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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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und beugte sich leicht vor, um an den für sie erreichbaren Dolden zu riechen. Kaum fingernagelgroß wirkte eine jede von ihnen wie ein einzigartiger, geschliffener Edelstein. Blütenblätter glänzten von absorbiertem Silizium. Und als sie mit der Hand darüberstrich, funkelten sie auf wie Diamanten und erfüllten die Luft mit ihrem kräftigen Duft.
    Nichts Todbringendes folgte auf die Berührung. Weder griff eine Schlingpflanze nach ihr noch irgendein Tentakel, und auch keine verborgene Klaue packte sie am Hals. Da war nichts außer dem Ansturm verwirrender Schönheit. Ihr Lächeln wurde breiter.
    Rundles Anspannung ließ nach, und auch seine Atmung beruhigte sich wieder. Die goldenen und kristallenen Lavendelblüten waren die schönsten Blumen, die er je in seinem Leben gesehen hatte, wie er sich beschämt eingestehen musste. Und die Ingenieurin hatte recht: Unvergleichliche Anmut gab es hier ebenso wie den Tod.
    Aimee zog ihr Klappmesser hervor und schnitt einige besonders prächtige Blüten ab. Sodann flocht sie sich aus ihnen einen kleinen Kranz und befestigte sie mit einem Clip in ihrem Haar. Das Sonnenlicht verfing sich in dem Gebinde wie in dem Diadem einer Gräfin, so herrlich und prunkvoll wie eine Krone aus bunten Diamanten. Aimee vollführte eine kleine Pirouette.
    »Was meinst du, Charlie? Steht mir das?«
    Ein zögerliches Lächeln stahl sich in das Gesicht des großen Mannes. »Vielleicht hast du recht. Feng ist einfach nur unvorsichtig gewesen. Es stinkt immer noch zum Himmel, aber es war seine eigene Schuld.«
    »Ganz recht.« Sie nahm wieder ihren Platz an seiner Seite ein. »Fass einfach nichts an.«
    Er deutete auf ihren funkelnden Kopfschmuck. »Das sagt die Richtige.«
    »Ich hab sie mir vorher genau angesehen. Es sind schlicht und einfach nur Blumen. Begreif doch endlich, Charlie. Es erscheint mir völlig ausgeschlossen, dass alles hier gefährlich sein soll.« Ihr Gesicht nahm einen neckischen Ausdruck an. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du es findest.«
    »Sehr kleidsam.« Coerlis schob eine Hand voll Lianen beiseite. Sie erzitterten leicht bei dem Kontakt. »Los jetzt, wir müssen weiter.«
    Rundle spannte seinen Griff etwas fester um seine Pistole.
    »Vorsichtig sein und versuchen, nichts zu berühren. Alles klar. Hab’s kapiert.« Er brachte ein entschlossenes Lächeln zustande.
    »So ist’s schon besser.« Aimee duckte sich unter einem überhängenden Ast hindurch. »Wir haben ein, zwei Fehler gemacht, haben ein paar Verluste zu beklagen, aber wir werden uns dieses Bürschchen so schnell es geht schnappen und dann wieder von hier verschwinden. Konzentrier dich einfach nur darauf.«
    Rundle nickte tapfer und fühlte sich schon wieder ein bisschen wohler bei der Sache. Das Bild von Feng, seinem von der roten Membran verschlungenen Kadaver und den beiden niedlichen Fellknäueln, die sich gierig über seine Eingeweide hergemacht hatten, begann allmählich zu verblassen.
    Doch trotz aller Anstrengung gelang es ihm nicht, es völlig zu vertreiben.

11
    Dieses Mal regnete es fast bis zum Morgengrauen.
    Obwohl Flinx darauf brannte, den Weg fortzusetzen, beherzigte er Teals Rat, es ein wenig langsamer angehen zu lassen.
    »Es ist nicht gut, schon beim ersten Lichtstrahl aufzubrechen. Besser, man wartet noch eine Stunde oder so.«
    »Wieso?« In einer Ecke des Unterschlupfs zusammengerollt, entfaltete eine schläfrige Pip ihre prächtigen Flügel und reckte sich.
    »Sonnenaufgang ist die kühlste Zeit des Tages.« Für Flinx, der fortwährend klatschnass war und schwitzte, war dies ein relativer Begriff. »Die Nachtjäger sind auf der Suche nach ihrer letzten Beute, während die, die sich tagsüber ernähren, zu dieser Stunde am aktivsten sind. Besser, wir warten, bis ihr erster Hunger gestillt ist, bevor wir weitergehen.«
    Flinx sog prüfend die Morgenluft ein und kam nicht umhin, Teal recht geben zu müssen. Obwohl er die Luft zwar bestenfalls »weniger saunamäßig« anstatt »kühl« genannt hätte, musste er zugeben, dass sie um einiges müheloser einzuatmen war als der schwere Dunst, der am Nachmittag hier herrschte. In der Ferne ertönte ein Schrei, der triumphierend durch den Dschungel hallte, und Flinx setzte sich bereitwillig wieder in seine Ecke. Pip faltete ihre Flügel zusammen und glitt auf seinen Schoß.
    »Es wird nicht lang dauern«, versicherte Teal ihm. »Bald werden die frühen Jäger sich hinlegen, um zu fressen. Dann können wir Ciinravan begraben.«
    Flinx

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