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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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Dinge hatte ich erwartet, hätte sogar ein gewisses Verständnis dafür gehabt. Stattdessen heißt es nur: >Ah, Siobahns Junge, endlich bist du da. Wir sind froh, dass du gekommen bist.<«
    Kopfschüttelnd legte er die beiden Brothälften auf seinen Teller. »Wie geht man damit um?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren oder was ich empfinden soll, wenn mich jemand liebt. Ich komme mir dann immer unzulänglich oder dämlich vor.«

    »Wir haben halt keine Übung darin, geliebt zu werden, nicht wahr?« Er strich mit seinen Fingern über ihre Hand. »Zwei verlorene Seelen. Wenn du fertig gegessen hast, würde ich dir gerne etwas zeigen.«
    »Ich platze.« Sie schob ihren Teller fort. »Sie hat genug Essen für sämtliche Penner ganz New Yorks gemacht.«
    »Dann sollten wir einen Verdauungsspaziergang einlegen.« Vergnügt nahm er ihre Hand.
    »Ich gehe nicht noch mal zu den Kühen. So sehr liebe ich dich nicht.«
    »Wir werden die Kühe ihren Kuhgeschäften überlassen.«
    »Und was sind das für Geschäfte? Nein, ich will es gar nicht wissen«, entschied sie, als er sie durch die Haustür dirigierte. »Dann turnen mir sofort diese bizarren, Furcht einflößenden Bilder durch den Kopf. Was ist das da für ein Ding?«, wollte sie wissen und wies mit ausgestreckter Hand auf ein Gefährt.
    »Das nennt man einen Traktor.«
    »Weshalb fährt dieser Typ damit fast zwischen den Kühen rum? Gibt es dafür keine Fernbedienung, Droiden oder so?«
    Er fing an zu lachen.
    »Du lachst« - das war schön zu hören -, »aber die Kühe sind eindeutig in der Überzahl. Was, wenn sie es leid sind, nur so auf der Wiese herumzustehen, und wenn sie beschließen, Traktor zu fahren oder im Haus zu wohnen oder hübsche Kleider zu tragen? Was ist dann?«
    »Erinner mich daran, wenn wir zu Hause sind, dir Animal Farm von George Orwell zu geben, dann findest
du es raus. Hier.« Erneut nahm er aus dem Bedürfnis nach Nähe ihre Hand. »Diesen Baum haben sie für sie gepflanzt. Für meine Mutter.«
    Eve betrachtete den Baum mit den sattgrünen Blättern, den dicken Ästen und dem kräftigen Stamm. »Das ist ein... schöner Baum.«
    »In der Tiefe ihrer Herzen haben sie die ganze Zeit gewusst, dass sie nicht mehr lebt. Dass sie für sie verloren war. Aber es gab keinen Beweis. Bei dem Versuch, sie und mich, als ich noch ein Baby war, zu finden, wurde einer meiner Onkel beinahe getötet. Deshalb waren sie gezwungen, die Suche aufzugeben. Deshalb haben sie den Baum für sie gepflanzt, denn ein leeres Grab haben sie nicht für sie gewollt. Stattdessen steht jetzt hier der Kirschbaum, der in jedem Frühjahr wunderschön blüht und danach herrliche Früchte trägt.«
    Während Eve den Baum nachdenklich ansah, machte etwas in ihrem Innern klick. »Ich war gestern Abend bei dem Gedenkgottesdienst für eins der Opfer. In meinem Job nimmt man an allzu vielen Gedenkgottesdiensten und Beerdigungen teil. Die Menschen scheinen dieses Ritual zu brauchen. Auf mich wirkt es jedes Mal irgendwie verkehrt. Das hier erscheint mir richtig. Das hier erscheint mir gut.«
    Während sie den Baum weiter betrachtete, sah er sie fragend an. »Findest du das wirklich?«
    »Die Blumen, die man auf das Grab legt, werden welk und sterben. Und der Körper wird begraben oder verbrannt. Aber wenn man einen Baum pflanzt und ihn wachsen lässt, ist das ein Zeichen neuen Lebens. Es drückt etwas aus.«
    »Ich kann mich nicht an sie erinnern. Ich habe mir
das Hirn zermartert, bis ich fast verrückt geworden bin. Ich bilde mir ein, alles würde besser, wenn ich mich an irgendwas erinnern könnte, und sei es noch so wenig. Aber ich kann es einfach nicht. Also halte ich mich an den Baum. Das ist etwas Solides, und es ist tröstlicher für mich als irgendein kalter Stein. Falls es noch etwas anderes gibt als die Zeit, die wir auf Erden verbummeln, weiß sie, dass ich sie besucht habe. Dass du mich begleitet hast. Und das ist mir genug.«
    Als sie wieder in die Küche traten, räumte Sinead gerade die Reste ihres Frühstücks fort. Roarke legte eine Hand auf ihre Schulter und erklärte: »Eve muss wieder zurück. Und ich ebenfalls.«
    »Natürlich.« Sinead griff sanft nach seiner Hand. »Geh rauf und pack deine Sachen. Ich unterhalte mich solange mit deiner Frau, wenn sie nichts dagegenhat.«
    Ein wenig unbehaglich stopfte Eve die Hände in die Taschen ihrer Jeans. »Sicher. Kein Problem.«
    »Ich bin sofort wieder da.«
    »Äh...« Eve stotterte leicht

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