Der grüne Tod
älter als zehn Jahre, befand Flinx.
Kiss streifte ungehindert umher und widmete sich eingehend dem Studium von Kriechtieren und Pflanzen, ohne sich dabei jedoch allzu weit von den beiden Erwachsenen oder ihrem Bruder zu entfernen. Egal, wie sehr sie von einem interessanten Objekt auch gefangen genommen sein mochte, stets hob sie regelmäßig den Blick, um aufmerksam nach allen Seiten zu spähen.
Flinx ließ sich Teal gegenüber auf den Boden sinken. Interessiert beobachtete er, wie sie eine handgeschnitzte hölzerne Scheibe aus ihrem Rucksack holte. Sie sah aus, als wäre sie aus einem Kürbis herausgeschnitten worden. Dann griff sie nach ihrem Wasserkrug und träufelte eine kleine Menge Flüssigkeit in die Mitte der Scheibe. Sofort begann diese aufzuquellen und sich auszudehnen, und die Seitenkante wölbte sich nach oben. Nachdem sie alle Feuchtigkeit absorbiert hatte, war aus der Scheibe eine wasserdichte Schale geworden, die, erneut dehydriert, wieder flach zusammengedrückt und platzsparend mitgenommen werden konnte.
Als Nächstes holte Teal die kleinen gelben Früchte aus ihrer Erntetasche hervor. Eine nach der anderen wurde über der Schale ausgepresst, das Fruchtfleisch achtlos fortgeworfen. Dann löste sie einen winzigen Beutel von ihrem Rucksack und gab dessen mehlartigen Inhalt zu dem Saft. Mit einem kleinen Stab verrührte sie alles zu einem zähflüssigen Brei.
Als Kiss mit zwei Händen voller schwarzblauer Beeren zurückkehrte, warf ihre Mutter auch diese in das Püree hinein. Das Resultat war nicht nur optisch ansprechend, sondern verströmte auch noch ein verheißungsvolles, herbsäuerliches Aroma.
»Und was jetzt?«, erkundigte sich Flinx, als es den Anschein hatte, dass keine weiteren Zutaten mehr folgen würden.
Teal lächelte. »Wir warten.«
»Worauf?«
»Darauf, dass die Sonne ihre Magie wirken lässt.«
Für Flinx sah das Ganze nicht sonderlich nach Magie aus. Während der Morgen fortschritt, gab Teal dem Ganzen noch eine orangene birnenförmige Beerensorte hinzu sowie einen weiteren, kräftigen Schuss Wasser.
Endlich ließen sich auch die Furcots wieder blicken. Die beiden Kleinen stellten ein unerwartetes Feingefühl unter Beweis, als sie zwei Mäuler voll mit dicken, cremefarbenen und vor allem unzerquetschten Wurzelknollen auf dem Ast abluden. Saalahans Jagderfolg bestand in einem stummelbeinigen, zwei Meter langen Baumbewohner, der aussah wie ein gigantischer nackter Otter, den Teal fachmännisch ausnahm und routiniert filetierte.
Sodann schichteten die Furcots an einer freien Aststelle trockenes Holz und Zunder übereinander, und schon bald leisteten die Otterfilets den Wurzelknollen über einem flackernden Feuer Gesellschaft. Es bestand keine Gefahr, dass es sich ausbreiten könnte. Nicht, solange sich jeder Zentimeter der umliegenden Vegetation in einem Zustand permanenter Feuchtigkeit befand.
Das Mahl war durchaus nahrhaft, wie Flinx fand, wenn auch nicht sensationell. Nachdem sie die ersten paar Bissen hinuntergeschlungen hatte, stürzte sich Pip ohne Zögern auf jeden Brocken Fleisch, den sie bekam, die gerösteten Knollen dagegen rührte sie nicht an. Einige Beeren, die nicht in der Schale gelandet waren, komplettierten Pips Frühstück und hinterließen in ihrer Körpermitte eine von zufriedener Sättigung zeugende Ausbuchtung. Die Tatsache, dass eine fliegende Schlange ein sich dem Gebot der Stunde beugender Allesfresser war, überraschte die meisten, die ihr begegneten, Teal und ihre Kinder dagegen nahmen die Ernährungsgewohnheiten des Minidrachen stoisch zur Kenntnis.
Der flüssige Zustand von Teals gärender Überraschung hielt die Schale feucht und hinderte sie daran, wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren. Erst als alle mit dem Essen fertig waren, bot sie Flinx das Gebräu dar. Ihre Augen funkelten.
»Disiwin«, sagte sie, als sei damit alles erklärt.
Skeptisch musterte Flinx die sirupartige, rötlich-orangene Flüssigkeit. »Was bewirkt es?«
»Es sorgt dafür, dass du dich wohl fühlst. Hilft dir, die Dinge klarer zu sehen. Trink, und denk nicht mehr an diese alberne Privatsphäre.« Sie kicherte wie ein kleines Schulmädchen.
Er fragte sich, wie er das heimische Bier, oder was auch immer es war, ablehnen konnte, ohne unhöflich zu sein, und gelangte zu dem Schluss, dass das nicht möglich war. Nicht, nachdem Teal die Hauptzutaten selbst gesammelt und das Zeug eigenhändig zusammengebraut hatte. Eingedenk des steilen Abgrunds, der sich an
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