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Der Hammer der Götter

Der Hammer der Götter

Titel: Der Hammer der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gerunzelter Stirn nach Osten, als er die Leiter hinaufkam, wandte sich aber kurz zu ihm um und sah noch besorgter aus, als er den Hammer an Thors Gürtel gewahrte. Er sagte jedoch kein Wort, sondern wandte sich wieder ab und sah zu dem grellroten Feuerball über dem Horizont hinüber.
    »Das ist sonderbar«, sagte er, als Thor neben ihm angelangt war.
    »Was ist sonderbar?«, fragte Thor gehorsam.
    Statt darauf zu antworten, drehte Torben sich jedoch nur noch einmal um und sah zu der Anhöhe zurück, auf der Thor und der Zwerg vorhin gestanden hatten. »Du warst lange dort oben. Was hast du getan?«
    »Ich habe mit Dwegr gesprochen«, antwortete Thor.
    »Dwegr?«
    »Ein Zwerg«, erklärte Thor. »Ein Freund der Seeschlange, die uns gestern Nacht angegriffen hat, glaube ich. Ein komischer kleiner Kerl. Ich mag ihn nicht. Er hat mich eindringlich davor gewarnt, hierzubleiben.«
    »Ach so.« Torben schnitt eine Grimasse und zog es darüber hinaus vor, nicht weiter auf das Thema einzugehen. Stattdessen wandte er sich wieder nach Osten, und das rote Licht der Morgensonne spiegelte sich in seinen Pupillen und ließ sie wie Dämonenaugen aufleuchten, hinter denen ein unheimliches inneres Feuer loderte. »Das ist wirklich sonderbar«, sagte er noch einmal. »Wie lange sind wir jetzt hier, Thor?«
    Darauf konnte Thor nur mit einem Schulterzucken antworten. Woher sollte er wissen, wie lange er bewusstlos an Deck gelegen hatte?
    »Wir haben eine gute Stunde gebraucht, um den Strand zu erreichen und die Verwundeten zu bergen und zu versorgen«, fuhr Torben fort. »Und mindestens noch einmal so lange, um das Lager aufzuschlagen.« Er legte eine kurze, aber bedeutungsschwere Pause ein. »Und mindestens noch einmal so lange habe ich neben dir gesessen und darauf gewartet, dass mein Kommandant und der Gott unseres Volkes erwacht. Und seither ist eine gute Stunde vergangen, in der ich mich um das Schiff gekümmert habe.«
    »Und?«, fragte Thor. Er wusste genau, worauf Torben hinauswollte, aber es war, als weigere sich etwas in ihm, die Wahrheit anzuerkennen, bevor ein anderer sie nicht ausgesprochen hatte.
    »Sie hat sich nicht bewegt.« Torben machte eine Kopfbewegung zu dem glühenden Feuerball am Horizont. »Die ganze Zeit nicht.«
    »Wer?«, fragte Thor überflüssigerweise. Das Sonnenlicht berührte sein Gesicht wie eine unsichtbare, warme Hand, aber dennoch lief ihm plötzlich ein eisiger Schauer über den Rücken.
    »Die Sonne«, antwortete Torben trotzdem. »Sie bewegt sich nicht.«
    Dazu gab es nichts zu sagen. Torben sagte die Wahrheit, so einfach war das.
    Und so unmöglich.
    »Dieser Zwerg«, sagte Torben nach einer Weile. »Du weißt schon: Der Freund der Seeschlange. Was hat er gesagt, außer dass wir verschwinden sollen?«
    »Dass wir offensichtlich im Kreis gefahren sind«, antwortete Thor. »Das hier ist Asgard.«
    Torben machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten. Wieder standen sie eine geraume Weile stumm nebeneinander da und starrten die so vollkommen unmögliche Sonne an, die sich auf noch viel unmöglichere Weise weigerte, sich auch nur einen Fingerbreit von der Stelle zu rühren.
    »Aha«, seufzte Torben schließlich doch. »Nun, dann habe ich die Kundschafter in die falsche Richtung geschickt, fürchte ich.« Er machte eine Kopfbewegung nach Süden, ohne dass sein Blick den lodernden Feuerball über dem Meer auch nur für einen Moment losgelassen hätte. »Das da habe ich erst später gesehen.«
    Er deutete nun in die entgegengesetzte Richtung, und als Thors Blick der Geste folgte sah er, dass einer der gewaltigen Felspfeiler, die dort aus dem Meer ragten, eine Verbindung zum Land hatte und zumindest an einer Seite so aussah, als könnte ein halbwegs geschickter Kletterer bezwingen. Thor war ein sehr geschickter Kletterer.
    »Lust auf einen kleinen Spaziergang, oh großmächtiger Thor, Sohn des noch viel großmächtigeren Odin?«, feixte Torben.
    »Wenn du mich begleitest?«
    Torben riss sich endlich vom Anblick der verzauberten Sonne los, starrte erst ihn, dann den Felsen (er war mindestens hundertfünfzig Fuß hoch, wenn nicht mehr) und dann noch einmal ihn an, und sein Gesicht verlor dabei so schnell alle Farbe, dass es schon fast komisch aussah. »Ich bin Seemann, Thor«, ächzte er. »Keine Bergziege!«
    »Du wirst es schon lernen«, versicherte Thor. »Was eine dumme Ziege kann, das schafft der Kapitän eines so gewaltigen Schiffes doch ganz sicher auch, oder?«
    Torben maulte eine

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