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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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stellte sie die Limonadenflasche ebenfalls zur Seite. »Ist es für Sie vielleicht von Interesse, dass ich, so sicher ich hier sitze, weiß, dass Ihre arme Mutter von Patrick Roarke ermordet worden ist?«
    Erst wurde ihm siedend heiß, dann plötzlich eisig kalt. Trotzdem sah er sein Gegenüber bewegungslos an und wiederholte: »Sie ist einfach gegangen.«
    »Wenn sie noch gelebt hätte, hätte sie Sie nie bei diesem Kerl zurückgelassen. Sie hat Sie mit jeder Faser ihres Herzens geliebt. Ihren kleinen aingeal hat sie Sie
genannt. Ihren kleinen Engel, und sie hat fast immer gesungen, wenn sie von Ihnen gesprochen hat.«
    »Gleich sind die zehn Minuten um, Ms O’Bannion, und das, was Sie mir bisher anzubieten haben, kaufe ich Ihnen ganz und gar nicht ab.«
    »Dann können Sie also auch sehr hart sein.« Nickend griff sie abermals nach ihrer Limonadenflasche und hob sie, als müsse sie ihre Hände beschäftigen, an ihren Mund. »Okay - das hatte ich erwartet. Aber ich versuche nicht, Ihnen etwas zu verkaufen. Ich möchte Ihnen nur etwas erzählen. Patrick Roarke hat Siobahn Brody umgebracht. Es konnte nicht bewiesen werden. Weshalb hätte mir die Polizei auch glauben sollen, wenn ich den Mut besessen hätte hinzugehen? Er hatte damals genügend Polizisten geschmiert, und das Gesindel, das mit ihm herumgezogen ist, hätte Stein und Bein geschworen, dass sie wirklich einfach weggelaufen ist. Aber das ist nicht wahr.«
    »Dass er sie getötet hat, überrascht mich nicht. Und dass er jede Menge Bullen in der Tasche hatte, die seinen mörderischen Arsch gerettet haben könnten, ist gleichfalls keine besondere Neuigkeit für mich.« Er zuckte mit den Schultern. »Falls Sie also mit dem Gedanken spielen, mich mit seinen Sünden zu erpressen...«
    »Oh, verdammt und zugenäht. Es geht nicht allen Menschen pausenlos um Geld.«
    »Den meisten schon.«
    »Sie war Ihre Mutter.«
    Er legte den Kopf ein wenig schräg, doch obwohl sein Magen sich verknotete, blieb seine Stimme weiter kühl. »Weshalb sollte ich Ihnen glauben?«
    »Weil es die Wahrheit ist. Und weil ich absolut nichts
dadurch zu gewinnen habe, dass ich es Ihnen sage. Ich fürchte, dass ich dadurch nicht mal mein Gewissen wirklich erleichtern kann. Wissen Sie, ich habe damals alles falsch gemacht. In der allerbesten Absicht, aber trotzdem habe ich, weil ich mich für wahnsinnig schlau hielt und weil ich sie gern hatte, alles falsch gemacht. Statt ihr wie erhofft zu helfen, habe ich alles nur noch schlimmer für sie gemacht.«
    Sie atmete tief durch und stellte ihre Flasche wieder auf den Tisch. »An dem Abend, als sie bei uns angerufen hat, habe ich ihr gesagt, wohin sie gehen kann. Ich habe versucht, sie zu beruhigen, habe ihr zugehört und ihr gesagt, was sie machen kann. Dafür war ich ausgebildet, und ich hatte es bis dahin immer so gemacht. Aber sie war total hysterisch, hatte Todesangst, und ich konnte durch die Leitung hören, dass das Baby schrie. Also habe ich mich über die Vorschriften hinweggesetzt und bin selbst zu ihr gefahren.«
    »Ich kann Ihnen sicher glauben, dass Sie zu irgendwem gefahren sind. Aber Sie irren sich, falls Sie tatsächlich meinen, die Frau, bei der Sie waren, wäre meine Mutter gewesen.«
    Moiras Augen drückten abgrundtiefe Trauer aus. »Sie waren das schönste Baby, das ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Ein atemberaubend hübscher kleiner Junge in einem blauen Schlafanzug. Sie war auf die Straße gelaufen, wissen Sie. Hatte Sie aus Ihrem Bett gerissen und hatte nichts anderes dabei. Nichts anderes als Sie.«
    Ihre Stimme brach, als tauche dieses Bild erneut vor ihren Augen auf. Dann atmete sie durch und fuhr mit ihrer Rede fort. »Sie hielt Sie eng an ihre Brust gedrückt,
obwohl er ihr drei Finger der rechten Hand gebrochen hatte und ihr linkes Auge völlig zugeschwollen war. Er hatte ihr zudem ein paar kräftige Fußtritte verpasst, bevor er betrunken aus dem Haus getorkelt war, um neuen Whiskey zu besorgen. Das war der Moment, in dem sie Sie aus Ihrem Bett gerissen hat und auf die Straße gelaufen ist. Sie hat sich geweigert, in ein Krankenhaus zu gehen, denn sie hatte Angst, dass er sie dort fände. Angst, dass er sie dann so verletzen würde, dass sie sich nicht mehr um Sie kümmern kann. Ich habe sie in ein Frauenhaus gebracht, und dort haben sie einen Arzt für sie geholt. Aber weil sie Sie dann nicht mehr hätte selbst versorgen können, hat sie die Medikamente nicht genommen, die er ihr verschrieben hat. Stattdessen

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