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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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man einig war, erkor Clotilde den Abbé Mauduit zum
Unterhändler. Die Sache sei heikel, nur ein Priester könne
einschreiten, ohne sich bloßzustellen. Der Abbé war in der Tat sehr
betrübt über das Unheil, das über eines der interessantesten Häuser
seiner Pfarre hereingebrochen war; er hatte schon seine Ratschläge,
seine Erfahrung, sein Ansehen angeboten, um einem Skandal ein Ende
zu machen, über den die Feinde der Religion sich nur freuen würden.
Als Clotilde jedoch die Mitgift erwähnte und ihn bat, die
Bedingungen Augusts den Josserand darzulegen, senkte er das Haupt
und beobachtete ein schmerzliches Stillschweigen.
    Man ist meinem Bruder das Geld schuldig, das er fordert,
bemerkte Clotilde. Das ist kein Handel… Übrigens wehrt sich mein
Bruder dagegen.
    Es muß sein, ich werde gehen, sagte der Priester endlich.
    Die Josserand harrten des Vorschlages von Tag zu Tag. Ohne
Zweifel hatte Valerie die Sache ausgeplaudert; die Mieter des
Hauses erörterten den Fall. Sind sie so arm, daß sie genötigt sein
werden, ihre Tochter zu behalten, oder werden sie die 50 000
Franken auftreiben, um sich ihrer zu entledigen? Seitdem die Frage
so gestellt war, kam Frau Josserand aus der Wut nicht mehr heraus.
Ei was! Nachdem man so viele Mühe gehabt, Berta einmal zu
verheiraten, soll man sie jetzt ein zweitesmal verheiraten? Niemals
hatte eine Mutter solch Unglück gehabt! Und alldies wegen der
Dummheit dieser Gans, die ihre Pflichten so schnöde vergessen! Das
Haus ward zur Hölle. Berta hatte fortwährende Martern zu ertragen,
denn selbst ihre Schwester Hortense, wütend darüber, daß sie nicht
mehr allein schlafen konnte, sagte ihr bei
jeder Gelegenheit ein verletzendes Wort. Man kam so weit, ihr das
bißchen Essen vorzuwerfen. Wenn man irgendwo einen Gatten hat,
sagten sie, sei es komisch, den Eltern das ohnehin kärgliche Essen
wegzuschnappen. Die junge Frau saß schluchzend, verzweifelt in den
Winkeln, warf sich Feigheit vor, da sie nicht den Mut fand,
hinabzugehen und sich August zu Füßen zu werfen, ihm zurufend: »Da
bin ich, schlage mich, ich kann nicht unglücklicher sein!« Herr
Josserand allein zeigte sich gütig gegen seine Tochter. Allein die
Schuld und die Tränen dieses Kindes waren sein Tod; er war in
letzter Zeit genötigt, einen unbestimmten Urlaub vom Geschäft zu
nehmen, denn er mußte fast immer das Bett hüten, zu Tode gemartert
durch die grausamen Szenen in seiner Familie. Doktor Juillerat, der
ihn behandelte, sprach von einer Blutzersetzung, von einer
Auflösung des ganzen Körpers, die ein Organ nach dem andern
erfaßt.
    Wirst du zufrieden sein, wenn du deinen Vater getötet hast?
schrie die Mutter ihrer Tochter zu.
    Berta wagte kaum mehr, das Zimmer ihres Vaters zu betreten.
Sobald Vater und Tochter einander erblickten, begannen sie zu
weinen und fügten so einander immer neues Leid zu.
    Endlich faßte Frau Josserand einen großen Entschluß. Sie lud den
Onkel Bachelard ein, entschlossen, sich noch einmal vor ihm zu
demütigen. Sie würde die 50 000 Franken aus der eigenen Tasche
gegeben haben, wenn sie sie besessen hätte, um nur die große,
verheiratete Tochter nicht länger im Hause zu behalten, deren
Anwesenheit ihre Dienstage entehrte. Überdies hatte sie
ungeheuerliche Sachen über den Onkel gehört; wenn er sich nicht
gefällig zeige, wollte sie ihm einmal tüchtig ihre Meinung
sagen.
    Bachelard benahm sich bei Tische sehr unanständig.
Er war ziemlich betrunken gekommen, denn
seit dem Verluste Fifis ergab er sich völlig dem Trunke.
Glücklicherweise hatte Frau Josserand sonst niemanden eingeladen.
Beim Nachtisch schlief er allmählich ein, wobei er allerlei
unflätige Geschichten zum besten gab, und man mußte ihn aufwecken,
um ihn in das Zimmer des Herrn Josserand au führen. Hier war eine
ganze Szenerie vorbereitet, um auf die Empfänglichkeit des alten
Trunkenboldes einzuwirken. Vor dem Bette des Vaters standen zwei
Sessel: der eine für den Oheim, der andere für die Mutter. Berta
und Hortense sollten stehen. Man werde sehen – meinte die Mutter –
ob der Onkel es nochmals wage, seine Versprechungen wegzuleugnen
angesichts eines Sterbenden in einem so traurigen, von einer
rauchenden Lampe nur schlecht erleuchteten immer?
    Die Lage ist ernst, Narziß… begann Frau Josserand.
    Mit langsamer, feierlicher Stimme legte sie die Lage dar: das
beklagenswerte Unglück ihrer Tochter, die empörende Käuflichkeit
des Gatten, die peinliche Notwendigkeit, die 50 00 Franken opfern
zu

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