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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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zurück. Ihre Frau erwartet Sie an der Tür und ist wütend.«
    »Wow, Sie haben mich verheiratet«, protestiert Eric.

    »Wir sprechen hier von potenziellen Szenarien, auch wenn es statistisch gesehen durchaus möglich ist, dass Sie Ihre zukünftige Frau hier in der Nähe finden werden, in dieser Stadt oder an diesem College, vielleicht sogar in dieser Klasse, denn es ist eine empirische Tatsache, dass wir einen Partner suchen, der uns ähnlich ist und im Allgemeinen irgendwo aus der Nähe stammt. Menschen sind keine Magnete, und Gegensätze ziehen einander nicht an, zumindest nicht lange, aber ich bin vom Thema abgekommen. Wo war ich?«
    »Eric kam spätnachts nach Hause, und seine Frau ist wütend«, sagt Jennifer.
    »Ja, Eric. Sie kamen spät nach Hause, und Sie haben nicht angerufen. Ihre Frau sagt, Sie seien egoistisch und gleichgültig. Sie erwidern: Du kontrollierst mich und hast kein Vertrauen, warum lässt du mir nicht ein wenig Freiraum? Hier haben wir einen Konflikt. Zwei konkurrierende Darstellungsweisen liegen miteinander im Streit, und die Partei, die das Geschehen definiert, die es in Worte fasst, wird den Krieg gewinnen, denn von nun an wird jede Schlacht unter ihren Bedingungen ausgefochten. Dieser Kampf um die Darstellung der Wirklichkeit findet unablässig und auf allen Ebenen um uns herum statt. Lottobefürworter sagen: Du kannst Millionen gewinnen. Lottogegner sagen: Du wirst wahrscheinlich deinen Einsatz verlieren. Ein Pharmahersteller sagt: Dieses Medikament hat eine siebzigprozentige Erfolgsrate. Pharmagegner sagen: Es versagt in dreißig Prozent aller Fälle.«
    Er wendet sich an das pinkhaarige Mädchen: »Nehmen wir an, ich mache Ihnen ein Angebot: Ich stelle Ihnen eine Technologie zur Verfügung, die Ihnen Reichtum beschert, Ihr Leben und das Leben aller verbessert, dieses Land zu einem ökonomischen Kraftwerk macht und das Leben von uns allen in
unschätzbarer Weise zum Besseren wendet. Alles, was ich im Gegenzug dafür von Ihnen verlange, ist, dass Sie mich einmal im Jahr kommen lassen, damit ich nach dem Zufallsprinzip vierzigtausend Menschen auswähle und sie umbringe. Nehmen Sie das Angebot an?«
    »Nein«, sagt sie. »Keinesfalls. Ich bin keine Mörderin.«
    »Natürlich nicht. Noch eine Frage: Sind Sie gewillt, jetzt Ihr Auto aufzugeben? Es für immer aufzugeben?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Natürlich. Doch hier liegt das Problem: Bei dem Angebot, das Sie gerade zurückgewiesen haben, handelt es sich in Wirklichkeit um Ihr Auto. Die Erfindung des Autos hat unser aller Leben verbessert, und jedes Jahr sterben bei Autounfällen vierzigtausend Menschen.«
    Ihr Gesicht wird lang.
    »Raffniert«, sagt Eric.
    »Die Darstellungsweise, die Definition, ist eine Art Kontext. Und der Kontext, das haben wir schon gesagt, bestimmt die Bedeutung der Dinge. Es gibt weder den Blick aus dem Nichts noch den Blick von einem übergeordneten Standpunkt aus. Unser Standpunkt beeinflusst unsere Sichtweise, bewusst und unbewusst. Man kann den Blick nicht verstehen, ohne den Standpunkt zu kennen.« Er geht zum Computer, hantiert daran herum, und hinter ihm erscheint ein Bild auf dem Schirm:

    Er wedelt mit der Hand. »Welcher Innenkreis ist größer? Das Auge, oder, um genau zu sein, das Gehirn – denn wir sehen mit unserem Gehirn, nicht mit den Augen –, wie auch immer, das Gehirn denkt, der größere Kreis befinde sich auf der rechten Seite. Doch wenn wir nachmessen, das heißt, wenn wir wissenschaftlich an die Sache herangehen, werden wir feststellen, dass die Innenkreise gleich groß sind. In diesem Fall, wie in so vielen anderen, wirkt der Kontext desorientierend auf das Gehirn. Wenn wir den Kontext des Klienten begreifen, begreifen wir auch, was ihn durcheinanderbringt.«
     
    Als der Unterricht vorbei ist, sammelt der Psychologe seine Papiere ein, beugt sich über den Tisch und schaltet den Computer aus. Seine Studenten haben es eilig hinauszukommen, zerstreuen sich rasch in der Dunkelheit, wie das bei Studenten gewöhnlich der Fall ist. Nur der Junge mit der Krawatte bleibt an seinem Tisch sitzen. Er scheint zu schlafen, doch seine Lippen bewegen sich. Er betet still, die Finger vor der Brust ineinander verschränkt. Der Psychologe steht auf. Der Junge mit der Krawatte dreht langsam den Kopf. Ihre Blicke begegnen sich.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt der Psychologe.
    Der Junge mit der Krawatte sieht ihn aufmerksam an. »Nein«, sagt er schließlich.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Danke, aber ich

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