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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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zu sich herab. Er atmete keuchend, dann flüsterte er etwas, schloss die Augen und starb.
    Uberto sprang bestürzt auf. Die beiden anderen hatten die Szene beobachtet und eilten sogleich zu ihm.
    »Was ist geschehen?«, fragte Ignazio.
    »Dieser Mann …« Uberto zitterte am ganzen Leib, »hat mir gerade enthüllt, wer Dominus ist!«

80
    Graf Dodiko weigerte sich, Ignazios Entscheidung zu akzeptieren, und stürmte in den Turm von Asclepios. Der Händler war doch verrückt, wenn er glaubte, dass er auf das »Uter Ventorum« verzichten könnte! Außerdem hatte dieser jämmerliche Spanier keine Ahnung von seinen wahren Absichten …
    Er stieg die Treppen hinauf, bis er zum Eingang der Bibliothek gelangte. Seltsamerweise war die Tür nicht geschlossen, sondern bloß angelehnt. Dodiko drückte sie auf, drang in die Dunkelheit vor und durchquerte einige Räume, ehe er dorthin gelangte, wo die Bücher aufbewahrt wurden. Er eilte durch die verlassenen Kammern, durchwühlte alles und warf durcheinander, was ihn bei seiner Suche behinderte.
    Irgendwann bemerkte er den Schein einer Kerze, die auf einem Tisch stand, und als er näher kam, entdeckte er daneben eine alte Tasche aus Leder: Das musste Ignazios sein!
    Endlich! Nach monatelanger Suche würde er nun drei Teile des »Uter Ventorum« in seinen Besitz bringen. Er riss die Tasche auf. Leer! Er durchsuchte sie noch einmal und tastete jeden Winkel ab, um mögliche Geheimtaschen oder doppelte Böden zu entdecken. Doch er fand nichts, und so schleuderte er die Tasche zornig in die Ecke. Er war betrogen worden!
    Da wurde ihm auf einmal ganz merkwürdig zumute, zunächst war da nur ein leichter Schwindel, doch bald drehte sich alles um ihn herum. Fast ohne dass er es merkte, sank er zu Boden. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Dodiko klammerte sich am Tisch fest, aber von dort drang der Duft der Kerze direkt in seine Nase und verstärkte sein Schwindelgefühl.
    Die Kerze verströmte einen stechenden Geruch, nicht nur den gewöhnlichen nach geschmolzenem Wachs. Er erinnerte eher an Pflanzenextrakte. Erst da begriff Dodiko, was die Ursache seiner Übelkeit war. Mit Schaum vor dem Mund beugte er sich vor, packte den Kerzenhalter und löschte mit unbeholfenen Bewegungen die Flamme. Dann ließ er sich zu Boden gleiten und wartete darauf, dass die betäubende Wirkung nachließ.
    Das Warten zog sich schier endlos in die Länge, zudem wurde er von Halluzinationen gequält.
    Plötzlich hallten Schritte durch die Bibliothek, und eine in einen Kapuzenumhang gehüllte Gestalt trat aus der Dunkelheit hervor. Sie kniete sich vor ihn hin und riss seinen Kopf am Kinn nach oben.
    »So trifft man sich wieder, Dodiko. Oder sollte ich Euch besser Dominus nennen?«
    Dodiko zuckte zusammen. Wer war dieser Mann? Wie konnte er wissen, wer er wirklich war? Er versuchte, nach hinten zurückzuweichen, aber er hatte die Kontrolle über seinen Körper noch nicht wiedererlangt. Seine Glieder waren kraftlos und taub. Nur das Gesicht, die Zunge und die Fingerkuppen schienen noch ein wenig Gefühl bewahrt zu haben, doch sie nahmen die Wirklichkeit bloß verzerrt wahr. Außerdem drehte sich ihm der Magen um vor Übelkeit.
    »Bewegt Euch lieber nicht, denn das wäre vergebene Liebesmüh«, sagte der Schatten. »Ihr durchlebt gerade dieselben Symptome wie bei einer Vergiftung mit Belladonna, aber keine Angst, die Substanz, die Ihr eingeatmet habt, ist nicht tödlich. Ich hatte nicht die Absicht, Euch umzubringen, ich wollte Euch bloß betäuben.«
    Dominus versuchte zu erkennen, wer da sprach. Obwohl sich alles um ihn drehte, gelang es ihm, seinen getrübten Blick auf das Gesicht vor ihm zu richten.
    »Scipio Lazarus …«, flüsterte er schließlich und verzerrte seine Lippen zu einem dümmlichen Grinsen.
    »Ihr habt mich trotz der Droge erkannt, das ist bewundernswert. Nun ja, schließlich seid Ihr der große Dominus, das Schwert der Heiligen Vehme, nicht wahr? Ich sehe allerdings, dass Ignazio da Toledo Euch ganz leicht hereinlegen konnte, indem er Euch mit einem lächerlichen Taschenspielertrick um die Teile des Buches gebracht hat.« Scipio Lazarus hob die leere Tasche vom Boden auf. »Von einem Spanier überlistet! Ihr habt mich wahrlich enttäuscht!«
    »Wie habt Ihr … mich erkannt?«, stammelte Dominus. »Ich habe immer darauf geachtet … mich im Verborgenen zu halten …«
    »Aber nicht genügend. Ich habe Euch schon seit Langem im Auge, noch bevor

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