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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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Gesicht und sah ihn mit ungläubigen Kinderaugen an. Doch dann, als fiele ihm plötzlich etwas ein, wandte er sich jäh Ignazio zu.
    »Hütet Euch vor dem …«, flüsterte er kaum hörbar, »denn sein …«
    Dodiko packte ihn am Hals und drückte ihm die Kehle zu, während er mit der rechten Hand die Klinge in Slawniks Wunde umdrehte. Der sterbende Riese schrie noch einmal auf, ehe er für immer verstummte. Dodiko ließ ihn zu Boden gleiten, und erst als er sich vergewissert hatte, dass der Böhme tot war, zog er das Schwert aus der Wunde und wischte es an dessen Kleidern ab.
    Inzwischen war Ignazio zu Willalme geeilt und hatte ihm aufgeholfen. Der Franzose war erschöpft, jedoch unverletzt.
    Als Ignazio sich umdrehte, bemerkte er auf einmal, dass noch jemand gekommen war.
    »Uberto«, rief er überrascht aus.

79
    Nachdem Uberto erzählt hatte, was ihm alles widerfahren war, legte Ignazio ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Anscheinend ist es uns vorherbestimmt, das Rätsel gemeinsam zu lösen.«
    Das munterte den Jungen auf, und er lächelte erleichtert, doch Ignazio drängten sich neue Fragen auf. Wie war es den Erleuchteten gelungen, sein Landgut finden? Außer ihm wusste nur ein einziger Mensch, wo es lag. Obwohl es nur eine Schlussfolgerung gab, weigerte er sich, diese zu akzeptieren.
    Dodiko steckte sein Schwert wieder ein und wandte sich dann an die Gefährten. »Sagt, Meister Ignazio, habt Ihr den vierten Teil des Buches bereits gefunden?«
    »Ja«, erwiderte der Händler. »Allerdings habe ich ihn nicht an mich genommen.«
    »Und wo habt Ihr ihn dann verborgen?«, fragte der Graf überrascht.
    »Ich habe ihn in meiner Tasche in der Bibliothek von Asclepios gelassen, genau wie die anderen Teile des ›Uter Ventorum‹, die in meinem Besitz waren. Zu diesem Schritt entschloss ich mich, weil ich um deren Sicherheit fürchtete: Schließlich konnte ich nicht wissen, was mich beim Verlassen des Turmes erwarten würde. Und wie Ihr sehen könnt, hatte ich wohl recht, so vorsichtig zu sein.« Er zeigte auf Slawniks Leiche, die auf dem Pflaster lag.
    »Ihr seid wirklich schlau. Aber jetzt müssen wir Eure Tasche holen«, sagte Dodiko bestimmt.
    »Ganz im Gegenteil, ich habe beschlossen, sie dort hinter diesen dicken Mauern zu lassen.« Ignazio wies gleichgültig auf die Turmspitze. »Das ist das einzig Richtige. Ich möchte das ›Uter Ventorum‹ vergessen. Wenn Viviën beschlossen hatte, sich seiner zu entledigen, dann wird er dafür bestimmt einen triftigen Grund gehabt haben, meint Ihr nicht auch?«
    Uberto starrte Ignazio ungläubig an. Nie hätte er geglaubt, einmal solche Reden aus dessen Mund zu vernehmen. Er warf Willalme einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
    »Habt Ihr denn völlig den Verstand verloren?«, ereiferte sich Dodiko. »Das könnt Ihr doch nicht tun!«
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch enttäusche. Das Buch geht mich ab sofort nichts mehr an«, erwiderte Ignazio und mied Dodikos Blick.
    Der Graf erwiderte nichts mehr, allerdings standen in seinem Gesicht weiter tiefe Empörung und Enttäuschung geschrieben. Er starrte Ignazio noch geraume Zeit an, als wollte er ganz sichergehen, dass es diesem mit seinem Entschluss ernst war, dann machte er auf dem Absatz kehrt und eilte auf den Turm zu.
    Ignazio blickte ihm hinterher, bis er in dem baufälligen Gebäude verschwunden war. Erst dann erschien auf seinem Gesicht ein breites Grinsen.
    »Gut, lasst uns gehen«, sagte er zu seinen Begleitern.
    Bevor er dem Händler folgte, ging Uberto noch einmal zu Slawniks Leiche. Er betrachtete die Bauchwunde, die großen Hände, die der Böhme daraufgepresst hatte in dem Versuch, sie zu schließen. Noch im Tod bewahrte das Gesicht mit den zusammengepressten Kiefern und der gerunzelten Stirn einen ernsten Ausdruck.
    Sosehr Uberto sich auch bemühte, aus den vielen Ereignissen der letzten Stunden schlau zu werden, kam er doch zu keinem endgültigen Schluss, ob der Böhme ein guter oder ein böser Mensch gewesen war. Er beugte sich vor, um dieses grimmige Gesicht noch einmal zu studieren, und fragte sich, warum der Mann sein Leben verschont und warum er sich wohl den erhaltenen Befehlen widersetzt hatte. Da verzerrte plötzlich ein Krampf Slawniks Gesicht, er riss die Lider weit auf, und Uberto konnte sehen, dass seine Augäpfel schon vom Tod getrübt waren. Er zuckte erschrocken zusammen und wollte entsetzt zurückweichen, doch der Böhme packte ihn am Kragen und zog ihn

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