Der grüne Tod
müssen wir uns überhaupt durch diese Hölle kämpfen, Sir.« Sie deutete auf den Dschungel hinaus. »Wieso schnappen wir uns nicht einfach sein Schiff und überlassen ihn hier seinem Schicksal?«
Er grinste entzückt. »Aber nicht doch, Aimee! Jetzt klingst du aber gar nicht mehr wie ein Ingenieur. Das gefällt mir!« Anerkennend klopfte er ihr auf den Rücken. Sie quittierte seine Begeisterung mit einem unsicheren Lächeln.
Das Schlimmste befürchtend hatte sie seine ersten Annäherungsversuche schon vor langer Zeit zurückgewiesen. Er hatte nur mit der Schulter gezuckt und sie forthin in Ruhe gelassen, mit dem Hinweis darauf, dass er ihrer fachlichen Kompetenz weitaus höheren Stellenwert beimaß als ihrem Körper. Fähige Profis, die es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen, waren nicht so einfach zu finden, wohingegen rein körperliche Befriedigung billig und im Überfluss zu haben war. Dennoch war da manchmal ein Ausdruck in seinem Gesicht, in seinem hintergründigen Grinsen, in seinen penetranten Blicken, der bei ihr ein unbestimmtes Gefühl von Ekel und Besudeltsein hervorrief.
Aber er zahlte gut. Verdammt gut.
»Es geht um diese fliegende Schlange, nicht wahr?«
»Nur am Rande. Es spielen auch noch ein paar andere Dinge eine Rolle, Ingenieur. Persönlicher Stolz, Ruf, Ehrgeiz. Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest. Dafür werden andere von mir bezahlt. Konzentrier du dich einfach auf den Positionssender und freu dich auf den ganzen Spaß, den du mit diesem Schiff haben wirst. Den Rest überlasse getrost Chaa und Peeler und Leuten ihres Kalibers.
Trotzdem, die Idee, den Burschen einfach hier zurückzulassen, ist gar nicht so übel. Natürlich müsste man zuvor sicherstellen, dass seine Weiterexistenz auf diesem Planeten nicht in einer idyllischen Robinsonade endet. Ein solches Happy End wäre kaum geeignet, mich für den ganzen Ärger, den er mir gemacht hat, und die entstandenen Kosten zu entschädigen. Ihm die Achillessehne zu durchtrennen, bevor wir ihn dem Urwald überlassen, wäre sicher ein angemessener Ausgleich, was meinst du?« Sie schluckte beklommen, und sein Grinsen wurde breiter.
»Siehst du? Ich hab dir ja gesagt, lass deine Finger von diesen Sachen.«
Damas, Peeler und Rundle gingen voran, gefolgt von Coerlis, Aimec und Feng sowie dem Mu’Atahl, der die Nachhut bildete. Ungeduldig stürzte sich Coerlis in das wuchernde Grün, während er sich gleichzeitig das erschrockene und verdutzte Gesicht vorzustellen versuchte, das sein Opfer machen würde, wenn seine Verfolger aus dem Dickicht hervorbrachen und über ihn herfallen würden. Sie hatten den Angriff einige Male durchgespielt. Und sie hatten besondere Vorkehrung getroffen, damit ihnen der Minidrache nicht noch einmal einen Strich durch die Rechnung machte. Kurz: Coerlis rechnete mit keinen nennenswerten Problemen.
Sie trugen Chamäleonanzüge, deren Farbe, während sie sich mithilfe von Ästen und Lianen ihren Weg nach unten suchten, von Grau zu fleckigem Grün überging. Und jeder Teilnehmer der Expedition war bewaffnet, sogar Coerlis’ Schiffsingenieur. An der Vorderseite der leichten Helme, die sie trugen, war ein durchsichtiges Klappvisier befestigt, das, wie man ihm versichert hatte, selbst dem Gift eines alaspinischen Minidrachen standhalten würde.
Es gab nicht den geringsten Anlass, sich Sorgen zu machen. Peeler, Feng und die anderen waren für Einsätze dieser Art bestens geschult. Er bezweifelte, dass Gleiches für sein Opfer zutraf. Und für den Fall, dass sie irgendwelche bösen Überraschungen erleben sollten, gab es ja immer noch Chaa, dessen Kraft und Kampfgeschick wirklich außergewöhnlich waren. Zusätzlich zu den anderen Fähigkeiten, die er mitbrachte, hatte Chaa den Vorteil, dass er mühelos den größten Teil ihrer Ausrüstung und Vorräte auf seinem breiten Kreuz mitschleppen konnte.
Coerlis warf einen Blick auf den Positionssender seines Ingenieurs. »Wie weit noch?«
»Auf gerader Linie nicht mehr sehr weit«, teilte sie ihm mit. Mit sichtlichem Unbehagen spähte sie über den Rand des gigantischen Astes, auf dem sie soeben entlangmarschierten und in die geheimnisvollen grünen Tiefen vorzudringen versuchten. »Aber das sagt absolut nichts darüber aus, ob er sich ober- oder unterhalb von uns befindet, da er einen einfachen linearen Positionssender benutzt. Dafür muss ich schon ein bisschen tiefer in die Trickkiste greifen.« Nachdenklich kaute sie auf ihrer Oberlippe. »Ich muss
Weitere Kostenlose Bücher