Bersten und Krachen von oben deutete auf das Herannahen der beiden kleineren Vertreter seiner Art hin, die ihn versehentlich hatten fallen lassen. Für Kreaturen mit einem so stämmigen Körperbau waren sie wirklich erstaunlich agil. Er fragte sich, ob das Duo über ihm wohl der Nachwuchs des ausgewachsenen Exemplars war, das ihn aufgefangen hatte. Gewiss lebten sie in einer Art Sippe zusammen. Nur eine Sippe von was?
Die Antworten auf all seine Fragen sollte er von ganz anderer und noch viel unerwarteterer Stelle erhalten.
»Moomadeem, Tuuvatem – benehmt euch! Seid nett zu der fremden Person.«
»Siehst du?« Flinx beobachtete, wie Moomadeem, lässig an einer Liane hängend, seinem Kameraden einen freundschaftlichen Knuff versetzte. »Ich hab doch gesagt, eine Person!«
»Drei Viertel«, räumte der andere widerwillig ein.
Hinter Flinx wurde ein Rascheln laut, und er drehte sich um. Als das erste dieser Wesen zu ihm gesprochen hatte, war er der Meinung gewesen, dass ihn nun kaum noch etwas schockieren konnte. Doch er hatte sich geirrt.
Die Frau und die beiden Kinder traten gerade weit genug aus der Vegetation hervor, um sich schweigend zu erkennen zu geben. Schon eine ganze Weile hatten sie hinter ihm gestanden, perfekt mit ihrer Umgebung verschmelzend und den Fremden taxierend. Flinx hatte sich so sehr auf den Gefühlszustand seiner absonderlichen Retter konzentriert, dass er die menschlichen Emotionen unmittelbar hinter seinem Rücken gar nicht bemerkt hatte.
Als er nun seine Wahrnehmung fokussierte, konnte er sogleich die Erschütterung in seinem Geist spüren, die von den ihrem Wesen nach zwar vertrauten, in ihrer Verquickung jedoch extrem andersartigen Empfindungen hervorgerufen wurde. Eine Mischung aus Neugier, großer Sorge und Skepsis schlug ihm entgegen. Die Emotionen der Kinder waren weit weniger intensiv und aufgrund der mangelnden Lebenserfahrung nicht ganz so komplex. Doch alle drei strahlten gleichermaßen dieselbe innere Wärme aus, die er seit dem ersten Moment, da er den Landeplatz verlassen hatte und in die Hyläa eingetaucht war, immer wieder verspürt hatte.
Die Frau wie die Kinder waren von einem Minimum an Kleidung bedeckt, die aus einer grünen Faser gewebt schien. Darüber trugen sie Umhänge aus dem gleichen Material und zudem Rucksäcke und Gürtel, die aus etwas Dunklerem und Robusterem hergestellt waren. Auf dem Rücken der Frau war zudem ein grüner Schlauch oder eine Art Röhre festgeschnallt.
Sie näherte sich ihm ohne ein Anzeichen von Furcht, möglicherweise aufgrund der Anwesenheit des kolossalen Wesens, das neben Flinx stand. Die Ermahnung, die sie an die kleineren Exemplare gerichtet hatte, ließ darauf schließen, dass die sechs als Gruppe unterwegs waren.
»Danke, dass du ihn aufgefangen hast, Saalahan. Er hätte ernsthaft verletzt werden können.«
Das Wesen grunzte leise. »Sehr merkwürdige Person. Sehr merkwürdig und sehr ungeschickt.«
Die junge Frau richtete ihren Blick auf Flinx. Obgleich wohlproportioniert war sie relativ klein, und die Kinder waren noch ein ganzes Stück kleiner. »Warum hast du nicht einfach nach einer Liane gegriffen, nachdem Moomadeem und Tuuvatem dich befreit hatten?«
Flinx wusste, dass es keinen Grund für ihn gab, verlegen zu werden, dennoch spürte er, wie er rot wurde. »Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte.«
Sie dachte über seine Antwort nach. »Ich bin Teal.« Als sie ihre Hand ausstreckte, wollte er sie ergreifen, um sie zu schütteln. Doch stattdessen rieb sie ihre Handfläche gegen die seine. Er merkte sich den Gruß und sah davon ab, ihr die in seinen Kreisen üblichen Umgangsformen aufzudrängen.
Nun drängten sich auch die Kinder heran. »Das ist Dwell«, sagte die Frau und wies auf den Jungen. Flinx schätzte ihn auf ungefähr zehn. »Und das ist Kiss.« Das Mädchen war vielleicht ein Jahr jünger.
Ganz offensichtlich waren die drei gleicher Abstammung. Alle hatten langes braunes Haar und grüne Augen. Ein tieferes Grün hatte Flinx noch nie gesehen. Seine eigenen Augen wirkten nachgerade farblos dagegen. Ihre
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