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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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lernen?«
    Aus ihrem Gesicht sprach aufrichtige Verblüffung. »Das weiß ich nicht. Ich habe ehrlich keine Ahnung, ob jemand es erlernen kann, der nicht hier geboren wurde. Wir sollten Overt den Schamanen danach fragen.«
    Flinx nickte, dann fuhr er jäh herum. Hatten die beiden Büsche dort ihn etwa gerade ausgelacht? Er schrieb die Sache einer hyperaktiven Einbildungskraft zu, die unter anhaltender Reizüberflutung litt.
    Als alle Arbeit getan war, versammelte sich die kleine Trauergemeinde um das Grab, das Hunderte von Metern hoch in den Lüften schwebte. Unter Teals Anleitung sprachen die Kinder einige bewegende, schlichte Verse, von denen Flinx jedoch nicht alle verstand. Als sie fertig waren, legten die Furcots ihre Köpfe in den Nacken, die Hauer gen Himmel gereckt, und begannen zu heulen. Es war ein seltsam melodiöses, quäkendes Geräusch, nicht ohne Anziehungskraft, und doch so fremd: Vielleicht, wie eine Posaune klingen mochte, wenn sie für einen Tag eine elektronisch verstärkte Klarinette sein durfte.
    Schließlich wandten sie sich ab und setzten ihren Weg durch den Wald fort, als wäre nichts geschehen. Flinx’ Positionssender folgend führte Teal sie weiter westwärts und nach unten.
    »Das Ungleichgewicht wurde kundgetan«, erklärte sie ihm. »Nun wird alles gut.« Er beschloss, nichts zu entgegnen, so hoffnungslos unvertraut, wie er mit der Weltanschauung dieses Volkes noch immer war. Trotz ihrer Zuversicht und ermutigenden Worte blieb Flinx allerdings nicht verborgen, dass weder sie noch die Kinder in irgendeiner Weise in ihrer ständigen Wachsamkeit nachgelassen hatten.
    »Was geschieht, wenn jemand von euch stirbt?«, fragte er.
    »Menschen und Furcots werden vollkommen gleich behandelt.« Über die Schulter hinweg sah sie sich zu ihm um.
    »Gleichgewicht. Einer unserer Ältesten kennt dafür ein uraltes Wort, das von seinen berühmten Vorfahren an ihn weitergegeben wurde: ›Hozho‹.«
    »Sagt mir nichts.« Flinx warf einen letzten flüchtigen Blick auf die rasch hinter ihnen zurückbleibende Begräbnisstätte. Auf diese Entfernung war sie vom Rest des Astes kaum noch zu unterscheiden. Während er still für sich darüber sinnierte, welches Verhältnis zwischen Furcots und Menschen einerseits und zwischen Menschen und ihrem Heimatbaum andererseits bestand, wurde ihm bewusst, dass die Nährstoffe in Ciinravans Körper von dem Baum und nicht von der Erde, wie es bei einer herkömmlicheren Bestattung der Fall gewesen wäre, aufgenommen werden würden. Ein Begriff, den Teal zu einem früheren Zeitpunkt genannt hatte, blitzte in seinen Gedanken wieder auf: Chemie.
    Nicht zum ersten Mal in seinem Leben wünschte Flinx, er hätte seine Zeit und Mittel mehr zur eigenen Fortbildung genutzt. Fähigkeiten wie Schlösserknacken und versiegelte Türen zu entriegeln brachten einen auf dieser Welt nicht sonderlich weit.
    Geschmeidig glitt Teal an einem Vorhang aus Kletterpflanzen herab, flankiert von Dwell und Kiss. Die Furcots sprangen von Ast zu Ast, während Flinx sich alle Mühe gab, das zügige Vorankommen der Gruppe nicht zu behindern. Wenngleich er im Grunde beweglich und kräftig genug für eine Dschungelexpedition war – und allmählich auch geschickter wurde –, so hinderte ihn seine Körpergröße nach wie vor daran, sich halbwegs mühelos durch das komplizierte Wirrwarr der Hyläa zu kämpfen.
    Ein Schwarm funkelnder Fluginsekten surrte vorbei, elektrisierende Farbtupfer inmitten all des Grüns und des Brauns. Es gab so vieles hier zu entdecken, so vieles in sich aufzunehmen, doch er bekam kaum etwas davon mit, weil er ständig darauf achten musste, wohin er seine Füße setzte. Sobald er Teal und ihre Familie sicher nach Hause begleitet hatte, wollte er sich die Zeit nehmen, alles in Ruhe zu studieren und zu genießen.
    Als der Tag sich seinem Ende neigte, stießen sie auf den perfektesten Unterschlupf, den sich Flinx für seine dritte Nacht außerhalb des Shuttles vorstellen konnte. Er hatte sich schon auf einen weiteren beengten Bau in einem Baumstamm oder einen Unterstand aus barackengroßen Blättern eingestellt, als Dwell plötzlich aufgeregt zu ihnen gerannt kam. Auch der inzwischen irgendwie liebenswerte Moomadeem hoppelte neben dem Jungen auf die Gruppe zu.
    »Mutter, Kiss – kommt her und seht mal, kommt her und seht mal!« Ohne abzuwarten, ob ihm auch wirklich alle folgten, wirbelte Dwell wieder herum und raste auf gleichem Wege zurück. Der grüne Umhang wehte und flatterte auf

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