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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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und die beiden Ehrenfräulein, Hortense
und Angela Campardon behilflich waren.
    Das ist es nicht, flüsterte eben Frau Duverdy; die Familie ist
achtbar. Aber, ich gestehe, ich fürchtete um meines Bruders willen
das gebieterische Wesen der Mutter. Man muß gegen alles vorsorgen,
nicht wahr?
    Gewiß, sagte Frau Juzeur, man heiratet oft nicht nur die
Tochter, sondern auch die Mutter, die sich dann dem Ehepaar
aufdrängt, was sehr unangenehm ist.
    In diesem Augenblicke ging die Zimmertür auf; Angela kam in
aller Eile heraus und rief:
    Eine Spange, unten in der linken Schublade … Warten
Sie! …
    Sie durchschritt den Salon, kam wieder zum Vorschein und eilte
in das Nebenzimmer zurück, wobei das Wallen ihres weißen Kleides, das mit einem breiten blauen
Bande an der Taille befestigt war, gleichsam eine Furche
zurückließ.
    Ich glaube, Sie irren sich, versetzte mit leiser Stimme Frau
Dambreville. Die Mutter ist höchst froh, ihre Tochter los zu
werden … Sie hat nur eine Leidenschaft: ihre
Dienstagsempfänge. Dann bleibt ihr ja noch ein Opfer.
    Jetzt trat Valerie ein in einer roten Toilette von auffallender
Eigentümlichkeit. Da sie gefürchtet hatte, sich zu verspäten, war
sie sehr rasch heraufgekommen.
    Theophile kann heute nicht fertig werden, sagte sie zu ihrer
Schwägerin. Ich habe Franziska heute entlassen, wie Sie wissen;
jetzt sucht er überall eine Halsbinde … Ich habe ihn in der
größten Unordnung zurückgelassen!
    Die Gesundheit ist ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt, der in
Betracht gezogen werden muß, sagte Frau Dambreville.
    Freilich, antwortete Frau Duverdy: wir haben Herrn Doktor
Juillerat heimlich befragt … Das Mädchen scheint von
vollkommen gesunder Leibesbeschaffenheit zu sein. Die Mutter hat
einen sehr kräftigen Bau, und das hat uns mitbestimmt; denn es gibt
nichts Verdrießlicheres als schwächliche Eltern, die einem dann zur
Last fallen … Kräftige Eltern sind immer besser.
    Besonders, sagte Frau Juzeur in dem ihr eigenen freundlichen
Tone, besonders, wenn keine Erbschaft von ihnen zu erwarten
ist.
    Valerie hatte sich gesetzt; da sie aber nicht auf dem laufenden
des Gespräches war, fragte sie, kaum zu Atem gekommen:
    Wie, von wem sprechen Sie?
    Neuerdings ging die Türe plötzlich auf, und ein förmlicher
Streit wurde aus dem Zimmer gehört.
    Ich sage dir, daß die Schachtel auf dem
Tisch geblieben ist.
    Das ist nicht wahr, ich habe sie diesen Augenblick dort
gesehen.
    0, du erbärmlicher Trotzkopf! … So geh selbst bin.
    Hortense ging durch den Salon, ebenfalls in weißer Toilette, mit
einem breiten blauen Gürtel; in diesen durchsichtigen blassen
Musselinstoffen sah sie gealtert aus mit rauh abstechenden Zügen
und gelber Farbe. Sie kam wütend zurück mit dem Bukett der Braut,
das man seit fünf Minuten kopflos suchte.
    Was soll man machen? sagte zum Schlusse Frau Dambreville, man
heiratet nie, wie man's eben möchte … Das Vernünftigste ist
noch, sich nachträglich die Dinge nach Möglichkeit
einzurichten.
    Angela und Hortense öffneten jetzt beide Flügel der Türe, damit
die Braut nicht mit dem Schleier hängen bleibe, und Berta erschien
in einem weißen Seidenkleide, ganz in weißem Blumenschmucke, mit
weißem Kranze, weißem Bukett, einer weißen Blumengirlande quer über
das Kleid, bis zur Schleppe, wo sie inmitten von dicht
aufgetragenen weißen Knospen verlief. In diesem Weiß nahm sie sich
reizend aus mit ihrer frischen Farbe, ihrem goldblonden Haar, ihren
lachenden Augen, ihren keuschen Lippen, die indessen schon einen
Zug der Erfahrung verrieten.
    Sie sieht zum Entzücken aus! riefen die Damen.
    Alle küßten sie mit entzückten Mienen.
    Die Josserand, die in grausamer Verlegenheit waren, wo sie die
2000 Franken Hochzeitsauslagen – 500 für Toilette und den auf sie
entfallenden Beitrag von 1500 Franken zum Essen und Ball –
auftreiben sollten, hatten Berta nach dem Irrenhause von
Ville-Evrard zu Saturnin schicken müssen, auf dessen Namen 3000
Franken – ein kleines Erbe von einer Tante
– angelegt waren. Nachdem Berta zwei Stunden in der Zelle ihres
verrückten Bruders zugebracht hatte, wo sie mit ihm jauchzte, sich
von ihm die Finger hatte abküssen lassen, ihm geschworen hatte,
nächsten Tag ihn abzuholen, kam sie endlich mit dessen Unterschrift
zurück.
    Die Damen waren denn auch überrascht von der Seidenrobe und der
verschwenderischen Blumenpracht daran; sie konnten nicht umhin
auszurufen:
    Prachtvoll! Ein ausgezeichneter Geschmack!
    Frau

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