Der grüne Tod
irgendeine Möglichkeit austüfteln, wie sich die Intensität seines Signals feststellen lässt.«
Coerlis ließ sich nicht beirren. »Bring uns einfach in seine Nähe, und wir werden ihn schon aufspüren. Was ist los? Höhenangst?«
Sie lächelte matt. »Schon seit meiner Kindheit.«
»Ich würde mir keine allzu großen Sorgen machen. Sieh doch nur, wie dicht das Zeug wächst. Selbst wenn du herunterfällst, fällst du auf keinen Fall tief.« Mit diesen Worten verpasste er ihr einen heftigen Knuff, der sie völlig aus dem Gleichgewicht brachte. Wild mit den Armen rudernd gelang es ihr schließlich, die Balance wiederzuerlangen. Ihr Gesicht war aschfahl. Zufrieden kichernd schloss Coerlis zu den anderen auf, um ein wenig mit Peeler zu plaudern.
»Schaut euch das hier mal an.« Damas war stehen geblieben, um einen Schwarm winziger fliegender Kreaturen zu betrachten. Dicht zusammengedrängt hingen sie wie eine große Traube in der Luft und summten mit ihren sechsfachen Flügeln einen seltsam synkopierten Rhythmus. Jedes der Geschöpfe besaß drei Augen, die über einem knallgelben, konisch zulaufenden Schnabel angeordnet waren. Er wedelte mit der Hand in ihre Richtung. Sie wichen zurück, ohne dabei ihre kugelförmige Formation aufzulösen.
Dann stoben sie jäh auseinander. Damas machte einen Schritt auf sie zu. »Hey, kommt zurück! Wir tun euch doch nichts.«
Keiner von ihnen bemerkte den Schatten, der vom Himmel auf sie herabfiel. Er tauchte so urplötzlich auf wie ein Stein, der aus großer Höhe fallen gelassen worden war. Sich durch eine Lücke im Baumkronendach auf die Gruppe herabstürzend, rammte der Sturzflieger Damas einen malvenfarbigen, fast zwei Meter langen Schnabel in den Rücken. Ein messerscharfer Grat zog sich über den gesamten oberen Kamm und mündete in einer perfekten Spitze. Die sich nun mitten durch Damas’ Herz bohrte, aus seiner Brust wieder heraustrat und ihn auf der Stelle tötete.
Damas zuckte noch ein paar Mal, dann rührte er sich nicht mehr. Mächtige weiße Schwingen verdrängten die Luft und versuchten sich mitsamt der aufgespießten Beute gen Himmel zu erheben. Kleine Widerhaken am Schnabel verhinderten, dass der gepfählte Kadaver wieder herunterglitt, während ein Trio aus funkelnden blutroten Augen auf den leblosen Körper starrte, den es nun fortzutragen galt.
Blut spritzte, als Damas’ Leiche am Schnabelende hin und her geschüttelt wurde. Allein ihr Gewicht hielt den in den Baumwipfeln lebenden Killer davon ab, sich mit seiner Beute unverzüglich aus dem Staub zu machen. Trotz seiner ungeheuren Flügelspannweite stellte ihn die Schwere seiner Last vor ein ernsthaftes Problem.
Von der Plötzlichkeit und Heftigkeit des Angriffs wie gelähmt brachte Coerlis nicht mehr zustande, als unbeholfen an seinem Pistolenholster herumzufummeln. Und obwohl Feng und Peeler ein bisschen schneller reagierten, lagen sie immer noch einen Schritt hinter Chaa zurück.
Sprengsätze und Energiestrahlen prasselten auf den heimtückischen Räuber ein, der mit einem entsetzlichen Kreischen reagierte, das ihre völlig unvorbereiteten Ohren attackierte.
Die beiden linken Flügel wurden von einer Serie dicht aufeinanderfolgender Explosionen zerfetzt. Mit dem anderen Paar wütend gegen Pflanzen oder ins Leere schlagend kippte der Sturzflieger zur Seite, während der unglückliche Damas noch immer auf dem Schnabel aufgespießt war.
Wortlos trat der Mu’Atahl vor und schleuderte eine Granate auf den mächtigen Schädel, die in einem Hagel aus Blut und Knochen detonierte. Noch ein Mal begehrten die gewaltigen Schwingen zitternd auf, bevor sie wie einstürzende Zeltwände in sich zusammenfielen. Körperflüssigkeit, Fleischklumpen und zerfetzte Federn schossen in alle Himmelsrichtungen und besudelten Überlebende wie auch umstehende Vegetation.
Damas lag verkrümmt am Boden, die weit aufgerissenen Augen auf einen unergründlichen Punkt in der Ferne gerichtet. Er hatte die Kreatur, die ihn angefallen hatte, nie gesehen. Aus seinem Mund und seiner Brust sickerte Blut.
Während sich seine menschlichen Begleiter voller Fassungslosigkeit um den Leichnam versammelten, zog Chaa sich neben einen schützenden Ast zurück und beobachtete aufmerksam den Himmel, der durch die Lücke in den Baumkronen zu erkennen war. Einen kurzen Augenblick später verkündete er: »Da oben siind noch mehr. Viielleiicht andere, viielleiicht auch diie Gleiichen. Eiin paar siind sogar noch größer. Viiel größer. Iich
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