Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
Vom Netzwerk:
Uberto in seiner Tasche, holte das Diptychon hervor und öffnete es im Licht der Kerze.
    »Halt es nicht so nah an die Flamme«, mahnte ihn Ignazio. »Du willst doch nicht, dass sich das Wachs auflöst!«
    Der Junge gehorchte und zog die Tafeln dichter zu sich heran. »Die Inschrift ist nicht zu verstehen«, murrte er. »Ist das eine Geheimschrift?«
    »Nein«, erwiderte Ignazio. »Es handelt sich um ein System, das Viviën selbst erfunden hat. Er verwendete es, um wichtige Botschaften in seinen Briefen zu verschlüsseln.«
    »Und wie funktioniert es?«
    »Wie auf einem Schachbrett, wo sich schwarze und weiße Felder abwechseln. Genauso ist es mit dieser Botschaft. Pass auf.«
    Mit diesen Worten nahm Ignazio das Diptychon und unterstrich bestimmte Buchstaben.

    Als er fertig war, zeigte Ignazio Uberto die Tafel. »Kopiere die unterstrichenen Buchstaben auf diese Seiten«, sagte er und reichte ihm einen Packen zusammengehefteter Pergamentblätter.
    Unter dem bewundernden Blick Willalmes führte Uberto Ignazios Auftrag aus. So jung er war und so wenig er von der Welt wusste, konnte er doch schreiben. Worte in kleine Tintenstriche einzufangen erschien ihm, der kaum seinen Namen schreiben konnte, wie Magie.
    Uberto brachte seine Arbeit zu Ende, doch die Botschaft blieb ihm noch immer unverständlich. Was für eine Sprache war das? Ganz sicher kein Latein.
    armarozdor
    lioselzvst
    zdatvrnin+
    ietselemet
    tsvzlvmbre
    etnelgenvd
    r+kobabelj
    ehcsesatev
    csovnilvsi
    llieloselt
    +amezarakv
    casaltevlo
    vealebastv
    svbocajedn
    »Das sieht aus wie Arabisch«, murmelte der Junge, obwohl er nichts über diese Sprache wusste.
    »Das ist immer noch eine verschlüsselte Botschaft«, berichtigte ihn der Händler und sah sich das Geschriebene an. Er wirkte erstaunt, beinahe verwirrt. »Das hätte ich nie erwartet«, gestand er ein.
    »Was meinst du damit?«
    »Bis jetzt hat sich Viviën noch nie solcher Mittel bedient. Er hat sich immer darauf beschränkt, die Buchstaben, die die wahre Botschaft ergeben, in die anderen Sätzen ›einzuflechten‹, doch hier finden wir uns zweifelsohne einem weiter gehenden Rätsel gegenüber.«
    »Vielleicht hätte das Kryptogramm anders aufgelöst werden müssen«, vermutete Uberto.
    »Das ist nicht gesagt.« Ignazios Blick verweilte auf der ersten Zeile des kopierten Textes: armarozdor . Zuerst hatte er angenommen, dass diese Buchstaben keinen Sinn ergaben, doch auf einmal bemerkte er, dass es sich keineswegs so verhielt, nein, sie beinhalteten einen Namen! Durch diese Entdeckung ermutigt, nahm er sich die nächste Zeile vor, der er jedoch keine Bedeutung abgewinnen konnte. Deshalb beschäftigte er sich mit der dritten, in der er wieder etwas entdeckte. Da kam ihm eine Idee, und er sah sich die vorige Zeile noch einmal an, doch diesmal las er sie von rechts nach links. Er murmelte einige Silben vor sich hin, während seine Gefährten ihn mit wachsender Neugier anstarrten.
    »Jetzt hab ich es!«, rief er plötzlich aus. »Der Text folgt dem Bustrophedon.«
    »Bustrophedon?« Uberto sah ihn erstaunt an. »Dieses Wort habe ich noch nie gehört.«
    Ignazio gestattete sich ein triumphierendes Lächeln. »Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Ochsentritt.« Als seine Begleiter immer noch nicht zu verstehen schienen, erklärte er es genauer: »Beim Pflügen ziehen die Ochsen den Pflug erst von links nach rechts und dann von rechts nach links. Viviën hat beim Schreiben dieses Textes die gleiche Methode benutzt, und so muss er gelesen werden.«
    »Unglaublich«, sagte Willalme leise.
    Der Händler nahm die Feder, zog die zusammengehefteten Pergamente zu sich und schrieb mit sicherer Hand die verschlüsselte Botschaft nieder:
    armarozdor
    tsvzlesoil
    zdatvnrin+
    temelestei
    tsvzlvmbre
    dvneglente
    r+kobabelj
    vetasesche
    csovnilvsi
    tlesoleill
    +amezarakv
    olvetlasac
    vealebastv
    ndejacobvs
    »Das sind vier durch die Kreuze getrennte Sätze«, erläuterte er weiter. »Nun muss man sie nur noch einmal in dieser Aufteilung niederschreiben.« Und das tat er.
    armarozdortsvzlesoilzdatvrnin
    temelesteitsvzlvmbredvneglenter
    kobabeljvetaseschecsovnilvsitlesoleill
    amezarakvolvetlasacvealebastvndejacobvs
    »Das ist kein Latein«, bemerkte Uberto.
    »Nein, aber eine ganz ähnliche Sprache«, sagte Ignazio. »Passt auf, ich lese es euch vor. Natürlich ist hier v gleich u.«
    Armaroz dort suz les oilz d’Aturnin
    Temel esteit suz l’umbre d’un eglenter
    Kobabel jüet as eschecs ou n’i lusit le

Weitere Kostenlose Bücher