Der Hauch Des Bösen: Roman
nicht gerade häufig vor, dass sie ihn in Zivilklamotten sah. Wenn möglich, wirkte er in Jeans und T-Shirt noch jünger als in Uniform.
»Wo ist Ihre Waffe, Trueheart?«
Er klopfte sich auf den Rücken des langen, babyblauen Shirts. »Ich dachte, es wäre etwas auffällig, wenn ich bei dieser Hitze eine Jacke drüber trage. Ich weiß, ich bin ein bisschen nachlässig gekleidet, aber so laufen nun mal die meisten jungen Männer rum.«
»Der modische Aspekt Ihres Aufzugs ist mir egal.«
»Sie wäre so ziemlich die Letzte, die sich für Mode interessiert«, warf Baxter erheitert ein. In seiner dünnen Sommerhose und dem verblichenen grünen T-Shirt sah er richtiggehend lässig aus. »Nicht dass sie selbst nicht stets echt heiß aussähe. Vor allem, seit jemand mit Geschmack die Sachen für sie kauft.«
»Ich werde Sie später daran erinnern, mich am Arsch zu lecken. Jetzt wollen wir erst einmal versuchen, einen Serienkiller festzunehmen, und deshalb verschieben wir die Unterhaltung über unser aller Aussehen netterweise auf einen anderen Zeitpunkt. Wenn das möglich ist.
Handys an, Stunner auf niedrigste Stufe«, wandte sie sich ihrem eigentlichen Thema zu. »Sie beide gehen auf die andere Straßenseite und beziehen an zwei verschiedenen Stellen Position. Falls Sie irgendwen hinter einem der Fenster des Apartments sehen, oder falls jemand, der altersmäßig unserem Jungen entspricht, das Gebäude betritt oder verlässt, geben Sie mir umgehend Bescheid. Okay - nageln wir ihn fest.«
Auf dem Weg zum Fahrstuhl griff sie sich einen der künstlichen Farne, die die Eingangshalle schmückten, und ihre Assistentin stellte fest: »Ich wusste gar nicht, dass Sie Topfpflanzen so lieben.«
»Ich denke halt stets daran, wie sich mein Heim verschönern lässt. Falls er mein Gesicht sieht, macht er uns bestimmt nicht auf. Schließlich kennt er mich.«
»Oh, dann dient die Pflanze also lediglich der Tarnung.«
»Stellen Sie sich so, dass er auch Sie nicht sehen kann«, wies Eve sie an. »Wir müssen ihn dazu bewegen,
dass er uns die Tür aufmacht, damit wir ihn sehen und wissen, wer er ist. Schalten Sie schon mal Ihren Rekorder ein.«
»Damit wir, falls er panisch wird und die Tür zuwirft, zumindest ein Foto von ihm haben.«
»Wobei er dann so lange in seiner Wohnung sitzen wird, bis wir den Haftbefehl bekommen. Heute Nacht wird also niemand sterben«, meinte Eve und betrat den Flur des zwölften Stocks.
Sie hielt sich den Farn vor das Gesicht und blickte durch die Blätter, als sie vor die Tür der Wohnung trat. Neben einem Spion waren dort ein Überwachungsmonitor, ein Handscanner und ein Stimmenerkenner installiert. Du gehst wirklich kein Risiko ein, nicht wahr? Bist wirklich ein vorsichtiger Bastard, dachte sie. Willst nicht, dass irgendwer, der zufällig in deiner Wohnung einbricht, deine Schätze entdeckt.
Sie drückte auf die Klingel und wartete ab.
Das rote Licht sprang nicht auf Grün.
Sie klingelte noch einmal. »Lieferung für 1208.«
Als sie hörte, dass hinter ihr eine Tür geöffnet wurde, verlagerte sie ihr Gewicht und legte ihre freie Hand an ihren Stunner.
Eine junge Frau kam aus Apartment 1207 und riss, als sie Peabody in ihrer Uniform entdeckte, erschreckt die Augen auf. »Gibt es irgendein Problem? Ist irgendwas passiert? Ist Gerry okay?«
»Gerald Stevenson.« Eve stellte die Pflanze vor sich auf den Boden. »Lebt er hier?«
»Ja sicher. Zwar habe ich ihn schon seit, ich weiß nicht, ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Aber das ist seine Wohnung. Wer sind Sie?«
»Dallas. New Yorker Polizei.« Sie zog ihre Dienstmarke hervor. »Dann ist Gerry also nicht zu Hause.«
»Nein. Wie gesagt, ich habe ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er irgendeinen Auftrag und ist deshalb unterwegs.«
»Einen Auftrag.«
»Ja, Sie wissen schon, sicher macht er mal wieder irgendwelche Bilder.«
Eves Puls begann zu rasen. »Dann ist er also Fotograf.«
»Fotokünstler. So nennt er sich zumindest selbst. Und er ist tatsächlich gut. Er hat letztes Jahr ein paar Aufnahmen von mir und meinem Mann gemacht. Natürlich hat er nicht mehr viel gearbeitet, seit seine Mutter gestorben ist. Worum geht es überhaupt?«
»Als seine Mutter gestorben ist«, wiederholte Eve. »Was passierte da?«
»Was man erwarten würde. Er ist zusammengebrochen. Die beiden standen einander sehr nahe. Er hat sich bis zum Schluss um sie gekümmert, und, glauben Sie mir, das muss schrecklich gewesen sein. Sie
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