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Der grüne Tod

Der grüne Tod

Titel: Der grüne Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hell genug, um auf einen oder gar zwei volle Monde schließen zu können, deren Umrisse sich, wie Flinx wusste, hinter dem Schleier aus Dunst und aus Wolken verbargen.
    Umgeben von wärmenden Körpern und dem schweren, doch nicht unangenehmen Moschusgeruch der Furcots machte er sich bereit, in einen wohltuenden Schlaf abzudriften. Behaglich rollte sich Pip auf seiner Brust zusammen. Einmal marschierte etwas Schweres, Vielbeiniges direkt über ihren Köpfen hinweg und brachte den Ast unter seinem Gewicht zum Erzittern. Doch dank des Regens, der ihren Geruch zerstreute, blieben sie in der Kaverne geborgen und sicher, während das Stampfen des unsichtbaren Kolosses in der Ferne verschwand.
    Er schaute hinab auf seine Hände. Nicht nur war die Entzündung restlos verschwunden, nein, die Haut war so glatt und geschmeidig wie eh und je. Der Saft der O’opaa-Frucht heilte nicht nur, er beschleunigte auch den Regenerationsprozess. Was mochte er wohl bei Runzeln und Falten bewirken? Nicht alle Wunder auf dieser Welt waren Furcht erregend und groß.
    Teals Warnung beherzigend schirmte er, als er seinen Positionssender checkte, die Leuchtanzeige mit seinem Körper zum Höhleneingang hin ab, und schaltete ihn, sobald er genug gesehen hatte, sofort wieder aus. Sie waren auf dem richtigen Kurs.
    Dwell träumte, ein Ansturm unbestimmbarer Gefühle, die zu erfassen Flinx keine Schwierigkeiten bereitete. Doch Träume konnte er, wenn er sich Mühe gab, aus seiner Wahrnehmung ausschließen. Eine Fähigkeit, die er gezwungen gewesen war zu lernen, um selbst etwas Schlaf zu bekommen. Hier war das natürlich viel leichter als auf Moth oder Samstead, wo die nächtliche Kakophonie von Millionen Schläfern ihn über kurz oder lang in den Wahnsinn getrieben hätte, würde er nicht diese Ausblendtechnik beherrschen.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er schon seit drei Tagen keinerlei Kopfschmerzen mehr verspürt hatte. Kein Rekord, aber ziemlich nah dran. Diese Welt war befreiend und tödlich zugleich. Das war der letzte Gedanke, den er dachte, bevor auch er in einen zufriedenen Schlaf hinüberglitt, während draußen der Regen auf Blätter, Sträucher und Äste trommelte.
    Er träumte von kleinen, brennenden Dingen und von der wohltuenden Kühle lindernden Balsams. Von riesigen Gebilden, randvoll mit Zähnen und anderen, die einfach nur lächelten. Von Straucheln und Stürzen und der Landung in einer Hölle, die er sich nicht auszumalen vermochte.
    Und alles war durchdrungen von einer unfassbaren Präsenz, fremdartig, doch in gewisser Weise auch beruhigend, voller Geheimnisse, die er nicht begriff, und Antworten, für die er selbst die Fragen nicht kannte. Die Präsenz war grün, was auch sonst, und ohne feste Form. Schier berstend vor Leben schien sie viel zu raumgreifend, um lediglich Teil eines Traumes zu sein. Ein einziges samtenes Band und überbordendes Geflecht umschloss sie, ohne zu beengen, umklammerte, ohne die Freiheit zu nehmen. Sie trachtete danach, ihn an sich zu ziehen, und beließ ihm gleichzeitig den eigenen Willen. Er suchte im Schlaf nach Definitionen, doch stieß nur auf immer größere Rätsel.
    Doch inmitten dieser ganzen Zuversicht war auch Angst zu verspüren, die durchaus mit seiner eigenen korrelierte. Wie ein Leuchtfeuer erstrahlte durch alles hindurch der Wille, an erster Stelle zu überleben und erst an zweiter zu verstehen.
    Was sich dem Verständnis widersetzte, war im Besonderen eine ferne, voluminöse Masse, in ihrer Ausdehnung nicht zu begreifen und in ihrer Bösartigkeit unfassbar. Schreckartig erkannte der Teil von Flinx’ Bewusstsein, der auch im Schlaf nicht vollkommen ruhte, den Abgrund im Zentrum seiner eigenen Begegnung wieder. Die Schwärze war erschütternd, und zerschmetterte Materie veränderte sich unmerklich in kosmischem Ausmaß. Von scheinbar ziellos herumtrudelnden Neutrinos an aufwärts war die infinitesimale Größe klar zu erkennen.
    Angst. Unbegreiflichkeit. Flinx trieb in einem Tümpel aus geteilter blaugrüner Sorge und versuchte sein bewusstes Unbewusstsein daran zu hindern, in Verwirrung zu ertrinken, unfähig weder Hilfe noch Lösung zu bieten.
    Und doch gab es eine mögliche Erklärung. Ungeheuer verwickelt, von einer Komplexität jenseits jeglichen Vorstellungsvermögens, das Vermächtnis großer Denker, die schon längst nicht mehr lebten, schwebte sie quälend am Rand seiner Erkenntnisfähigkeit. Aus dem einen Grund, weil er noch nicht bereit war für sie.
    Noch nicht bereit,

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