Der Hauch Des Bösen: Roman
zu diesem Fall, und plötzlich höre ich, dass er nach Irland fliegt. Er wollte keinen Tag mehr damit warten, wollte nicht, dass ich die Gelegenheit bekomme, die Dinge so zu ordnen, dass ich ihn begleiten kann. Okay, vielleicht konnte er einfach nicht warten - das kann ich verstehen. Er hat ein Problem, und das will er sofort lösen, ohne auf mich warten zu müssen.«
»Eine Eheregel lautet, dass man alles Leid und alle Schwierigkeiten miteinander teilt. Stattdessen leidest du alleine hier, er leidet alleine dort, und das tut keinem von euch beiden gut.«
»Tja, er war derjenige, der hastig losgeflogen ist. Himmel, er saß bereits im Flieger, als er mich angerufen hat. Das habe ich ihm noch nicht verziehen.«
»Dann machst du dich am besten endlich auf den Weg und sagst ihm ins Gesicht, dass du sauer auf ihn bist.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich soll nach Irland fliegen? Jetzt? Er hat gesagt, dass er mich dort nicht haben will.«
»Wenn er das gesagt hat, hat er eindeutig gelogen. Typisch Mann. Wir können nichts dagegen tun.«
»Glaubst du wirklich, dass er mich dort braucht?«
»Allerdings.«
»Aber was ist mit dem Fall? Ich kann doch unmöglich...«
»Bin ich vielleicht ein Anfänger?« Feeney hatte die Geistesgegenwart, sie beleidigt anzusehen. »Glaubst du etwa, ich würde es nicht schaffen, eine Zeit lang die Ermittlungen zu leiten? Oder willst du unbedingt sämtliche Lorbeeren für dich allein?«
»Nein. Nein! Aber ich gehe momentan verschiedenen Spuren nach, und die Wahrscheinlichkeit, dass unser Täter in den nächsten beiden Tagen noch mal zuschlägt, ist...«
»Wenn Roarke verwundet wäre, wenn er aus den Ohren bluten würde, wärst du dann nicht längst schon unterwegs?««
»Natürlich wäre ich dann längst schon unterwegs.«
»Und jetzt blutet sein Herz. Also lass gefälligst alles stehen und liegen, und flieg ihm hinterher.«
Es war wirklich simpel. Die reinste Selbstverständlichkeit, erkannte sie. »Ich muss den Commander um Erlaubnis fragen, die Termine für morgen machen und meinen Bericht aktualisieren.«
»Dann setzt du dich am besten umgehend in Bewegung.« Feeney steckte seine Mandeln wieder ein.
»Danke. Du hast mir unheimlich geholfen.«
»Gern geschehen. Dafür zahlst du das Bier.«
18
Sie hatte noch alle Hände voll zu tun, musste diverse Leute um Gefälligkeiten bitten und das Verlangen unterdrücken, sich dreifach zu vergewissern, dass sie nicht die kleinste Kleinigkeit vergessen hatte.
Außerdem musste sie sämtliche innerlichen Hürden überwinden, um Summerset zu bitten, ihr bei der Planung des Flugs behilflich zu sein.
Auf dem Weg nach Hause, um ein paar Sachen einzupacken, beruhigte sie sich ein ums andere Mal, dass sie jederzeit an jedem Ort erreichbar war. Dass sie, falls erforderlich, ebenso schnell wieder nach Hause kommen könnte, wie sie von hier nach Irland flog. Dass sich ein potenzieller Einsatz nicht nur problemlos aus der Ferne leiten ließ, sondern dass ihr Team bei Feeney in den allerbesten Händen war.
Sie war nicht die einzige leitende Beamtin der New Yorker Polizei. Aber sie war Roarkes einzige Frau.
Trotzdem stapfte sie nervös durch die luxuriöse Suite seines schnellsten Shuttles, als dieser sie durch das Dunkel über den Atlantik trug, ging ein ums andere Mal ihre Notizen, die Akten und die Zeugenaussagen durch. Alles, was getan werden konnte, wurde von den anderen getan. Sie hatte eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Garage und des Vans befohlen, und zur zusätzlichen Sicherheit hatte die Abteilung für elektronische Ermittlungen einen Peilsender in dem Fahrzeug installiert.
Wenn er den Wagen holen würde, konnten sie ihn schnappen, und er säße, ehe er nur den Motor anließ, bereits auf dem Revier.
Sämtliche Spuren aus dem Fahrzeug wurden nochmals gründlich untersucht, und spätestens in vierundzwanzig Stunden hätte die Forensik alles, was von Ernestine und ihrer Kirchengruppe, den Angestellten der Garage und den Opfern stammte, eliminiert. Was dann noch übrig bliebe, stammte von dem Killer.
Sie hätten seine DNA und somit einen handfesten Beweis.
Sie hatte Männer in dem Internetlokal postiert, an den beiden Colleges und an der Medizinerfront Louise. Es würde also einen Durchbruch geben, und zwar in absehbarer Zeit.
Sie versuchte sich zu setzen und sich zu entspannen. Schaffte es aber nicht.
All das war Teil ihres Jobs. Und mit ihrem Job als Polizistin kannte sie sich aus.
Das, was direkt vor ihr lag hingegen, betraf sie
Weitere Kostenlose Bücher