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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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nicht so, wie sie zu sein scheinen. Wenn Sie heute all das Geld hätten, das Sie brauchen, würden Sie den Club dann morgen aufgeben?«
    »Ja.«
    »Ihre wohlbekannte Routine aufgeben, Ihr stetes Einkommen, die Aufmerksamkeit, die Macht, ein Star auf der Bühne, alle Augen ruhen auf Ihnen, die Mädchen im Club, Ihre Identität, die Sie sich geschaffen haben, die Stadt, die Sie kennen? «
    »Ja.«
    »An einen neuen Ort ziehen, unbekannt, nicht vertraut, allein, eine neue Arbeit, Studentin werden, Ihr Kind allein großziehen, wie?«
    Sie verstummt.
    Tränen.
    Tränen.
    Er beugt sich vor: »Was will ich Ihnen damit sagen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Raten Sie.«
    »Dass ich Angst habe. Ich … ich mache mir selbst etwas vor.«
    »Angst wovor?«
    »Davor, wegzuziehen, dort wegzugehen.«
    »Und …«
    »Vor Michelle, davor, Mutter zu sein, eine schlechte Mutter.«

    »Ja, und was haben wir über Angst gelernt? Was sagen Sie statt Ich habe Angst ?«
    »Ein Teil von mir hat Angst.«
    »Ja, und die Tatsache, dass Sie einen solchen Teil haben, der sich vor Veränderung und Elternschaft fürchtet, was sagt der über Sie aus, dass Sie böse sind?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Dass … dass ich ein Mensch bin.«
    »Was für ein Mensch?«
    »Ein vollständiger Mensch. Kein Unmensch. Kein halber.«
    »Ja, und ein Mensch braucht Mut, die Dinge so zu sehen, das ganze Bild zu betrachten, es zuzugeben; Mut und Intelligenz, und die haben Sie, sie kommen aus Ihnen.«
    »Sie sind meine, aus mir.«
    Sein Ton wird milder: »Diese Ambivalenz, die Sie Ihrem Kind gegenüber empfinden, gegenüber der Elternschaft, ist kein Scheitern. Sie ist eine verständliche Reaktion angesichts Ihrer Lebenserfahrung, Ihrer Lerngeschichte, der Verhältnisse, aus denen Sie stammen; eine verbreitete und verständliche menschliche Reaktion.«
    »Dann bin ich doch nichts so Besonderes«, sagt sie mit einem angedeuteten Lächeln.
    »Ein menschliches Wesen wie wir alle«, sagt er. »Eine verständliche Reaktion, kein Scheitern Ihrerseits, kein Grund, auf sich selbst einzuprügeln. Dieser Teil von Ihnen, der sich fürchtet, weisen Sie ihn nicht zurück; der verwundete Teil, der Teil, der voller Zweifel ist, werfen Sie ihn nicht weg; im Gegenteil, nehmen Sie ihn an, trösten Sie ihn, er gehört zu Ihnen.«
    Sie sagt nichts. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und kauert sich auf das Sofa.

    »Und noch etwas«, sagt er, »diese Ambivalenz, die Sie empfinden, ist beängstigend und verwirrend, muss Sie aber nicht lähmen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ihr heutiges Leben, so scheint mir, ist noch den Mustern der Vergangenheit verhaftet und ein Kommentar zu dieser Vergangenheit; eine Beschäftigung damit.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie haben für sich selbst eine Situation geschaffen, in der Sie von anderen kontrolliert werden; unter dem Deckmantel von Beistand und Fürsorglichkeit werden Sie von anderen benutzt. Sie haben sich in eine Situation gebracht, in der Sie jede Nacht dorthin zurückkehren, wo Sie die Geister Ihrer Kindheit wachrufen, indem Sie für andere zum Lustobjekt werden, wie das bei Ihrem Vater der Fall war.«
    »So habe ich das noch nicht betrachtet«, sagt sie.
    »Betrachten Sie es jetzt so«, sagt er.
    Schweigen.
    Wasser tritt in ihre Augenwinkel und trocknet.
    Das Summen des Deckenventilators.
    »Sie irren sich«, sagt sie schließlich.
    »Ich irre mich.«
    »Ja, Sie irren sich. Sie benutzen nicht mich, ich benutze sie.«
    »Sie benutzen mich.«
    »Durch sie werde ich mein Kind zurückgewinnen.« Ihre Stimme wird lauter: »Es stimmt, es stimmt, was Sie davor gesagt haben. Ich … ich habe Angst … ein Teil von mir hat Angst, dass ich nicht weiß, wie … dass sie mich zurückweist … dass ich … dass ich das Gift auf sie übertrage, das ich durch den Biss der Schlange in meinem Blut habe, dass ich es auf sie übertrage. Aber ich habe einen Plan. Ich bin auf dem Weg. Wie Sie gesagt
haben, ist Mut ein weiser Ratgeber. Ich werde sie zurückbekommen. Sie irren sich. Denn ich bin ihre Mutter. Sie … sie gehört mir, sie kommt von mir. Mir. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    »Sie verspüren einen starken Drang, Michelle zurückzugewinnen, ihre Mutter zu sein. Und dieser Drang überwindet Ihre Ängste und Ihre Ambivalenz.«
    »Ja.«
    »Wie überwindet er sie?«
    Sie überlegt einen Augenblick; sucht nach einer Erklärung und kann keine finden. »Hier, sehen Sie«, sie greift in ihre Handtasche, nimmt ein kleines goldfarbenes

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