Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)
sausen und verharrte abwartend.
Willalme atmete tief durch, dann schritt er mutig vorwärts, während Ignazio den Zweikampf mit wachsender Besorgnis verfolgte.
Der Franzose war schnell, er wirbelte um die eigene Achse und konnte so Schläge gegen Slawniks Hüfte, Schultern und Knie anbringen, er wirkte wie versunken in einen eleganten und tödlichen Kriegstanz. Der schwerfälligere Böhme ließ seine zwei Schwerter gleichzeitig von oben nach unten niedersausen, unbarmherzig und tückisch wie eine Gottesanbeterin. Seine Schläge und Hieb prasselten ohne Unterlass auf seinen Gegner ein.
Doch irgendwann durchbrach Willalmes Krummsäbel die Deckung des Gegners und verwundete ihn oberhalb der rechten Hüfte. Slawnik stieß nur ein Knurren aus, unterdrückte den Schmerz und kämpfte weiter, indem er einen mächtigen Tiefschlag setzte. Der Franzose parierte ihn zwar schnell, doch er wurde dabei erneut in die Knie gezwungen. Er versuchte aufzustehen, doch das verhinderten die beiden Schwertklingen des Böhmen.
Slawnik nutzte die ungünstige Position seines Gegners und setzte zum Todesstoß an. Mit dem Schwert in der Linken wehrte er Willalmes Hiebe ab, während er mit der Rechten direkt auf dessen Rippen zielte.
Den Tod vor Augen senkte Willalme ergeben den Blick. Er spürte den sanften Hauch der Meeresbrandung auf seiner Haut und sah wieder vor sich, wie er an Bord eines Kreuzritterschiffs von einer Horde Christen überwältigt wurde. Die Erinnerung verschwand so schnell, wie sie gekommen war, und ließ ihn wie betäubt zurück.
Er hatte gar nicht mitbekommen, was gerade geschehen war: Ignazio, der bis jetzt nicht eingegriffen hatte, hatte den Arm des Böhmen aufgehalten, bevor er seinen tödlichen Hieb setzen konnte.
Slawnik versuchte, sich dem Griff zu entwinden, er stieß Ignazio zurück und stürzte sich dann auf ihn. »Du sollst verflucht sein!«, brüllte er außer sich vor Zorn. »Das alles ist deine Schuld! Ich werde erst dich töten und dann dieses Teufelsbuch verbrennen, damit niemand mehr töten muss, um in seinen Besitz zu kommen!« Er hob beide Schwerter, bereit zuzuschlagen.
In einem verzweifelten Versuch, sich zu verteidigen, hielt Ignazio seinen Pilgerstab vor sich und schloss die Augen, um nicht mitansehen zu müssen, wie sich die Klingen unbarmherzig auf ihn herabsenkten, doch als er sich schon verloren glaubte, hörte er, wie Metall kreischend auf Metall traf. Er konnte kaum glauben, dass ihm nichts geschehen war, und als er die Augen öffnete, sah er in das überraschte Gesicht des riesigen Böhmen. Ignazio begriff nicht, was vorgefallen war, bis er sich umdrehte und hinter sich Dodiko entdeckte. Er war gerade noch rechtzeitig zu seiner Rettung gekommen und hatte mit seinem Schild die Schwerter des Böhmen abgefangen. Ignazio war nur knapp dem Tod entgangen.
Nun hatte sich die Lage verändert.
Slawnik war nicht mehr im Vorteil, zudem hatte ihn Willalme an der rechten Seite verwundet.
Blut floss in Strömen aus der Wunde. Doch der Böhme gab nicht auf, er zog seine Schwerter zurück und brachte sie gegen den Neuankömmling wieder in Angriffsstellung.
»Versucht nicht, mich zu hindern!«, zischte er, zitternd vor Wut, aber auch vor Erstaunen. »Mich hält niemand mehr auf, nicht einmal Ihr!«
»Was erlaubst du dir, verdammter Narr?« Dodiko ging auf ihn zu, das Schwert auf ihn gerichtet. »Verschwinde, solange du noch kannst!«
»Nein, ich werde Euch nie mehr gehorchen!« Slawnik sah ihn verächtlich an und spuckte auf den Boden. »Euer Wort gilt mir nichts mehr, ich breche meinen Schwur.«
»Schweig, du Dummkopf!«, schrie Dodiko und griff ihn an.
Ignazio, der das Geschehen ungläubig verfolgt hatte, bemerkte erstaunt, dass der Graf dem riesigen Böhmen gewachsen war. Der erwiderte die Angriffe mit entschiedenen Hieben, doch jeder Schlag verschlechterte seine Lage. Dodiko durchbrach seine Deckung und zwang ihn beständig zum Rückzug, bis Slawnik schließlich das Gleichgewicht verlor. Verärgert versuchte er, das Kampfgeschick wieder zu wenden, indem er sich nach vorn warf, doch der Graf hatte nur darauf gelauert: Er wartete, bis der andere näher herangekommen war, und schlug dann erbarmungslos zu.
Slawnik spürte, wie die Klinge seines Gegners seine Jacke durchschnitt, in seinen Körper eindrang und so mühelos seine Eingeweide durchbohrte wie die Nadel einer Näherin den Stoff.
Er ließ seine Schwerter fallen und streckte die Hände nach dem Grafen aus, legte seine Finger um dessen
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