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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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dafür zu sorgen …
    »Das ist alles«, fuhr der Böhme fort. »Jetzt verschafft mir nur ein Boot, das mich zu einem nahen Ort bringt, von dem aus ich mit dem Pferd abseits der Sümpfe weiterreisen kann.«
    »Wann wollt ihr aufbrechen?«
    »Sofort.« Slawnik machte Anstalten, sich zu erheben, dann überlegte er einen Moment und fügte hinzu: »Ich muss Euch um einen letzten Dienst bitten. Bevor ich abreise, möchte ich wissen, wie viele Schiffe schon abgelegt haben oder demnächst ins Binnenland aufbrechen werden. Ignazio da Toledo wird sich mit Sicherheit auf einem davon eingeschifft haben.«

25
    Es war der fünfte Tag ihrer Reise, kurz vor Mittag. Ignazio und Willalme ruhten sich unter Deck aus, Uberto dagegen lehnte oben am Schanzkleid der Backbordseite.
    Durch die Fahrt gegen den Strom bäumte sich der Schiffsrumpf manchmal zum Bug hin auf. Den Jungen störte dieses ständige Auf und Ab immer mehr, und ihm wurde klar, dass er nicht für die Schifffahrt geschaffen war. Sein Magen vollzog sämtliche Bewegungen des Schiffes nach, und bei jedem kleinen Satz wurde ihm übel. Zum Glück stand der Wind günstig. Bald würden sie die Mündung des Ticino erreichen.
    Uberto dachte über Ignazios Worte nach. Ihm gingen diese persischen Weisen nicht aus dem Kopf. Er versuchte, sich ihre Zeremonien in den Feuertempeln auf den Bergen des Orients vorzustellen. Worauf hatte der Händler angespielt, als er sagte, ihr Wissen stamme direkt von himmlischen Wesen? Warum hatte er sich nicht deutlicher ausgedrückt?
    Ihm war immer noch nicht klar, was Ignazio wirklich von ihm wollte, und das beunruhigte ihn. Um nicht weiter darüber nachzudenken, lehnte er sich über das Schanzkleid und beobachtete das Treiben am Flussufer. Vor seinen Augen wechselten sich kleine Szenen ländlichen Lebens ab, einige Bauern jagten einem Wildschwein hinterher, ein Viehhüter führte seine Kühe zur Tränke, eine Gruppe Frauen wusch Wäsche im Fluss, eine Schafherde graste auf einer Weide, ein Hirte schlief friedlich im Schatten einer Buche.
    Da bemerkte Uberto, dass immer mehr Boote zu ihnen stießen. Pavia musste ganz in der Nähe sein.
    Ignazio war gerade erwacht. Er konnte nicht einschätzen, wie spät es war oder wie lange er geschlafen hatte. Seine Nase war erfüllt von dem Geruch von Harz, mit dem der Schiffsrumpf beschichtet war. Er ging an Deck und sah Willalme, der dort mit den Schiffern würfelte. Seit Langem schon hatte er den jungen Franzosen nicht mehr lächeln sehen. Er erinnerte sich daran, wie er ihn kennengelernt hatte, an Bord eines Kreuzritterschiffs vor Akkon. Er hatte ihn im Laderaum gefunden, wo er an einem Seil hing wie ein sterbendes Tier. »Hilf mir«, hatte der Franzose ihn fast tonlos angefleht. Und er hatte ihm geholfen, so wie Maynulfo da Silvacandida es an seiner Stelle getan hätte.
    Nachdem er kurz seinen Erinnerungen nachgehangen hatte, ging Ignazio weiter zum Achterdeck, wo Uberto neben dem Steuerruder an der Backbordseite lehnte. Nach dem Zwischenfall im Markusdom hätte er ihn am liebsten zu seiner eigenen Sicherheit zurückgeschickt, doch etwas hielt ihn davon ab. Wer ihnen in Venedig den Spion auf den Hals gehetzt hatte, konnte auch das Kloster Santa Maria del Mare überwachen, und vielleicht steckte er mit Rainerio da San Donnino und dem geheimnisvollen Scipio Lazarus unter einer Decke. In dem Fall brachte Ignazio den Jungen womöglich in noch größere Gefahr, wenn er ihm befahl, ins Kloster zurückzukehren.
    Aber auch ihn weiter mitzunehmen war gewiss nicht die klügste Entscheidung, denn er konnte nicht ausschließen, dass sich der Schwarzgekleidete an ihre Fersen geheftet hatte. Sein Erscheinen hatte in Ignazio alte Ängste wachgerufen. Besonders die Form seines Dolches … Doch in dem Punkt war er sich nicht sicher, er hatte ihn bloß einen kurzen Augenblick gesehen.
    Ignazio versuchte, seine Angst zu verbergen; er wollte nicht, dass Uberto bemerkte, wie besorgt er war. Im Augenblick blieb ihnen nur übrig, wie geplant weiterzureisen, und zwar schnell, um nicht aufzufallen. Vielleicht machte er sich auch zu viele Sorgen.
    Ignazio schob diese Gedanken beiseite und ging auf den Jungen zu. »Wie fühlst du dich?«
    »Mein Magen gönnt mir keine Ruhe.«
    »Konntest du schlafen?«
    »Ein wenig.«
    »Entspann dich, wir sind da.« Er zeigte auf die nahe gelegene Basilika. »Schau.«
    Kurz darauf legte das Schiff an.
    Die Basilika San Pietro in Ciel d’Oro erhob sich am Stadtrand von Pavia. Uberto bewunderte sie

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