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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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seinem schmächtigen Rücken wie ein Banner im Wind.
    »Das muss ja ganz was Tolles sein, wenn Dwell deswegen so außer Rand und Band gerät«, bemerkte Flinx.
    »Du darfst nicht zu streng mit ihm sein.« Leichtfüßig setzte Teal über eine Luftwurzel hinweg, ein Hindernis, über das Flinx hinwegklettern musste. »Schließlich bist du sein Rivale.«
    Flinx runzelte die Stirn. »Sein Rivale? Worum rivalisieren wir denn?«
    »Um die Position des männlichen Oberhaupts in unserer familiären Gruppe.«
    »Aber ich bin doch gar nicht –«, setzte er an, unterbrach sich jedoch. In diesem Fall war es Dwells Wahrnehmung, die zählte, und nicht seine.
    Die horizontale Aushöhlung war durch Blitzschlag entstanden. Sie befand sich auf der westlichen Seite des Asts, war etliche Meter hoch und etwa drei Meter breit. Der rußgeschwärzte Spalt drang tief in das Holz ein und bildete in der gerundeten braunen Flanke eine kleine Kaverne. Flinx schaute zu, wie die drei Furcots ihre Klauen in den Ast schlugen, kurzerhand über die Kante traten und einen Augenblick im Nichts baumelten, bevor sie in dem Hohlraum verschwanden.
    »Alles sicher hier!«, rief Saalahan einen Moment später zu ihnen hinauf. Vorsichtig beugte Flinx sich vor, doch von dem Furcot war weit und breit nichts zu sehen. Derart verborgen sollte es kein Problem darstellen, eine relativ entspannte Nacht verbringen zu können.
    »Ist in Ordnung.« Der große Furcot grub die Krallen seiner vier hinteren Beine ins Holz und streckte ihm auffordernd die vorderen zwei entgegen. »Komm runter, Flinx-Person, ich lass dich nicht fallen.«
    Flinx zögerte, während Teal, Dwell und sogar die zierliche Kiss geschwind über den Astrand kletterten und sich routiniert in die Höhle schwangen. Unterhalb der Astwölbung ging es steil abwärts. Das ließ zwar auf eine ungestörte Nachtruhe hoffen, trug jedoch wenig dazu bei, seine Nerven zu beruhigen. Er drehte sich mit dem Gesicht zum Ast und ließ sich ganz langsam über die Kante hinab. Seine Finger krallten sich in die Rinde, während seine Füße wieder und wieder abrutschten und auf der hölzernen Rundung Halt zu finden versuchten.
    Dann spürte er, wie mächtige Pranken ihn an der Taille packten, und er ließ sich von Saalahan in die Öffnung ziehen. Der ausgewachsenen Furcot musterte ihn mit seinen drei Augen.
    »Du hast viel gelernt in kurzer Zeit. Als Nächstes lernst du am besten, wie man klettert.« Flinx erwiderte seine Worte mit einem dankbaren, wenn auch etwas verlegenen Lächeln.
    »Eigentlich bin ich ein ganz guter Kletterer, Saalahan. Es ist diese Umgebung. Ich bin sie einfach nicht gewohnt.« Mit einem leisen Schnauben trottete der Furcot davon, um die Unterseite des Asts zu inspizieren und nach verborgenen Raubtieren Ausschau zu halten, und überließ es Flinx, sich über seine Umgebung klarer zu werden.
    Das Besondere an dem Ort war seine Lage. Die Höhle in dem Ast öffnete sich über einer tiefen Waldschlucht, einer von Lianen und Ranken umsäumten Niederung, die bis hinab zur fünften Ebene reichte. Von den höher gelegenen Ästen hingen dicke halb verholzte Kletterpflanzen herab und schützten die Höhle vor in den Bäumen lebenden Jägern. Die Aussicht, die sich einem an der Höhlenkante kauern den Betrachter durch den Lianenvorhang bot, war nicht weniger als grandios. Das gesamte grüne Tal war ein einziger Aufruhr aus schwelgender Blütenpracht und fliegendem Getier. Überall schwebten große und kleine Kreaturen umher und fraßen sich an der üppig dargebotenen Vegetation wie aneinander satt.
    Dwell war über etwas gestolpert, das selbst für sein Volk etwas sehr Seltenes darstellte: eine Behausung mit sicherem Rundblick.
    Das Einzige, was der Höhle noch fehlte, um eine unverschämte Miete zu rechtfertigen, dachte Flinx, waren eine Klimaanlage und ein Paar Schiebetüren aus Glas. Wenngleich sie sich als Urlaubsort selbst dann noch schlecht vermarkten lassen würde. Dazu fand ein entschieden zu hoher Anteil der örtlichen Flora und Fauna Geschmack an unachtsamen Reisenden.
    Zum ersten Mal bekam Flinx eine Vorstellung von den tatsächlichen Ausmaßen einiger Bäume. Obwohl mit sich anklammernden Kletterpflanzen und parasitären kleineren Gewächsen behangen, ließ sich erkennen, dass die Baumstämme, die die Lichtung umgrenzten, sechs- bis siebenhundert Meter in die Höhe ragten. Es waren die größten Lebensformen, die er je gesehen hatte, und vielleicht sogar die größten, die jemals entdeckt worden waren.

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